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„Make Amazon Pay“: Weltweite Streiks am Black Friday, Beschäftigte in über 30 Ländern vereint

Vor den Spheres in Seattle schließen sich Amazon-Mitarbeitende am 20. September 2019 dem Klimastreik an.
Amazon-Beschäftigte streiken für das Klima vor den Spheres in Seattle am 20. September 2019. Copyright  Credit: AP Photo
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Von Theo Farrant
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
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Die Kampagne „Make Amazon Pay“ läuft bereits das sechste Jahr in Folge. Sie nimmt Amazons Arbeitsbedingungen, politischen Einfluss und Umweltauswirkungen ins Visier.

Amazon bereitet sich auf einen der größten Einkaufstage des Jahres vor. Weltweit rüsten sich Tausende für eine Welle koordinierter Streiks und Proteste in mehr als 30 Ländern.

Gewerkschaften, Tech-Beschäftigte, Menschenrechtsorganisationen und Umweltgruppen demonstrieren von Black Friday bis Cyber Monday gegen den Technologieriesen, als Teil der Kampagne Make Amazon Pay.

Die Initiative wirft Amazon vor, Ungleichheit zu befeuern, demokratische Rechte zu untergraben, indem das Unternehmen die Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump finanzierte, und der Umwelt zu schaden.

Amazon finanzierte Trumps Amtseinführung und erhielt, wofür es zahlte: Unterstützung beim Zerschlagen von Gewerkschaften, Deregulierung und den Abbau von Umweltschutz.

Nach Angaben der Organisatoren fallen die Proteste in eine Phase, in der Amazons weltweiter Einfluss weiter wächst. Er reicht längst über den Handel hinaus: in Logistik, Cloud-Dienste, Polizeiarbeit, Grenzschutz und politisches Lobbying.

"Amazon, Jeff Bezos und ihre politischen Verbündeten setzen auf eine techno-autoritäre Zukunft. Aber an diesem Make Amazon Pay Day sagen Beschäftigte überall: Es reicht", sagte Christy Hoffman, Generalsekretärin der UNI Global Union, einer globalen Gewerkschaft der Dienstleistungsbranchen.

"Seit Jahren erstickt Amazon demokratische Rechte am Arbeitsplatz durch Gewerkschaftsbekämpfung und mit Rückendeckung autoritärer politischer Figuren. Das Geschäftsmodell vertieft Ungleichheit und untergräbt grundlegende Rechte, sich zu organisieren, kollektiv zu verhandeln und sichere, faire Arbeitsplätze einzufordern", fügte sie hinzu.

"Amazons Technologien sind weltweit in Gewaltstrukturen eingebettet"

David Adler, Co-Koordinator der politischen Organisation Progressive International, sagte, Amazon sei "eine Säule einer neuen autoritären Ordnung, aufgebaut auf Überwachung und Ausbeutung".

"Von ICE-Razzien bis zur Unterdrückung von Palästinensern: Amazons Technologien sind weltweit in Gewaltstrukturen eingebettet. Make Amazon Pay zeigt jedoch, dass Beschäftigte und Gemeinden dieser Macht entgegentreten können und stattdessen eine Zukunft auf Würde und Demokratie aufbauen".

Vor Ort berichten viele Beschäftigte, dass steigende Produktivitätsvorgaben und harte Bedingungen sie an die Belastungsgrenze bringen.

In Manesar, Indien, schilderte Lagerarbeiterin Neha Singh, wie Hitzewellen das Gebäude in "einen Ofen" verwandeln.

"Während der Hitzewellen fühlt sich das Lagerhaus wie ein Ofen an. Menschen kippen um, aber die Zielvorgaben reißen nicht ab", sagte sie in einer Mitteilung.

"Selbst wenn wir ohnmächtig wurden, durften wir keinen Tag frei nehmen und nach Hause gehen. Nehmen wir diesen Tag doch, kürzen sie den Lohn. Nach drei Fehltagen kündigen sie. Amazon behandelt uns als entbehrlich. Wir schließen uns Make Amazon Pay an, um die elementarsten Rechte einzufordern: Sicherheit, Würde und die Chance, lebend nach Hause zu kommen".

Beschäftigte vor dem Amazon-Fulfillment-Center YVR2 in Delta, British Columbia, Kanada, am Freitag, 11. Juli 2025.
Beschäftigte vor dem Amazon-Fulfillment-Center YVR2 in Delta, British Columbia, Kanada, am Freitag, 11. Juli 2025. Credit: AP Photo

Big Techs Einfluss auf den Planeten

Umweltorganisationen warnen, dass der wachsende politische Einfluss des Konzerns Risiken birgt, die weit über den Arbeitsplatz hinausgehen.

"Jeff Bezos' Amazon ist ein eindeutiges Beispiel für den wachsenden, zerstörerischen Einfluss von Big Tech auf Menschen und den Planeten", sagte Sanna Ghotbi, Senior Campaigner bei Greenpeace International.

"Die Bewegung Make Amazon Pay macht der Welt klar, dass Amazon im Zentrum der sich vertiefenden Allianz zwischen Big Tech und repressiven Regimen steht.

"Big-Tech-Konzerne in Milliardärsbesitz wie Amazon bedrohen unsere Rechte immer stärker, unterdrücken Widerspruch und ruinieren den Planeten. Es ist Zeit, Big Techs Übergriff in unser Leben zurückzuweisen und Amazon zur Kasse zu bitten!"

Die diesjährigen Aktionen erfassen fast alle Teile von Amazons weltweitem Imperium.

In Deutschland planen Lagerbeschäftigte von Amazon, vertreten durch die Gewerkschaft ver.di, Arbeitsniederlegungen. In den Vereinigten Staaten organisieren Aktivistinnen und Aktivisten zu Cyber Monday Proteste gegen Amazons Verträge mit der Einwanderungs- und Zollbehörde ICE. Sie werfen dem Unternehmen vor, die Überwachungssysteme der Behörde zu betreiben.

In Europa sind Proteste in Dänemark, Spanien, Griechenland, dem Vereinigten Königreich, Polen und Luxemburg geplant.

Aktionen sind zudem in Australien, Indonesien, Taiwan, Nepal, Palästina, Brasilien, Kolumbien und Südafrika vorgesehen.

Neben physischen Protesten koordinieren die Organisatoren digitale und kreative Aktionen, um auf Amazons politischen Einfluss aufmerksam zu machen, darunter Projektionen und Online-Solidaritätsveranstaltungen.

Löhne zahlen, Steuern zahlen, für Schäden aufkommen

Die Kampagne argumentiert, Amazon sei zu einer zentralen Unternehmensmacht geworden, die Politik und Wirtschaft prägt. Als Belege nennen sie die finanzielle Unterstützung für Trumps Amtseinführung und die Vorteile aus jüngsten Körperschaftsteuersenkungen.

In seinem jüngsten Bericht meldete Amazon um 1,4 Milliarden Dollar (1,2 Milliarden Euro) geringere Steuerzahlungen als im Vorjahreszeitraum.

Organisatoren warnen, dass die raschen Investitionen des Unternehmens in Automatisierung und künstliche Intelligenz Hunderttausende Jobs gefährden. Seine Rechenzentren, einige der größten weltweit, verbrauchen enorme Mengen Wasser und Energie.

Die Koalition Make Amazon Pay fordert faire Bezahlung der Beschäftigten, die Zahlung von Steuern und einen Ausgleich für die Umweltschäden, die durch das Wachstum des Unternehmens entstehen.

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