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Polen: Ein Punk-Sänger kämpft für Erinnerungskultur

Der polnische Punk-Sänger, Aktivist, Dozent und Dichter Grzegorz Kwiatkowski.
Der polnische Punk-Sänger, Aktivist, Dozent und Dichter Grzegorz Kwiatkowski. Copyright  Anne Frieda Müller
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Von Anne Frieda Müller
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Trupa Trupa ist im Ausland viel beliebter als in Polen selbst. Der Sänger Grzegorz Kwiatkowski denkt, es liegt an den Themen, die sie in ihrer Musik verarbeiten. Es geht um die dunklen Kapitel der Geschichte, vor allem um den Holocaust. Euronews hat Grzegorz und die Band in Gdańsk besucht.

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Diese Woche stehen drei große Konzerte für die polnische Punk-Band Trupa Trupa an: In London, Nottingham und Manchester. Alle Konzerte sind in England, nächstes Jahr geht die Tour weiter in die USA und Irland, dort hat sie Iggy Pop persönlich zum In the Meadows-Festival eingeladen.

Der Sänger Grzegorz Kwiatkowski sagt, die Gdańsker Band habe mehr Fans im Ausland als in Polen selbst, denn sie verarbeiten oft dunkle Kapitel der Geschichte, v.a. den Holocaust.

Grzegorz spielt gemeinsam mit Wojtek Juchniewicz und Tomek Pawlucszuk. Die Band beeinflusst auch sein weiteres Wirken. Er ist Dichter, Aktivist und Dozent:

"Ich denke, alle diese Dinge - Trupa Trupa, Poesie, Aktivismus und Universitätsleben - es ist alles gemischt. Für mich ist das alles ein Teil. Es ist alles Teil eines Erinnerungskunstprojekts. Ich denke, aus meiner Perspektive geht es um Erinnerung, Geschichte, Schönheit und das Schaffen von Kunst", erklärt Grzegorz.

Es ist also alles miteinander verbunden, aber es ist alles ein bisschen anders.

"Meine Poesie ist mit Trupa Trupa verbunden und Trupa Trupa ist mit meinem Aktivismus verbunden. Mein Aktivismus ist mit meiner Poesie verbunden. Meine Poesie ist mit meinem Universitätsleben verbunden. Es ist also alles miteinander verbunden, aber es ist alles ein bisschen anders."

Nicht weit von der Gdańsker Innenstadt ist das ehemalige Ghetto. Grzegorz Kwiatkowski hat acht Jahre für die Erinnerungsplankette gekämpft. Jahre für
Nicht weit von der Gdańsker Innenstadt ist das ehemalige Ghetto. Grzegorz Kwiatkowski hat acht Jahre für die Erinnerungsplankette gekämpft. Jahre für Anne Frieda Müller

Erinnerung an den Holocaust

Das wichtigste Thema dabei ist: Die Erinnerung an den Holocaust. Grzegorz schreibt Gedichte dazu und forscht. Im Jahr 2025 wird er Artist-in-Residence im Programm des Fortunoff Archivs an der US-amerikanischen Universität Yale sein. Dort wird er Gedichte zu den Holocaust-Zeugnissen, die im Fortunoff Archiv aufbewahrt werden, schreiben. Später im Prozess wird auch die ganze Band Trupa Trupa involviert sein.

Die neue Single von Trupa Trupa "Sister Ray"

In Gdańsk setzt sich Grzegorz u.a. seit acht Jahren für die Erinnerung an das ehemalige Ghetto der Stadt ein: "Für mich ist [das Ghetto] ein sehr symbolischer, symbolischer Ort, weil ich viele, viele Jahre dafür gekämpft habe, dass an diesen Ort erinnert wird." Unweit vom Gdańsker Stadtzentrum steht nun eine Plankette, die an das Ghetto erinnert.

"Die Menschen, die Touristen, die Besucher, die nach Gdańsk kommen, können jetzt über die Geschichte lernen und die Opfer dieses sehr tragischen Ortes zu respektieren", erklärt Grzegorz.

Der Großvater von Grzegorz Kwiatkowski war selbst Zwangsarbeiter im KZ Stutthof bei Gdańsk.
Der Großvater von Grzegorz Kwiatkowski war selbst Zwangsarbeiter im KZ Stutthof bei Gdańsk. privates Archiv

"Wegen meiner Familiengeschichte"

Grzegorz verarbeitet als Sänger, Dichter, Dozent und als Aktivist den Holocaust, ein sehr dunkles Kapitel der polnischen und der Weltgeschichte – aber warum tut er das?

"Ich mache das wegen meiner Familiengeschichte. Und ich mache es, weil mein Großvater ein Gefangener des deutschen Konzentrationslagers Stutthof war, das 30 Kilometer entfernt von Gdańsk lag. Meine Familie war also von der Geschichte des Zweiten Weltkriegs betroffen. Außerdem hat meine Frau jüdische Wurzeln. Die Familie meiner Frau versteckte sich während des Zweiten Weltkriegs im Wald nahe der Stadt Rzeszów, weil sie eine jüdische Familie war. Meine Familie wurde also von beiden Seiten auf sehr tragische Weise durch den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust beeinflusst."

Die Geschichte seiner Familie beeinflusst Grzegorz sehr stark in seiner Arbeit: "Ich fand sehr schnell heraus, dass die Verletzung der Menschenrechte und die Kriegsverbrechen, dass das nicht nur Probleme der Vergangenheit sind, sondern auch Probleme der Welt von heute. Natürlich ist die Welt heute sicherer als während des Zweiten Weltkriegs. Aber es ist immer noch ein sehr gefährlicher Ort für viele Menschen."

Für Grzegorz ist Geschichte mehr als nur Erinnerung: "Die Erinnerungskultur ist wichtig, um ein guter Mensch zu sein. Wir sollten uns an die Tragödien und an die Vergangenheit erinnern, um bessere Menschen zu werden."

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