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Deutschland sucht neue Ansätze gegen das Dauerproblem Ärztemangel

Deutsche Ärztinnen und Ärzte schlagen Alarm.
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Von Liv Stroud
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
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"Man merkt, dass immer weniger Ärzte in Deutschland arbeiten wollen", sagt Dr. Peter Rott. Er hat eine gynäkologische Praxis in Berlin.

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Deutsche Ärztinnen und Ärzte schlagen Alarm und warnen vor dem Personalmangel in ihrem Beruf. Tausende Mediziner waren zwischen Weihnachten und Neujahr in den Streik getreten, um gegen zu viel Bürokratie und niedrige Bezahlung zu protestieren. 

Aber nicht nur deutsche Ärzt:innen sind wütend, auch slowenische ÄrzteMediziner haben ihre Arbeit niedergelegt. In Italien haben im Dezember Ärzt:Innen und Pfleger:innen protestiert. Und britische Assistenzärzt:innen waren im längsten Streik ihrer Geschichte

In Deutschland seien mit der Wiedervereinigung etwa 4.000 Medizinstudiumplätze weggefallen, das mache sich bemerkbar, sagt Dr. Peter Rott. Er hat eine gynäkologische Praxis in Berlin.

"Man merkt, dass immer weniger Ärzte in Deutschland arbeiten wollen." Er kenne viele Medizinstudenten, die wegen attraktiverer Bedingungen nach dem Studium lieber nach  Dänemark oder Schweden gehen wollen, so Rott. "Ich kenne extrem viele Mediziner, die in Schweiz gehen, weil sie auch viel besser bezahlt werden."

Niedergelassener Gynäkologe verdient 70.000 Euro pro Jahr

Gynäkologe Rott rechnet vor, dass er nach Abzug der Steuern 70.000 Euro pro Jahr verdient. Ein gutes Gehalt, aber nicht genug, um die Löhne Arzthelferinnen in der Praxis zu erhöhen. 

Auf einem Dringlichkeitsgipfel hatte der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach den Ärzt:innen versprochen, die Zwangsbudgets zu beenden, damit die Hausärzte mehr verdienen können. Aber auch ein Bürokratieabbau sei nötig, erklärt Dr. Dirk Heinrich, Vorsitzender der Vereinigung niedergelassener Ärzte. Viele niedergelassene Ärzt:innen finden keine Nachfolge für ihre Praxen, wenn sie in den Ruhestand gehen.

"Wenn tatsächlich unsere Vorschläge aufgenommen werden, und sich auch in der fachärztlichen Versorgung deutliche Verbesserungen abzeichnen, dann wird es nicht ganz so schlimm", meint Heinrich. Aber wenn nicht, dann werde der Ärztemangel in Deutschland zu einem Dauerproblem.

Peter Schreiber, Medizinstudent und Vorsitzender der Studierenden im Hartmannbund, sagte, "Das Medizinstudium in Deutschland ist gekennzeichnet durch eine überwältigende Menge erst einmal an Lern und Lehrstoff, dem es leider an vielen Ecken und Enden, an Praxis relevanz und auch an didaktischer Aufbereitung mangelt. Das Ganze äußert sich dann zudem auch in oftmals hochgradig detailverliebten Prüfungen. Und in unseren Augen muss das nicht ganz unbedingt so sein," und sagte, der Verband sei daran interessiert, einen konstruktiven Dialog mit Lauterbach und anderen Politikern zu eröffnen. Der Hartmannbund sagt, sie seien motiviert für Veränderungen.

Medizinstudent Laurin Gerdes glaubt, dass ganz neue Ansätze her müssten.

"Andrerseits muss man, glaube ich, neue Methoden entwickeln, zum Beispiel die Integration pensionierter Ärzt*innen zum Beispiel durch Telemedizin oder andere Technologien oder eben die bessere Vergütung, um diesen Personalmangel oder diese Abwanderung eben durch neues Personal eben zu kompensieren. Und ich glaube, das sind die großen Herausforderungen, die man angehen muss und denen man sich auch jetzt akut stellen muss, weil ich hatte die Zahlen erwähnt. Es ist nicht so, dass uns das erst in 20 Jahren tangiert, sondern es sind wirklich gravierende Fortschritte in den nächsten 3 bis 5 Jahren, die wir auch jetzt schon merken," fügte der Hartmannbund-Mitglied Gerdes hinzu.

Ärzt:innen warnen, dass die Patienten unversorgt vor verschlossenen Türen stehen werden, wenn die Politik nicht schnell handelt.

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