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Einbruch der Nachfrage in USA und China trifft Deutschlands Exporte

DATEI - Eine Person geht auf einer Fußgängerbrücke zwischen zwei Parlamentsgebäuden in Berlin, Deutschland. Jan. 3, 2022. (AP Photo/Michael Sohn)
DATEI - Eine Person geht auf einer Fußgängerbrücke zwischen zwei Parlamentsgebäuden in Berlin, Deutschland. Jan. 3, 2022. (AP Photo/Michael Sohn) Copyright  Michael Sohn/Copyright 2022 The AP. All rights reserved
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Von Una Hajdari
Zuerst veröffentlicht am
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Der gleichzeitige Rückgang der Exporte in die USA und nach China offenbart einer neuen Studie zufolge tiefe strukturelle Schwächen in Europas größter Wirtschaft.

Deutschland ist es gewohnt, seine Exportprobleme auf einem Markt in aller Ruhe zu bewältigen.

Im Jahr 2025 hat dies nicht so funktioniert.

Als die Ausfuhren in die USA stark zurückgingen - und die Verkäufe nach China laut Handelsdaten gleichzeitig schwächer wurden - geriet das exportorientierte deutsche Wirtschaftsmodell unter einen seltenen, gleichzeitigen Druck. Deutschland wurde in ein Rekorddefizit im Handel mit China von fast 90 Milliarden Euro getrieben und legte die wachsende Fragilität der globalen Handelsposition des Landes offen.

"Die engen transatlantischen Handelsbeziehungen geraten durch die Zollpolitik von US-Präsident Trump erheblich unter Druck", schreibt dasInstitut der deutschen Wirtschaft (IW)in einer neuen vom Auswärtigen Amt finanzierten Studie.

"Dies spiegelt sich bereits in der Exportentwicklung der deutschen Industrie in den ersten drei Quartalen 2025 wider."

Demnach sind die deutschen Exporte in die USA in den ersten drei Quartalen 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7,8 Prozent gesunken - eine deutliche Kehrtwende gegenüber dem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von fast fünf Prozent zwischen 2016 und 2024.

Ein harter Schlag für Deutschlands Autoindustrie

Der Rückgang konzentrierte sich auf das industrielle Herzstück der deutschen Exportmaschine.

"Die deutschen Ausfuhren von Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeugteilen, Maschinen und chemischen Erzeugnissen, die zusammen mehr als zwei Fünftel der deutschen Ausfuhren in die USA ausmachen, sind besonders stark betroffen", heißt es in der Studie.

Zusammengenommen haben allein diese drei Sektoren die deutschen Exporte in die USA um mehr als 5,2 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr sinken lassen, was mehr als zwei Drittel des Gesamtrückgangs ausmacht.

Der Einbruch der Exporte in die USA ist vor allem auf die erneute Zolloffensive von US-Präsident Donald Trump seit dessen zweitem Amtsantritt zurückzuführen.

Die deutschen Automobilexporte in die USA gingen um 14 Prozent zurück, während die Maschinenexporte um 9,5 Prozent sanken, da Zölle von bis zu 50 Prozent auf Stahl, Aluminium und verwandte Produkte erhoben wurden.

Der Bericht warnt, dass die Exportleistung im dritten Quartal 2025 eine "neue Normalität" für den deutschen Handel mit den USA zeigen könnte, da es unwahrscheinlich ist, dass die US-Importzölle in absehbarer Zeit auf das frühere Niveau zurückkehren werden.

Während die deutschen Exporte in den ersten drei Quartalen des Jahres nominal leicht gestiegen sind, macht die Studie deutlich, dass sich dahinter ein besorgniserregender Verlust an Wettbewerbsfähigkeit verbirgt. In Schlüsselsektoren sind die Exportvolumina um mehrere Jahre zurückgedrängt worden.

In wichtigen Branchen sind die deutschen Exporte in die USA auf das Niveau von 2022 oder sogar Anfang 2019 zurückgedrängt worden.

Der von Dr. Samina Sultan, Senior Economist am IW, verfasste Bericht kommt zu dem Schluss, dass sich Deutschland nicht länger auf eine Erholung seiner traditionellen Exportmärkte verlassen kann. Stattdessen fordert sie eine dringende Diversifizierung und eine tiefere Integration innerhalb Europas.

Deutschland müsse stärker in den Ausbau alternativer Exportmärkte investieren und gleichzeitig verbleibende Hemmnisse innerhalb des EU-Binnenmarktes abbauen sowie Freihandelsabkommen mit Drittstaaten beschleunigen, heißt es in der Studie.

China verschärft die Exportprobleme

Gleichzeitig wurde Deutschland von einem zweiten, eher strukturellen Schock aus China getroffen.

Während der Rückgang in den USA direkt mit der Handelspolitik zusammenhängt, spiegelt die Verlangsamung der Exporte nach China tiefgreifende Veränderungen in der Weltwirtschaft und in Chinas eigenen industriellen Fähigkeiten wider.

Während die deutschen Importe aus China weiter steigen, schrumpfen die Exporte in die Gegenrichtung, was das Handelsdefizit auf einen historischen Höchststand treibt.

China wird zum ersten Mal seit 2010 nicht mehr zu den fünf wichtigsten Exportmärkten Deutschlands gehören.

Nach Angaben der deutschen Handels- und Investitionsagentur Germany Trade & Invest (GTAI) werden die Exporte in diesem Jahr voraussichtlich um rund 10 Prozent auf etwa 81 Milliarden Euro zurückgehen.

Mit diesem Rückgang würde China nur noch an siebter Stelle der wichtigsten Zielländer für deutsche Waren stehen - eine bemerkenswerte Kehrtwende für einen Markt, der die deutsche Exportlandschaft mehr als ein Jahrzehnt lang dominiert hat.

Während der Rückgang der Exporte in die USA weitgehend mit der Zollpolitik von Präsident Donald Trump zusammenhängt, spiegelt die Abschwächung des Handels mit China tiefere, strukturelle Veränderungen wider.

Chinesische Hersteller - insbesondere im Automobil- und Maschinenbau - haben den technologischen Rückstand gegenüber deutschen Wettbewerbern rasch aufgeholt und konkurrieren in einigen Segmenten zunehmend auf Augenhöhe.

Da Peking auf eine stärkere Selbstversorgung und Inlandsproduktion drängt, fällt es deutschen Exporteuren immer schwerer, Marktanteile auf ihrem einst wichtigsten Wachstumsmarkt zu verteidigen.

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