Der türkische Präsident hat am Ende seines Wahlkampfs und am Vorabend der entscheidenden Wahl den Ton noch einmal deutlich verschärft. Man werde die Unabhängigkeit, wenn nötig, "wie in der Nacht des 15. Juli, auf Kosten unseres Lebens" verteidigen, twitterte Recep Tayyip Erdogan.
Der türkische Präsident hat am Ende seines Wahlkampfs und am Vorabend der entscheidenden Wahl den Ton noch einmal deutlich verschärft. Man werde die Unabhängigkeit, wenn nötig, "wie in der Nacht des 15. Juli, auf Kosten unseres Lebens" verteidigen, twitterte Recep Tayyip Erdogan.
Gemeint ist der Putschversuch von 2016. Welches künftige Szenario er damit meint, ließ er offen. Erdogan warnte seine Anhänger vor möglichen Repressalien, sollte sein Rivale an die Macht kommen.
Erdogans ultranationalistischer Verbündeter Devlet Bahceli geht da weiter, er drohte dem Oppositionsbündnis vor kurzem unverhohlen mit "entweder lebenslangen Haftstrafen oder Kugeln in ihre Körper".
In unserem Liveblog hier finden Sie viele Informationen zur Schicksalswahl in der Türkei.
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Erdogan liegt vorn, verfehlt Mehrheit und muss in Stichwahl
Nach Auszählung von 99 Prozent der Wahlurnen im Inland und 84 Prozent der aus dem Ausland kommt Erdogan auf 49,40 Prozent und verfehlt eine absolute Mehrheit. Hauptkonkurrent Kemal Kılıçdaroğlu kommt auf 45 % der Stimmen, der nationalistische Politiker Sinan Ogan auf 5,2 %.
Nach derzeitigem Stand ist damit eine Stichwahl zwischen Recep Tayyip Erdogan von der AKP und Kemal Kilicdaroglu von der CHP das wahrscheinlichste Szenario.
Erdogan glaubt, dass seine Stimmen noch steigen
Präsident Erdogan sagt, er habe rund 2,6 Millionen mehr Stimmen erhalten als sein nächster Konkurrent, er glaubt, dass diese Zahlen mit dem endgültigen Ergebnis noch steigen werden. "Wir hatten eine der höchsten Wahlbeteiligungen in unserer Geschichte", sagt Erdogan und unterstreicht die hohe Wahlbeteiligung.
Verzögerungen im Auszählungsverlauf
Laut Medienberichten zweifelt Erdogans AKP Ergebnisse in den städtischen Wahlbezirken an. Diese müssen deshalb neu ausgezählt werden, die Daten werden noch nicht an die Wahlkommission weitergeleitet.
Die Angaben der staatlichen Agentur Anadolu

Im Rennen um die Präsidentschaft in der Türkei zeichnet sich eine Stichwahl ab
Nach Auszählung von 93 % der Stimmen werden die Präsidentschaftswahlen in der Türkei voraussichtlich in die Stichwahl gehen - keiner der Kandidaten hat die absolute Mehrheit erreicht.
Laut Anadolou liegt der Amtsinhaber Erdogan bei 49,83 % und verpasst damit die Mehrheit. Mit einem finalen Ergebnis der Stimmauszählung kann es noch dauern. Bleibt es bei unter 50 %, finden am 28. Mai die Stichwahlen statt.
Oppositionsführer Kilicdaroglu liegt bei 44,40 %.
Die staatliche Agentur Anadolou veröffentlicht in der Regel zunächst die Ergebnisse aus Erdogan-Hochburgen. Die größte Oppositionspartei CHP warf der islamisch-konservativen AKP Erdogans zudem vor, bewusst Einspruch gegen die Ergebnisse in Hochburgen der Opposition einzulegen. Dadurch werde die Auszählung verlangsamt und das Ergebnis falle zunächst zugunsten der Regierung aus.
Tendenziell ist also damit zu rechnen, dass die Zustimmung für den Amtsinhaber noch sinken wird.
Dieser Liveblog endet damit für heute Abend, morgen früh übernehmen unsere Kollegen und werden Sie mit den dann vorliegenden, aktuellen Zahlen versorgen.
Nach Oppositionsführer Kilicdaroglu hat sich auch Präsident Erdogan auf Twitter zu Wort gemeldet:
Oppositionsäußerungen während der laufenden Auszählung der Wählerstimmen hat er als «Raub des nationalen Willens» bezeichnet.
Die Tatsache, dass die Wahlen am 14. Mai als großes Fest der Demokratie in Frieden und Ruhe stattgefunden haben, ist Ausdruck der demokratischen Reife unserer Türkei.
Während die Wahl in einer so positiven und demokratischen Atmosphäre stattfand und die Auszählung der Stimmen weitergeht, ist der Versuch, die Ergebnisse übereilt zu verkünden, ein Eingriff in den nationalen Willen.
Wir freuen uns, dass sich die Gunst unseres Volkes in der laufenden Stimmenauszählung widerspiegelt.
Ich fordere alle meine Freunde und Kollegen auf, auf jeden Fall an den Wahlurnen zu bleiben, bis die Ergebnisse offiziell feststehen.
Sollte die Opposition nur knapp gewinnen, wächst die Sorge, dass Erdogan das Ergebnis nicht akzeptieren könnte.
Die Umfragen sehen Kemal Kiliçdaroglu, den Vorsitzenden der Republikanischen Volkspartei in Führung. Der 74-jährige Sozialdemokrat könnte der zwei Jahrzehnte währenden Autokratie des konservativen Präsidenten ein Ende setzen.
Kiliçdaroglu tritt für ein breites Bündnis aus sechs Parteien an und will das Land wieder in eine parlamentarische Demokratie führen.
Ob Erdogan die Türkei nach 20 Jahren an der Macht auch in die Zukunft führen könnte, daran gibt es zunehmend Zweifel. Das Land leidet unter einer Währungskrise, die Justiz gilt als politisiert, die Institutionen als ausgehöhlt. Nach dem Erdbeben im Februar mit Zehntausenden Toten wurde Erdogan Versagen im Krisenmanagement vorgeworfen.