Von mehreren Ministerien habe das Start-up "GovRadar" Gelder erhalten, darunter auch das Wirtschaftsministerium. Seit Längerem ist Guttenberg mit dessen Chefin Katherina Reiche zusammen.
Die Beziehung der neuen Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) zum ehemaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) könnte für sie zur Zerreißprobe werden.
Guttenberg ist seit 2023 am Münchner Start-up GovRadar beteiligt, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) gefördert wird, so der Spiegel. Anfang September sollen demnach 287.236 Euro aus dem Ministerium an das Unternehmen geflossen sein. Zum Vergleich: GovRadar erzielte 2023 laut Jahresabschluss einen Umsatz von rund 900.000 Euro.
Kurz vor Reiches Amtsantritt im Mai hatten Reiche und Guttenberg öffentlich gemacht, dass sie "seit geraumer Zeit" ein Paar sind. Ob Reiche von der Förderung oder Guttenbergs Beteiligung wusste, ließ eine Ministeriumssprecherin auf Anfrage des Spiegel jedoch offen. Auch dazu, welche Maßnahmen ergriffen würden, um mögliche Interessenkonflikte zu vermeiden, äußerte sie sich nicht.
Die Sprecherin verwies darauf, dass die Förderung über das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) erfolgt sei, das von externen Projektträgern im Auftrag des Ministeriums verwaltet wird. Daher habe es "grundsätzlich keinen direkten Kontakt" zwischen dem Ministerium und dem Start-up gegeben. Allerdings räumte sie ein, dass das zentrale Vergabereferat des Hauses wegen eines Medienberichts eigenständig Kontakt zu GovRadar aufgenommen habe. Im Sommer habe es dazu einen Termin "auf Arbeitsebene" gegeben.
Kein "Lobbyist"
Guttenberg weist alle Vorwürfe der Begünstigung zurück. Die insinuierten Annahmen entbehrten "jeder Grundlage", ließ er dem Spiegel ausrichten. Er befasse keine Regierungsmitglieder mit Angelegenheiten von Firmen, an denen er beteiligt sei – "schon gar nicht meine Lebensgefährtin". Alles andere sei allein schon aus privaten Gründen "undenkbar". Zudem arbeite er "generell nicht als Lobbyist".
Guttenbergs Anteil an GovRadar soll lediglich ein Prozent betragen. Er sei "zu keinem Zeitpunkt" mit den betreffenden Bundesministerien oder Förderanträgen befasst gewesen, so das Unternehmen.
GovRadar entwickelt Software, die den Aufwand für Behörden bei der Erstellung von Ausschreibungsunterlagen um bis zu 90 Prozent reduzieren soll. Das Unternehmen könnte laut Spiegel besonders von den steigenden öffentlichen Ausgaben profitieren.
Tatsächlich hat das Start-up bereits mehrfach Fördergelder erhalten. 2024 flossen demnach 110.858 Euro, 2025 bislang 40.063 Euro aus dem Wirtschaftsministerium. Im Vorjahr habe es außerdem Fördermittel aus dem Finanzministerium gegeben – zwischen 70.000 und 80.000 Euro. Vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus soll GovRadar zudem 50.000 bis 60.000 Euro Mietkostenzuschuss bekommen haben.