Nach dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 hat die israelische Regierung hart durchgegriffen: Ihr Ziel: Die Geiseln befreien und die Hamas zerstören. Doch hat Israel seine Ziele erreicht?
Am 7. Oktober 2023 ist Israel von einem der tödlichsten Terroranschläge seiner Geschichte schwer getroffen worden. Von der Hamas angeführte militante Palästinensergruppen griffen aus der Luft, zu Wasser und auf dem Landweg israelisches Gebiet an. Sie töteten 1,200 Menschen und entführten 251 Personen in den Gazastreifen.
Die Hamas setzte bei ihrem Überfall Schnellboote, Gleitschirme, Drohnen und Kurzstreckenraketen ein. Ein so genannter "Multidomain-Angriff" - ein typisches iranisches Operationskonzept, wie Israel glaubt.
Militäroperation "Eiserne Schwerter"
Noch am selben Tag startete Israel die Militäroperation "Eiserne Schwerter" mit dem Ziel, die palästinensischen Angreifer aus Israel zu vertreiben, die Geiseln zu befreien und die Hamas zu zerschlagen.
Ein Jahr später die Bilanz: Bei den heftigen Kämpfen im Gazastreifen sind knapp 42.000 Menschen getötet worden, darunter mehr als 7.000 Kinder. Krankenhäuser, Schulen und andere soziale Einrichtungen sind zerstört. Rund 800 israelische Soldaten sind getötet worden.
Bisher konnten im Rahmen eines Geisel-Deals 100 Menschen befreit werden. Schätzungsweise 68 Geiseln werden noch im Gazastreifen gefangen gehalten.
Die Hamas ist noch nicht zerschlagen
Am 31. Juli wurde bei einem israelischen Angriff in Teheran der Hamas-Anführer Ismail Haniye getötet.
Nach monatelangen erbitterten Kämpfen brachte die israelische Armee im Frühsommer die Philadelphi-Route unter ihre Kontrolle - eine Sicherheitszone, die durch den Gazastreifen bis nach Ägypten führt.
Damit hofft Israel, Waffenschmuggel zu unterbrechen und die Tunnel der Hamas-Militanten zu zerschlagen.
Doch die Hamas ist nicht zerschlagen und das Ende des Krieges ist nicht in Sicht.
Das Ende des Krieges könnte das Ende von Netanjahus Regierung bedeuten, die von Hardlinern dominiert wird, die gegen einen Waffenstillstand sind. Denn das würde vorgezogene Neuwahlen bedeuten. Dabei muss sich Netanjahu wegen Korruption vor Gericht verantworten. Außerdem droht ihm eine offizielle Untersuchung der Versäumnisse seiner Regierung vor und während des Anschlags vom 7. Oktober.
Der Hamas-Anführer Yahya Sinwar, von dem man annimmt, dass er sich in den Tunneln des Gazastreifens versteckt hält, verhandelt weiter. Seine Forderungen nach einem vollständigen israelischen Rückzug, einem dauerhaften Waffenstillstand und der Freilassung palästinensischer Gefangener im Austausch gegen israelische Geiseln wurden von Israel abgelehnt.
Die Bemühungen um einen Waffenstillstand sind ins Stocken geraten. Der Krieg dauert an. Schätzungsweise 1,9 Millionen Palästinenser sind nach wie vor im Gazastreifen auf der Flucht.