Donald Trump hat den Befehl zur Bombardierung der wichtigsten unterirdischen Nuklearanlage im Iran erteilt. Das wissen wir über die Anreicherungsanlage in Fordow.
Neben Zielen in Natanz und Isfahan soll das US-Militär in der vergangenen Nacht auch die Atomanlage in Fordow in Iran angegriffen haben. Wie Medien in den USA übereinstimmend berichten, warfen sechs Tarnkappenbomber ein Dutzend Bunkerbrecher-Bomben auf Fordow ab.
Fordow war auch schon in der vergangenen Woche eines der Hauptziele der israelischen Angriffe auf den Iran. Warum haben es Israel und die USA auf diese Nuklearanlage abgesehen?
Fordow ist nach Natanz die zweitgrößte Nuklearanlage des Irans. Sie befindet sich in der Nähe der heiligen Stadt Ghom - etwa 95 Kilometer südwestlich von Teheran - und steht unter der Aufsicht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO).
Die Existenz der Anlage von Fordow - seit 2006 im Geheimen gebaut - wurde erst 2009 bekannt, nachdem sie in Betrieb genommen worden war. Westliche Staaten, darunter die Vereinigten Staaten, kritisierten Iran scharf dafür, dass die Anlage während ihrer Planungs- und Bauphase nicht öffentlich gemacht wurde.
Gebaut, um Luftangriffen zu widerstehen
Fordow wurde speziell dafür gebaut, Luftangriffen standzuhalten. Da die Anlage rund 80 Meter unter Erd- und Gesteinsschichten vergraben ist, gilt sie als resistent gegen konventionelle Bunkerbomben. Weil Israel das iranische Atomprogramm als existenzielle Bedrohung ansieht, sind Anlagen wie Fordow und Natanz Top-Ziele.
Die Anlage in Fordow diente früher als Stützpunkt der iranischen Revolutionsgarden und wurde durch iranische und russische Boden-Luft-Raketensysteme geschützt. Diese Abwehrsysteme könnten jedoch durch die jüngsten israelischen Luftangriffe neutralisiert worden sein.
Experten gehen davon aus, dass nur die Vereinigten Staaten über Bomben verfügen, die stark genug sind, um die unterirdischen Kammern von Fordow zu zerstören - insbesondere der GBU-57 Massive Ordnance Penetrator, ein 13.000 Kilogramm schwerer Bunkerbrecher. Die israelischen Streitkräfte verfügen vermutlich über GBU-28-Bomben, die bis zu sechs Meter tief in den Untergrund eindringen können. Militäranalysten weisen jedoch darauf hin, dass Cyber-Kriegsführung eine alternative Methode zur Ausschaltung der Anlage sein könnte. Im Jahr 2010 zerstörte der Stuxnet-Virus, der angeblich in einer gemeinsamen amerikanisch-israelischen Operation entwickelt wurde, erfolgreich Tausende von iranischen Zentrifugen.
Eine Anlage mit zweifelhaftem Zweck
Fordow wurde ursprünglich für die Urananreicherung gebaut. In der Blütezeit soll die Anlage 16 Kaskaden und etwa 3.000 Zentrifugen beherbergt haben. Der Iran reicherte das Uran zunächst auf 5 % an, steigerte diesen Wert aber bis 2011 auf über 20 %.
Im Rahmen des 2015 mit den westlichen Großmächten geschlossenen Atomabkommens erklärte sich der Iran bereit, die Urananreicherung in Fordow einzustellen. Im Jahr 2019 machte Präsident Hassan Rouhani diese Zusage jedoch rückgängig und kündigte an, dass wieder Urangas in die Zentrifugen der Anlage eingespeist werden solle, womit die Anlage als Nuklearanlage reaktiviert würde. Die IAEO überwacht die nuklearen Aktivitäten des Irans weiterhin durch Überwachungssysteme und regelmäßige Inspektionen.
Bei einer unangekündigten Inspektion der IAEO im Januar 2023 wurden in Fordow Zentrifugen installiert, die die Anreicherung von Uran auf einen Reinheitsgrad von 60 % ermöglichen, was einen Verstoß gegen das Sicherungsabkommen zwischen Teheran und der UN-Behörde darstellt.
"Der Iran hat die angegebenen Konstruktionsdaten für die Fordow-Brennstoffanreicherungsanlage (FFEP) erheblich geändert, ohne die Agentur im Voraus zu informieren. Dies verstößt gegen die Verpflichtungen des Irans im Rahmen seines Sicherungsabkommens", sagte IAEO-Chef Rafael Grossi.
Offizielle Stellen in Teheran haben stets behauptet, das angereicherte Uran sei für friedliche, vor allem medizinische Zwecke bestimmt. Nach Angaben der IAEO ist Fordow nach wie vor der wichtigste Standort für das iranische Uran, das auf etwa 60 Prozent angereichert ist - weit über dem Niveau, das als friedlich gilt und sich der Waffenqualität (90 Prozent) nähert.