Merz betont, die USA bräuchten Partner und warnt davor, sich politisch von Europa abzuwenden. Zumindest die USA-Deutschland Beziehungen sollten doch erhalten bleiben, so Merz. Seine Worte lösen Kritik in Berlin und Brüssel aus.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat die neue Sicherheitsstrategie der US-Regierung kritisiert und europakritische Passagen klar zurückgewiesen - und im Zuge seiner Äußerungen Kritik auf sich gezogen.
Zwar habe ihn das Papier "in der Substanz nicht überrascht", sagte er, da es inhaltlich dem entspreche, was US-Vizepräsident JD Vance bereits im Februar auf der Münchner Sicherheitskonferenz gesagt habe. Vance hatte dort Deutschland und anderen europäischen Staaten eine Einschränkung der Meinungsfreiheit sowie eine Ausgrenzung von Parteien wie der AfD vorgeworfen.
Diese Rede habe "etwas in ihm ausgelöst", so Merz. In der Folge seien die deutschen Verteidigungsausgaben erhöht worden. Zur neuen Sicherheitsstrategie sagte Merz, dass "manches darin nachvollziehbar, manches darin verständlich, manches darin für uns aus der europäischen Sicht inakzeptabel ist."
Weiter betonte der Kanzler, dass "America First" zwar akzeptabel sei, "aber America alone kann nicht in eurem Interesse sein".
Europa könne ein Partner der USA sein, "und wenn Ihr mit Europa nix anfangen könnt, dann macht wenigstens Deutschland zu eurem Partner".
Diese Aussage von Merz stößt nun auf heftige Kritik: die Bundesvorsitzende der Grünen, Franziska Brandner, schrieb in einem Beitrag auf X, dass "Merz mit einem Satz die komplette Errungenschaft seiner Partei für Europa über Bord wirft. Dabei bräuchten wir jetzt einen Kanzler, der wie kein anderer für ein starkes Europa kämpft. Denn nur zusammen können wir mit China oder den USA mithalten. Merz hätte einen echten Adenauer-Moment haben können - er hat ihn nicht nur verpasst, er hat ihn abgelehnt."
Auch im EU-Parlament wurde das Angebot des Kanzlers kritisiert. EU-Abgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann beschuldigte Merz in einem Beitrag auf X, "mal wieder ein verheerend unklugen Satz" getätigt zu haben "in Zeiten, in denen ein geeintes Europa so wichtig ist wie nie zuvor."
"Merz wollte in Europa führen und schert jetzt aus, wenn’s eng wird. Das ist verantwortungslos. Trump lacht sich ins Fäustchen", so Strack-Zimmermann.
Die US-Regierung unterstellt Europa in dem Dokument unter anderem Demokratie-Defizite und kündigt eine Zusammenarbeit mit nationalistischen Parteien an. Zudem ist von einem Verlust von Meinungsfreiheit und einer Gefahr "zivilisatorischer Auslöschung" durch Migration die Rede. Merz wies die Vorwürfe zurück. Die USA müssten Europas Demokratie nicht retten. "Wenn sie wirklich gerettet werden müsste, würden wir das schon alleine hinbekommen."
Für Merz bestätigt die US-Strategie seine Haltung, "dass wir in Europa und damit auch in Deutschland sicherheitspolitisch sehr viel unabhängiger werden müssen von den USA". Die Europäer müssten sich ihm zufolge darauf vorbereiten, dass die USA möglicherweise "nicht mehr als Bündnispartner zur Verfügung stünden", betonte jedoch, dass man verfolge weiterhin "ein gemeinsames Ziel – die Bewahrung von Freiheit, Sicherheit und Frieden auf unserem Kontinent" – verfolge.
Zwar hofft Merz, "dass uns die Amerikaner auf diesem Weg folgen", doch sollte das nicht mehr so sein, müsse Europa vorbereitet sein. Merz verwies daraufhin erneut auf die Rede von JD Vance in München, da sie etwas in ihm ausgelöst habe was "heute in unseren Verteidigungsausgaben zu sehen ist."
Neben der Nationalen Sicherheitsstrategie Europas hat Trump die EU in einem Interview mit Politico erneut kritisiert und erklärte, er möge zwar "die aktuelle Besetzung" in Europa, doch gute Arbeit leisteten die europäischen Spitzenpolitiker nicht: "Ich glaube sie wissen nicht, was sie machen sollen" und bezeichnete sie als "schwach" und "politisch korrekt". Länder mit seiner Zustimmung seien ihm zufolge Ungarn und Polen.
Vor allem kritisierte Trump erneut die europäische Einwanderungspolitik, durch die viele Staaten künftig "keine lebensfähigen Staaten" mehr seien.
Trotz der Kritik gilt die Einladung an Trump für einen Deutschland-Besuch im kommenden Jahr unverändert. Einen Termin gebe es zwar noch nicht, doch Merz bestätigte, dass Trump die Einladung "mit großer Begeisterung" angenommen habe.