Der Sturz der Regierung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad beendete seine 24-jährige Herrschaft. Die Welt reagierte darauf mit Erleichterung und Vorsicht.
In einer 12-tägigen Blitzoffensive haben Rebellen unter der Führung der islamistischen Gruppe Hayat Tahrir al-Scham eine Stadt nach der anderen auf ihrem Weg von Aleppo nach Süden in Richtung der Hauptstadt Damaskus eingenommen. Dabei leistete die syrische Armee wenig bis gar keinen Widerstand und löste sich scheinbar auf.
Wir werfen einen Blick darauf, wie führende Politiker und andere international bekannte Persönlichkeiten auf diese unerwartete Entwicklung reagiert haben, die nicht nur Syrien neu gestalten, sondern auch die Machtdynamik im gesamten Nahen Osten verändern könnte.
Deutschland
In einer Fernsehansprache sagte Bundeskanzler Olaf Scholz, Assad habe "Zehntausende von Menschenleben auf dem Gewissen" und machte ihn für den Massenflucht von Syriern verantwortlich.
"Unsere Gedanken sind heute bei allen Opfern des Assad-Regimes, den brutal Ermordeten, den Gefolterten und den Geflüchteten“, sagte Scholz. Das syrische Volk habe unter Assad "entsetzliches Leid" erfahren. Deshalb sei das Ende seiner Herrschaft „erstmal eine gute Nachricht“.
"Es kommt jetzt darauf an, dass Syrien schnell in Recht und Ordnung leben kann und dass Recht und Ordnung dort hergestellt werden. Dabei müssen alle Religionsgemeinschaften, alle Volksgruppen und Minderheiten Schutz genießen. Allen Syrerinnen und Syrer muss ein Leben in Würde und Selbstbestimmung möglich gemacht werden. Daran werden wir die nächste syrische Regierung messen", so Scholz.
Frankreich
In einem Beitrag auf X bezeichnete Präsident Emmanuel Macron das Assad-Regime als "barbarischen Staat" und äußerte seine Erleichterung über dessen Sturz.
"Ich zolle dem syrischen Volk, seinem Mut und seiner Geduld Tribut. In diesem Moment der Ungewissheit wünsche ich ihnen Frieden, Freiheit und Einigkeit. Frankreich wird sich weiterhin für die Sicherheit aller im Nahen Osten einsetzen", schrieb er.
Polen
Polens Ministerpräsident Donald Tusk erklärte in einem weiteren Beitrag auf X, der Sturz Assads sei der Beweis dafür, dass Russland und seine Verbündeten besiegt werden können.
"Die Ereignisse in Syrien haben der Welt einmal mehr vor Augen geführt – oder sollten es zumindest –, dass selbst das grausamste Regime stürzen kann und dass Russland und seine Verbündeten besiegt werden können", schrieb er.
Vereinigtes Königreich
Premierminister Keir Starmer gab eine schriftliche Erklärung ab, in der er die Ereignisse, die sich in den vergangenen Stunden in Syrien abgespielt haben, als "beispiellos" bezeichnete.
"Das syrische Volk hat zu lange unter dem barbarischen Regime Assads gelitten und wir begrüßen seinen Abgang", schrieb er.
"Unser Fokus liegt jetzt darauf, sicherzustellen, dass sich eine politische Lösung durchsetzt und Frieden und Stabilität wiederhergestellt werden."
Niederlande
Der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof bezeichnete den Sturz von Assad auf X als "eine Erleichterung für alle, die unter seiner grausamen Diktatur gelitten haben".
"Jetzt sind ein friedlicher Übergang und die Wiederherstellung der Stabilität unter gleichzeitiger Wahrung des Respekts für alle Minderheiten des Landes entscheidend für Syrien und die Region. Wir verfolgen die Entwicklungen genau."
Europäische Union
Die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, schrieb auf X, dass "dieser historische Wandel in der Region Chancen bietet", warnte aber, dass er "nicht ohne Risiken" sei.
"Europa ist bereit, die Wahrung der nationalen Einheit und den Wiederaufbau eines syrischen Staates zu unterstützen, der alle Minderheiten schützt. Wir stehen in Kontakt mit europäischen und regionalen Politikern und beobachten die Entwicklungen."
Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas sagte, der Sturz des Assad-Regimes sei eine "positive und lang erwartete Entwicklung". "Er zeigt auch die Schwäche von Assads Unterstützern, Russland und Iran. Unsere Priorität ist es, die Sicherheit in der Region zu gewährleisten. Ich werde mit allen konstruktiven Partnern in Syrien und in der Region zusammenarbeiten", schrieb sie in einer auf X veröffentlichten Erklärung.
Türkei
Der türkische Außenminister Hakan Fidan sagte, das syrische Volk habe "einen neuen Tag begonnen, an dem es die Zukunft seines Landes bestimmen wird".
In einem Beitrag auf X sagte Fidan: "Die Türkei ist bereit, jede Verantwortung zu übernehmen, die notwendig ist, um die Wunden Syriens zu heilen und seine Einheit, Integrität und Sicherheit zu gewährleisten. Wir werden unsere Arbeit zu diesem Thema mit Ländern aus der Region und internationalen Akteuren in den kommenden Tagen weiter intensivieren."
Vereinigte Staaten
Endlich ist das Assad-Regime gestürzt", sagte US-Präsident Joe Biden In seiner Rede im Weißen Haus. Er bezeichnete Assads Sturz als "fundamentalen Akt der Gerechtigkeit". "Es ist ein Moment der historischen Chance für das leidgeprüfte syrische Volk, eine bessere Zukunft für sein stolzes Land aufzubauen. Es ist aber auch ein Moment der Risiken und der Unsicherheit", fügte er hinzu.
"Das Fazit all dessen ist, dass zum ersten Mal weder Russland noch der Iran oder die Hisbollah dieses abscheuliche Regime in Syrien verteidigen können. Dies ist ein direktes Ergebnis der Schläge, die die Ukraine und Israel zur Selbstverteidigung mit der unermüdlichen Unterstützung der Vereinigten Staaten ausgeführt haben", sagte er.
Vereinte Nationen
In einer schriftlichen Erklärung begrüßte Generalsekretär Antonio Guterres das Ende der Diktatur in Syrien und rief das Land zum Wiederaufbau auf. "Nach 14 Jahren brutalen Krieges und dem Sturz der Diktatur kann das syrische Volk heute eine historische Chance ergreifen, um eine stabile und friedliche Zukunft aufzubauen", sagte er. "Ich rufe erneut dazu auf, in dieser heiklen Zeit Ruhe zu bewahren und Gewalt zu vermeiden und gleichzeitig die Rechte aller Syrer ohne Unterschied zu schützen."
Israel
In einem auf X veröffentlichten Video sprach Ministerpräsident Benjamin Netanjahu von einem "historischen Tag für den Nahen Osten".
"Der Zusammenbruch des Assad-Regimes, der Tyrannei in Damaskus, bietet eine große Chance, birgt aber auch erhebliche Gefahren. Wir senden eine Hand des Friedens an alle, die jenseits unserer Grenze in Syrien leben; an die Drusen, die Kurden, die Christen und die Muslime, die in Frieden mit Israel leben wollen", sagte Netanjahu.