Israel plant, die vollständige Kontrolle über den Gazastreifen zu übernehmen und eine freiwillige Abwanderung der rund zwei Millionen Einwohner zu erleichtern. Dieser Plan aber wird von palästinensischer Seite und einem Großteil der internationalen Gemeinschaft abgelehnt.
Bei israelischen Luftangriffen auf den Gazastreifen am frühen Montag sind nach Angaben palästinensischer Gesundheitsbehörden Dutzende von Menschen getötet worden.
Mehr als 30 der Getöteten befanden sich in einer Schule, die zu einer Notunterkunft in Gaza-Stadt umfunktioniert worden war. Berichten zufolge ist diese getroffen worden, als die Menschen schliefen. Demnach sollen in dem Gebäude dort Hunderte von Menschen aus Beit Lahia untergebracht gewesen sein.
Das israelische Militär erklärte, der Angriff habe Militanten gegolten, die von der Unterkunft aus operiert hätten.
Bei einem weiteren Angriff auf ein Haus in Jabalia wurden nach Angaben des al-Ahli Krankenhauses 19 Menschen getötet. Israel hat sich noch nicht zu dem Ziel dieses Angriffs geäußert.
Hamas soll Waffenstillstand zugestimmt haben
Medienberichten zufolge hat die Hamas am Montag einem Waffenstillstandsvorschlag des US-Sondergesandten Steve Witkoff zugestimmt. Israelische Beamte dementierten diese Berichte jedoch und erklärten, die Verhandlungen seien noch nicht abgeschlossen.
In der Zwischenzeit hat der andauernde Krieg zwischen Israel und der Hamas dazu geführt, dass die meisten der rund zwei Millionen Einwohner des Gebiets auf humanitäre Hilfe angewiesen sind. Internationale Experten warnen vor einer Hungersnot.
Israel sieht sich angesichts der humanitären Krise zunehmender Kritik an seiner Offensive und dem Druck ausgesetzt, Hilfsgüter in den Gazastreifen zu lassen.
Nach einer fast dreimonatigen Blockade erklärte Israel am Freitag, es habe mehr als 100 Lastwagen mit Hilfsgütern in das Gebiet gelassen. Dazu gehörten Lebensmittel, medizinische Ausrüstung und Medikamente.
Nach Ansicht der Vereinten Nationen reicht diese Menge jedoch nicht aus - vor allem im Vergleich zu den Hilfslieferungen, die während des letzten Waffenstillstands in den Streifen gelangten waren. Damals waren täglich etwa 600 Lastwagen mit Hilfsgütern zur Deckung des Grundbedarfs eingetroffen. Außerdem sei zu befürchten, dass die israelischen Militärrestriktionen die Verteilung der Hilfsgüter innerhalb des Gazastreifens erschweren.
Berichten zufolge verfolgt Israel einen von den USA unterstützten Plan zur Verteilung von Hilfsgütern in Gaza. Der US-amerikanische Leiter der Gaza Humanitarian Foundation, die das Hilfsprogramm beaufsichtigen sollte, ist jedoch am vergangenen Sonntag zurückgetreten.
Jake Wood fungierte als geschäftsführender Direktor. Es sei klar geworden, so sagte er, dass seine Organisation nicht unabhängig arbeiten dürfe.
"Es ist nicht möglich, diesen Plan umzusetzen und gleichzeitig die humanitären Grundsätze der Menschlichkeit, Neutralität, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit strikt einzuhalten, die ich nicht aufgeben werde", sagte er in einer Erklärung.
Wood forderte Israel auf, die Hilfslieferungen "über alle Mechanismen" auszuweiten.
Israel will vollständige Kontrolle über Gazastreifen
Israel plant, bis zum Ende seiner derzeitigen Militäroffensive, die vollständige Kontrolle über den Streifen zu erlangen.
"Am Ende dieser Kampagne werden alle Gebiete des Gazastreifens unter israelischer Sicherheitskontrolle stehen", sagte der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu.
Während des 19-monatigen Krieges hat das Militär weite Teile des Gazastreifens zerstört und rund 90 Prozent der Bevölkerung vertrieben.
Der Krieg hatte begonnen, nachdem Hamas-Kämpfer am 7. Oktober 2023 den Süden Israels angegriffen und rund 1.200 Menschen getötet hatten. Die meisten dieser Menschen waren Zivilisten. Die Hamas nahm 251 Menschen als Geiseln und hat noch 58 Personen in ihrer Hand. 24 von ihnen sollen noch am Leben sein.
Bei der anschließenden israelischen Offensive wurden nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen bisher 53.977 Palästinenser getötet, vor allem Frauen und Kinder, wobei nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterschieden wird. Nach Angaben des israelischen Militärs sind seit Beginn des Krieges 858 seiner Soldaten ums Leben gekommen.