Das Rauchen am Strand, in Parks oder an Bushaltestellen ist jetzt verboten. Bußgelder drohen bei Verstößen - nach einer "Zeit des Umdenkens".
Brigitte Bardot räkelte sich barfuß am Strand von Saint-Tropez und rauchte genüsslich eine Zigarette. Jean-Paul Belmondo lief selbstbewusst die Champs-Élysées hinunter, während er rauchte und eine Generation der Rebellion verkörperte.
In Frankreich waren Zigaretten nicht einfach nur Zigaretten: Die "clopes" waren filmische Statements, Flirts und Zeichen des Aufstands.
Wenn jedoch jetzt im Sommer 2025 die ikonischen Szenen von Bardot und Belmondo in der Realität nachgestellt würden, drohen Bußgelder von bis zu 135 € (153 $). Doch offenbar lässt das Gesundheitsministerium den Menschen eine gewisse Zeit des Umdenkens. Ende Mai wurde vor der Presse von einer Zeit der "Pädagogik" gesprochen. In dem am Samstagmorgen (28.06.2025) veröffentlichten Dekret ist nicht die Rede davon, dass bei Verstößen Bußgelder verhängt werden.
Kein Rauchen in der Nähe von Schulen und Sportstätten
Das Dekret muss noch durch einen Erlass des Gesundheitsministers ergänzt werden, um die genauen Bereiche festzulegen, in denen Rauche verboten wird. Es soll für die Umgebung von Schulen, Bibliotheken, Sporteinrichtungen und Einrichtungen, die für den Empfang, die Ausbildung oder die Unterbringung von Minderjährigen bestimmt sind, gelten. Diese Maßnahme war von der Regierung für Ende 2023 versprochen und Ende Mai von der Gesundheitsministerin Catherine Vautrin bestätigt worden, wobei das Inkrafttreten ursprünglich für den 1. Juli in ganz Frankreich vorgesehen war.
Rauchverbot auch in Parks und am Strand
Nachdem Frankreich den Tabak jahrzehntelang verherrlicht hatte, startet es nun also sein bislang umfassendstes Rauchverbot. Die von Catherine Vautrin angekündigten neuen Einschränkungen werden das Rauchen in fast allen öffentlichen Außenbereichen verbieten, in denen sich Kinder versammeln können, darunter Strände, Parks, Gärten, Spielplätze, Stadien, Schuleingänge und Bushaltestellen.
"Der Tabak muss dort verschwinden, wo sich Kinder aufhalten", sagte Vautrin gegenüber französischen Medien. Die Freiheit zu rauchen "endet dort, wo das Recht der Kinder, saubere Luft zu atmen, beginnt".
Während Vautrins Gesetz die Prioritäten der öffentlichen Gesundheit widerspiegelt, signalisiert es auch einen tieferen kulturellen Wandel. Das Rauchen bestimmt die französische Identität, die Mode und das Kino schon so lange, dass diese neue Maßnahme wie eine stille französische Revolution in einem Land wirkt, dessen Verhältnis zum Tabak bekanntermaßen komplex ist.
Laut der Krebsliga enthielten mehr als 90 % der französischen Filme von 2015 bis 2019 Szenen, in denen geraucht wurde. Das ist mehr als doppelt so viel ist wie in Hollywood-Produktionen. Jeder französische Film enthielt im Durchschnitt fast drei Minuten Rauchen auf der Leinwand, was sechs 30-sekündigen Werbespots im Fernsehen entspricht.
Das Kino hatte einen besonderen Einfluss. Belmondos rebellischer Raucher in Jean-Luc Godards "Außer Atem" wurde weltweit zu einem Symbol für jugendlichen Trotz. Bardots Zigarettenrauch schwebte in "Und Gott schuf die Frau" und symbolisierte eine ungezügelte Sinnlichkeit.
Dennoch hat diese Glamourisierung Folgen. Nach Angaben der französischen Gesundheitsbehörden sterben jedes Jahr etwa 75 000 Menschen an tabakbedingten Krankheiten. Obwohl die Raucherquote in jüngster Zeit zurückgegangen ist - weniger als 25% der erwachsenen Franzosen rauchen nun täglich, ein historischer Tiefstand -, bleibt diese Gewohnheit tief verwurzelt, insbesondere unter jungen Menschen und Stadtbewohnern und -bewohnerinnen.
Frankreichs Beziehung zum Tabak ist seit langem voller Widersprüche. Air France verbot das Rauchen auf allen Flügen erst im Jahr 2000, lange Jahre nachdem die großen US-amerikanischen Fluggesellschaften Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre begonnen hatten, den Tabak schrittweise aus dem Verkehr zu ziehen. Diese Verzögerung zeugt von der Langsamkeit des Landes, seine kulturelle Liebe zur Zigarette zu brechen, selbst in 10.600 Metern Höhe.
Wenn man durch die eleganten Straßen des Marais, dem angesagtesten Viertel von Paris, schlendert, reichen die Reaktionen auf das Rauchverbot von pragmatischer Akzeptanz bis hin zu nostalgischem Misstrauen.
"Es war höchste Zeit. Ich will nicht, dass meine Kinder mit dem Gedanken aufwachsen, dass Rauchen romantisch ist", sagt die 34-jährige Mode-Managerin Clémence Laurent, die auf der Terrasse eines überfüllten Cafés an einem Espresso nippt. "Sicherlich hat Bardot Zigaretten glamourös gemacht. Aber Bardot hat sich nicht um die heutigen Warnungen vor Lungenkrebs gekümmert."
In einem benachbarten Geschäft empfindet der 53-jährige Trödler Luc Baudry das Verbot als Angriff auf eine vorwiegend französische Kultur. "Rauchen war schon immer ein Teil unserer Kultur. Wenn man uns die Zigaretten wegnimmt, was bleibt uns dann noch? Smoothies mit Grünkohl?", spottet er.
Ihm gegenüber kichert die 72-jährige Jeanne Lévy mit rauer Stimme, die - wie sie sagt - durch jahrzehntelange Gauloises tief geprägt wurde. "Ich habe meine erste Zigarette geraucht, als ich Jeanne Moreau gesehen habe", gesteht sie mit funkelnden Augen hinter einer Vintage-Sonnenbrille. "Es war ihre Stimme - rauchig, sexy, gelebt. Wer hätte diese Stimme nicht haben wollen?"
Tatsächlich verwandelte Jeanne Moreaus raue, vom Nikotin geriebene Stimme das Rauchen in Poesie, die in Klassikern wie François Truffauts "Jules et Jim" verewigt wurde. Rauchen hat ein existenzielles Prestige erlangt, das es für Generationen von französischen Rauchern unvorstellbar machte, mit dem Tabakkonsum aufzuhören.
Das neue französische Gesetz spiegelt breitere europäische Trends wider. Länder wie Großbritannien und Schweden haben bereits die Vorschriften für das Rauchen in öffentlichen Räumen verschärft. Schweden hat das Rauchen auf Restaurantterrassen, an Bushaltestellen und in der Nähe von Schulhöfen seit 2019 verboten. Spanien hingegen weitet sein Rauchverbot auf die Terrassen von Cafés und Restaurants aus, Räume, die in Frankreich zumindest vorerst ausgenommen bleiben.
In Mailand, der Finanz- und Modehauptstadt Italiens, ist das Rauchen in Außenbereichen und öffentlichen Räumen verboten. Dies ist die strengste Ausweitung einer Reihe von Verboten, die 2021 begannen und mit denen "die Luftqualität der Stadt verbessert" werden soll.
Schließlich wird die Europäische Kommission empfehlen, das Rauchverbot auf Straßencafés, Bushaltestellen und Zoos auszuweiten, und plant auch, nikotinfreie Produkte in das Verbot aufzunehmen, wie aus einem geleakten Dokument hervorgeht, das Euronews vorliegt.
Auf der Place des Vosges in Paris raucht der Literaturstudent Thomas Bouchard eine E-Zigarette, die noch immer von dem neuen Verbot ausgenommen ist. Er zuckt mit den Schultern.
"Vielleicht ist das Dampfen unser Kompromiss", sagt er und atmet leise aus. "Ein bisschen weniger sexy, vielleicht. Aber auch weniger Falten".