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Wärmeversorgung: Steigen die Kosten in Deutschland ins Unermessliche?

Ein gasbefeuertes Kraftwerk ist am 29. Februar 2024 in Linden, New Jersey, in Betrieb.
Ein gasbefeuertes Kraftwerk ist am 29. Februar 2024 in Linden, New Jersey, in Betrieb. Copyright  AP Photo
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Von Nela Heidner
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
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Deutschlands Stadtwerke treffen Vorbereitungen für den Ausstieg aus den Gasnetzen für die Wärmeversorgung. Gleichzeitig will das Bundeswirtschaftsministerium bei der Stromerzeugung vermehrt auf Gas setzen - und bittet dafür bei der EU um Subventionen.

Nach einer Umfrage des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) plant jedes fünfte Stadtwerk (19 %), sein Gasnetz spätestens bis 2045 außer Betrieb zu nehmen. Fast die Hälfte der Versorger (46 %) ist sich noch unschlüssig, ob sie ihre Netze künftig auf klimafreundliches Gas umstellen oder vollständig stilllegen will. Lediglich acht Prozent haben bislang eine klare Entscheidung getroffen, ihre Netze für Privathaushalte auf Ökogas umzurüsten.

Mannheim zeigt sich beim Ausstieg aus dem Gas besonders ambitioniert: Nach den Plänen des Versorgers MVV soll das Gasnetz bis 2035 außer Betrieb genommen werden.

Augsburg, Hannover und Würzburg planen, die Gasversorgung bis 2040 zu beenden. In München und Regensburg sollen die Gasnetze spätestens 2045 abgeschaltet werden.

Im Gegensatz dazu hatte Bundeswirtschafts- und Energieministerin Katherina Reiche bereits Anfang Mai angekündigt, Gaskraftwerke mit einer Gesamtleistung von "mindestens 20 Gigawatt (GW)" errichten zu lassen. Der Bundesplan sieht Gaskraftwerke als Übergangstechnologie mit Umrüstmöglichkeit auf Wasserstoff. Die Gaskraftwerke sollen eingesetzt werden, wenn Wind und Sonne in Deutschland nicht ausreichend Energie liefern.

Während auf Bundesebene, in der Stromerzeugung, also weiterhin auf Gas gesetzt wird, reduzieren Städte auf kommunaler Ebene den Gaseinsatz in der Wärmeversorgung.

  • Ebene des Stromsystems (Bund): Gas wird hier in Gaskraftwerken zur Stromerzeugung eingesetzt – vor allem als Backup für erneuerbare Energien und zur Sicherung der Netzstabilität.
  • Ebene der Wärmeversorgung / lokale Netze (Kommunen): Hier geht es um Erdgasheizungen und Gasverteilnetze, die im Rahmen der Wärmewende durch klimafreundliche Alternativen ersetzt werden sollen. Merke: EU-Subventionen sind nötig, um die Kraftwerke am laufen zu halten, wenn sie nicht genutzt werden. Die EU öffnet den Geldbeutel offenbar nicht ganz so weit, wie vom Wirtschaftsministerium erhofft: Statt 20 Gigawatt (GW) wird jetzt, nach inoffiziellen Informationen aus dem Bundeswirtschaftsministerium, nur noch um eine Kapazität von 12 bis 12,5 Gigawatt (GW) verhandelt.

Wer trägt die Kosten?

Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) fordert eine zügige Schaffung von Planungssicherheit und warnt davor, dass die Kosten des Netzrückbaus am Ende vor allem von den Kunden getragen werden könnten.

VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing erklärte der Bild-Zeitung: "Wer 2045 nicht mehr mit Gas oder Öl heizen kann, muss sich darauf verlassen können, dass bezahlbare Alternativen vorhanden sind. Fernwärme, Wärmepumpen oder grüne Gase müssen spätestens bis dahin flächendeckend verfügbar sein."

Kunden sind übrigens neben den Privathaushalten auch die Unternehmen in Deutschland: Rund 1,4 Millionen mittelständische Unternehmen sind an die Gasverteilnetze angeschlossen.

Steigende Gas-, Strom- und Materialpreise belasten für diese Firmen ohnehin bereits die Gewinnmargen. Komplexe Vorschriften zu Steuern, Umweltauflagen, Arbeitsschutz oder Energieeffizienz erhöhen Verwaltungsaufwand und Kosten. Und internationale Konkurrenten mit niedrigeren Lohn- und Produktionskosten setzen mittelständische Betriebe unter Preisdruck.

Fest steht, es herrscht eine Diskrepanz in den Zielen der Strom- versus der Wärmeversorgung in Deutschland, wo Bund und Kommunen prinzipiell offenbar nicht an einem Strang ziehen.

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