Die HTS-Rebellen haben einen Vorort von Damaskus eingenommen und sind nun nur noch 10 km von dem Zentrum der syrischen Hauptstadt entfernt.
Syrische Rebellengruppen sind am Samstagnachmittag an Vororte der Hauptstadt Damaskus vorgedrungen.
Die Rebellen hatten mehrere Städte eingenommen, zuletzt die Hauptstadt der größten syrischen Provinz, Homs, sowie die Stadt Daraa.
Die Offensive begann am Mittwoch in Aleppo, wo die Rebellen ihren ersten großen Sieg errangen. Bei den Rebellen handelt es sich um mehrere Untergruppen, die von HTS-Kämpfern, der Gruppe Haiat Tahrir al-Scham, angeführt werden.
Der Bürgerkrieg
Syrien leidet seit dem Arabischen Frühling 2011 unter einem verheerenden Bürgerkrieg. Die Machtverhältnisse der verschiedenen Regierungs- und Rebellenfraktionen sind komplex und ändern sich ständig, aber der Konflikt hatte 2020 nach einem von der Türkei und Russland vermittelten Waffenstillstand in der nordwestsyrischen Region Idlib de facto einen Patt erreicht.
Die Akteure haben sich in den letzten zehn Jahren in ihren Zielen und Ideologien drastisch unterschieden. Neben Al-Qaida-Kämpfern, kurdischen Befreiungskräften, ISIL, von der Türkei unterstützten Rebellen und der von Russland unterstützten syrischen Nationalarmee wechselten die Kräfteverhältnisse häufig.
Warum jetzt?
Der Zeitpunkt des Vorstoßes der Rebellen ist kalkuliert. Die wichtigsten Verbündeten Syriens sind entweder abgelenkt oder geschwächt. Die Hisbollah hat erst vor kurzem unter den Angriffen Israels gelitten, und Russland ist mit der andauernden Invasion in der Ukraine beschäftigt.
Die Offensive begann am selben Tag, an dem der Libanon einen Waffenstillstand mit Israel und der Hisbollah aushandelte.
Die Haiat Tahrir al-Scham, die früher mit Al-Qaida und ISIS in Verbindung stand, beendete ihre Beziehungen zu extremistischen Gruppen und entwickelte sich zur größten Rebellengruppe in dem Konflikt. Sie kontrolliert Idlib, wo 4 Millionen Menschen leben, und verfügt über etwa 30.000 Soldaten.
Ähnlich wie unter Assads Herrschaft werden der HTS schwere Menschenrechtsverletzungen während ihrer Herrschaft im Norden Syriens vorgeworfen.
Vor Assads Haustür
Der rasche Erfolg der HTS brachte sie bis an den Rand der Hauptstadt. Die Gruppe riss heute in einem Vorort von Damaskus eine Statue des Vorgängers und Vaters von Bashar al-Assad, der ehemalige Präsident Hafiz Assad, nieder.
Der Vorort liegt etwa 10 km vom Stadtzentrum von Damaskus entfernt.
Es ist unklar, was geschehen wird, wenn die Rebellen in Damaskus eindringen. Während das Büro von Assad bekräftigte, dass der Präsident nicht aus dem Land geflohen ist, wird berichtet, dass 1000 Soldaten in den Irak geflohen sind.
Das letzte Mal, als Assad unter großem Druck stand und gestürzt werden sollte, setzte er in den Vororten von Damaskus chemische Waffen ein, um Oppositionskämpfer daran zu hindern, die Hauptstadt zu erreichen.