Präsident Karol Nawrocki hat ein Gesetz unterzeichnet, das für Familien mit mindestens zwei Kindern eine Steuerbefreiung vorsieht.
In Polen ist eine vollständige Einkommenssteuerbefreiung für Eltern mit mindestens zwei Kindern geplant. So gefördert werden Familien, die pro Elternteil nicht mehr als umgerechnet etwa 33.000 Euro - also zu zweit 66.000 Euro - verdienen.
Keine Einkommenssteuer für Familien war wichtigstes Wahlversprechen
Nach Berechnungen des Präsidialamtes kann eine durchschnittliche polnische Familie dank der neuen Steuererleichterungen rund 1.000 PLN - etwa 235 Euro - pro Monat gewinnen. Ziel der Reform ist es, die Steuerlast für Familien zu verringern, das verfügbare Einkommen zu erhöhen, den Konsum anzuregen und die Berufstätigkeit zu fördern.
Polens Präsident Karol Nawrocki hatte die Nullbesteuerung für Familien zu einer der Säulen seiner Kampagne gemacht. Bereits im März 2025, also noch vor den Wahlen, legte er seinen "Vertrag mit den Polen" vor, in dem er die Einführung dieser Erleichterung ab dem ersten Tag seiner Präsidentschaft ankündigte.
Nach seinem Wahlsieg hielt er sein Wort: Am 8. August 2025 unterzeichnete er bei einem Besuch in Kolbuszowa in den Karpaten symbolisch das Gesetz.
Die Null-Besteuerung ist nur ein Element einer umfassenderen Reform, die als "Steuerpanzer" bezeichnet wird. Das Paket umfasst auch eine Senkung des Mehrwertsteuersatzes von 23 Prozent auf 22 Prozent, die Abschaffung der so genannten Belka-Steuer und die Einführung einer quotenbasierten Rentenindexierung.
Das Finanzministerium schätzt, dass sich die Kosten des Programms auf bis zu 7 Mrd Euro jährlich belaufen könnten.
Die Präsidentenkanzlei gibt an, dass die Finanzierung des Programms durch eine Verschärfung des Steuersystems in Höhe von 3,2 Mrd. Euro (14 Mrd. PLN) erfolgen soll, aber Finanzexperten halten es für unrealistisch, eine solche Summe allein auf diesem Weg zu erreichen.
Vorteile nur für wohlhabende Familien
Steuerexperten warnen auch davor, dass die tatsächlichen Vorteile vor allem den Wohlhabenden zugute kommen werden. Piotr Juszczyk, leitender Steuerberater bei inFakt, betont, dass einkommensschwache Familien, die wenig oder gar keine Einkommenssteuer zahlen, nur geringfügige Beträge erhalten werden.
Diejenigen mit hohen Einkommen hingegen werden am meisten profitieren.
Die Analysen zeigen deutliche Unterschiede. Eine Familie mit einem monatlichen Bruttoeinkommen von 7.000 PLN (1.650 Euro) kann mit einer Entlastung von rund 395 PLN (95 Euro) pro Monat rechnen. Im Vergleich dazu können Eltern mit einem Monatseinkommen von 12 000 PLN (2.800 Euro) jeden Monat 913 PLN (214 Euro) sparen.
Für Personen, deren Einkommen unter dem Freibetrag liegt, ändert sich gar nichts, da sie bereits jetzt keine Lohnsteuer zahlen.
Was denken die Polen darüber? Und wie sieht die Realität aus?
Am 11. September fand eine öffentliche Anhörung zu dem vom Präsidenten vorbereiteten Gesetzentwurf statt. An der Konsultation nahmen 476 Personen teil, 71 Prozent davon waren Männer und 29 Prozent Frauen.
76 Prozent der Befragten hielten die Verabschiedung des Gesetzes zur Einführung der "neuen 1000-plus-Leistung für das zweite Kind" für unbedingt erforderlich, während nur 16 Prozent den Vorschlag von Präsident Karol Nawrocki entschieden ablehnten.
Die Umsetzung der vorgeschlagenen Reformen würde die Zustimmung sowohl der Regierung als auch des Parlaments erfordern, was jedoch angesichts des derzeitigen politischen Klimas unrealistisch erscheint.
Mariusz Zielonka, Chefökonom der Lewiatan Confederation, betont gegenüber Super Express, dass der polnische Haushalt nicht über ausreichende Mittel verfügt, um die finanzpolitischen Versprechen des Präsidenten umzusetzen. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, die Steuern zu senken, würde die Regierung diese sicherlich nutzen, so der Experte. Er fügt hinzu, dass es unwahrscheinlich sei, dass die Regierung sich zu Reformen entschließen würde, die die Lage der öffentlichen Finanzen erheblich verschlechtern würden.