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Deutscher Handelsüberschuss schrumpft auf Elf-Monats-Tief bei stark steigenden Importen

Archivbild: Container stehen im Hafen von Hamburg, Deutschland.
Archivbild: Container im Hafen von Hamburg, Deutschland. Copyright  AP/2009
Copyright AP/2009
Von Piero Cingari
Zuerst veröffentlicht am
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Der Handelsüberschuss sank im September 2025 auf ein Elf-Monats-Tief. Importe stiegen um drei Komma eins Prozent. USA-Exporte erholten sich, liegen zum Vorjahr niedriger.

Deutschlands Handelsüberschuss ist im September 2025 weiter geschrumpft und fiel auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2024. Der unerwartet kräftige Importanstieg übertraf das Exportwachstum.

Vorläufige Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) zeigen: Saisonbereinigt stiegen die Exporte gegenüber dem Vormonat um 1,4 % auf 131,1 Milliarden Euro. Die Importe legten um 3,1 % auf 115,9 Milliarden Euro zu.

Der monatliche Überschuss sank damit auf 15,3 Milliarden Euro. Im August waren es 16,9 Milliarden, vor einem Jahr 18,0 Milliarden.

Damit blieb der Wert unter den Erwartungen der Ökonomen. Sie hatten mit einem weitgehend stabilen Überschuss von 16,9 Milliarden Euro gerechnet.

In den ersten neun Monaten 2025 erreichten die Gesamtausfuhren 1,18 Billionen Euro, ein Plus von 0,7 % gegenüber dem gleichen Zeitraum 2024. Die Einfuhren stiegen deutlich stärker um 4,8 % auf 1,03 Billionen Euro. Das deutet auf eine nachlassende Jahresbilanz hin.

Importe legen schneller zu als Exporte

Die deutschen Ausfuhren erholten sich leicht und lagen 2,0 % über dem September 2024. Die Einfuhren zogen hingegen kräftiger an und legten im Jahresvergleich um 4,8 % zu.

Die Zahlen deuten darauf hin, dass die Binnennachfrage robust bleibt. Die weltweite Nachfrage wirkt dagegen uneinheitlich.

Ein Treiber waren Importe aus Nicht-EU-Ländern, die gegenüber dem Vormonat um 5,2 % stiegen. Besonders die Einfuhren aus China, dem größten Lieferanten, legten um 6,1 % auf 14,6 Milliarden Euro zu.

Aus den Vereinigten Staaten stiegen die Importe noch stärker um 9,0 % auf 8,7 Milliarden Euro. Waren aus dem Vereinigten Königreich legten um 20 % auf 3,6 Milliarden Euro zu.

Die Ausfuhren in die USA erholten sich nach fünf Monaten Rückgang und stiegen gegenüber dem Vormonat um 11,9 % auf 12,2 Milliarden Euro. Sie lagen aber weiterhin 7,4 % unter dem Niveau von September 2024, ein Effekt der Trump-Zölle.

Auch die Exporte in das Vereinigte Königreich legten kräftig zu, um 7,1 % auf 7,0 Milliarden Euro. Die Lieferungen nach China sanken um 2,2 % auf 6,7 Milliarden Euro und lagen damit 11,9 % unter dem Vorjahresniveau.

Deutschlands Handelsüberschuss speist sich weiterhin vor allem aus dem Binnenhandel der EU.

Die Ausfuhren in EU-Mitgliedstaaten stiegen um 2,5 % auf 74,3 Milliarden Euro, die Einfuhren aus diesen Ländern nahmen um 1,2 % auf 59,3 Milliarden Euro zu.

Im Euroraum erhöhten sich die Exporte um 1,4 %, die Importe gingen um 0,7 % zurück. Das stärkte den Überschuss zusätzlich.

Am stärksten war die Dynamik bei EU-Ländern außerhalb des Euroraums: Exporte sprangen um 5,1 %, Importe stiegen um 4,9 %.

Deutschlands Exporte bleiben fragil

Carsten Brzeski, Leiter Makroökonomie weltweit bei ING, sieht in den September-Zahlen „ein weiteres Indiz für die kleine Erholung der deutschen Wirtschaft nach dem Sommer“. Zugleich warnt er: Der Exportanstieg sei zu gering für eine breite Trendwende.

Die Exportmengen liegen weiterhin unter dem Niveau vor dem „Tag der Befreiung“ und deutlich unter den Werten von März 2025.

Brzeski verweist auf tiefere strukturelle Verschiebungen im Exportprofil Deutschlands: Der Handelsanteil mit den Vereinigten Staaten und China nimmt ab.

Trotz eines Anstiegs um nahezu zwölf Prozent im September machen Exporte in die USA nur noch 9,5 % der gesamten Ausfuhren aus. Vor einem Jahr waren es 10,5 %.

Chinas Anteil fiel noch deutlicher auf fünf Prozent. In den Jahren vor der Pandemie lag er bei fast acht Prozent.

Mit Blick nach vorn warnt Brzeski, dass deutsche Exporteure weiterhin vor großen Herausforderungen stehen.

„US-Zölle belasten die Ausfuhren weiterhin und dürften ihre volle Wirkung erst in den kommenden Monaten entfalten“, so Brzeski. Es brauche „viel Fantasie“, um sich eine baldige Rückkehr der Exporte als wichtiger Wachstumstreiber vorzustellen.

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