"Wie ein Gefängnis" - umstrittenes Wohnschiff Bibby Stockholm eingetroffen

Die "Bibby Stockholm" im Hafen von Portland
Die "Bibby Stockholm" im Hafen von Portland Copyright Ben Birchall/PA Media
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Von Luke Hanrahan
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Das Wohnschiff Bibby Stockholm soll symbolisch eine Wende im britischen Asylsystem markieren, wurde aber in Südengland mit Argusaugen empfangen

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Im Hafen der kleinen Insel Portland in Südengland hat der Lastkahn Bibby Stockholm angelegt, ein Wohnschiff mit 500 Schlafplätzen. Hier sollen schon bald alleinstehende erwachsene männliche Asylbewerber einziehen.

Damit will die Regierung in London versuchen, den Druck auf das britische Asylsystem zu reduzieren.

Die Polizei befragte die Bevölkerung von Portland zu der Unterkunft vor ihrer Haustür.

Frage: "Halten Sie es für sinnvoll, Migranten auf Lastkähne zu setzen?"

Michael Sheldrake: "Möglicherweise ja, wenn sie irgendwo festgehalten werden müssen, dann muss man das tun."

Beth Halliday: "Ich denke, es ist völlig unmenschlich, ich verstehe nicht, warum wir das tun, ich finde es wirklich entsetzlich, und ich schäme mich für unser Land, das Menschen so behandelt."

David Callaghan: "Sie tun mir natürlich leid, weil sie aus einem Land kommen, das offensichtlich Probleme hat, aber wir haben im Moment auch Probleme in unserem Land."

Rocca Holly-Nambi: "Wir würden es vorziehen, mehr Würde, mehr Menschlichkeit, mehr Respekt zu sehen - indem wir die Menschen an Land unterbringen."

Dieser Lastkahn ist eine Alternative zum derzeitigen System und eine Kosteneinsparungsmaßnahme. Die britische Regierung versucht, die Ausgaben für die Unterbringung von Asylbewerberinnen und bewerbern in Hotels zu senken.

Allerdings erweist sich der Plan an anderen Orten als schwieriger umzusetzen. Berichten zufolge weigerten sich die Eigner der Häfen von Liverpool und Edinburgh, zwei Wohnschiffe, die tausend Asylbewerber aufnehmen sollten, anlegen zu lassen. Die Lastkähne wurden an ihre Eigentümer zurückgegeben.

Euronews-Korrespondent Luke Hanrahan kommentierte auf Portland: "Es gibt noch andere starke lokale Bedenken, und zwar, dass dieser Hafen, der streng überwacht wird, wer rein- und rausgehen darf, zu einem Behelfsgefängnis für die Menschen an Bord des Kahns in diesem Hafen wird."

"Komplett abgesperrt"

Caroline Todd, Einwohnerin von Portland, sagte abschließend: "Es ist komplett abgesperrt mit einer Sicherheitstür. Wir kommen nicht um die Insel herum, weil wir diesen Teil des Hafens nicht betreten können, also verstehe ich nicht, wie sie im Grunde frei sein sollen. Das ist wirklich ein sehr merkwürdiger Zustand, es kommt mir wie ein Gefängnis vor."

Ein Wohnschiff mit drei Stockwerken und der Fläche eines Fußballfeldes. Schon in wenigen Wochen die neue Unterkunft für 500 Männer aus vielen Teilen der Welt.

Im Jahr 1991 diente derselbe Lastkahn unter dem Namen Bibby Endeavour auch schon als Wohnschiff für Geflüchtete und Obdachlose unweit der Landungsbrücken im Hamburger Hafen.

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