Eine neue Studie deutet darauf hin, dass sich die Umstellung der medizinischen Leitlinien für Lebensmittelallergene ausgezahlt hat.
Ein Jahrzehnt nach einer bahnbrechenden Studie, in der nachgewiesen wurde, dass die Fütterung von Kleinkindern mit Erdnussprodukten die Entwicklung lebensbedrohlicher Allergien verhindern kann, zeigen neue Forschungsergebnisse, dass diese Änderung in der Praxis einen großen Unterschied gemacht hat.
Etwa 60.000 amerikanische Kinder haben keine Erdnussallergie entwickelt, nachdem die 2015 erstmals veröffentlichten Leitlinien die medizinische Praxis geändert haben. Die Empfehlung: Bereits Säuglinge ab dem vierten Monat an das Allergen heranzuführen.
Die Leitlinien stehen im Einklang mit europäischen Standards. Im Jahr 2021 hatte die Europäische Akademie für Allergie und klinische Immunologie empfohlen, dass Säuglingen schon im Alter von vier bis sechs Monaten Erdnüsse gefüttert werden sollten. Das Vereinigte Königreich und Frankreich hatten ähnliche Leitlinien herausgegeben.
Die neue Studie, die in der Fachzeitschrift Pediatrics veröffentlicht wurde, zeigt, dass sich die Umstellung gelohnt hat.
"Ich kann Ihnen heute sagen, dass es heute weniger Kinder mit Lebensmittelallergien gibt, als es der Fall gewesen wäre, wenn wir diese gesundheitspolitischen Maßnahmen nicht ergriffen hätten", so Dr. David Hill, Allergologe und Forscher am Children's Hospital of Philadelphia.
Hill und seine Kollegen analysierten Gesundheitsdaten aus Dutzenden von Kinderarztpraxen in den USA, um die Diagnosen von Nahrungsmittelallergien bei Kleinkindern vor, während und nach der Veröffentlichung der Leitlinien zu verfolgen.
Die Forscher fanden heraus, dass Erdnussallergien bei Kindern bis zum Alter von drei Jahren um mehr als 27 Prozent zurückgingen, nachdem die Leitlinien für Hochrisikokinder 2015 erstmals herausgegeben wurden, und um mehr als 40 Prozent, nachdem die Empfehlungen 2017 erweitert wurden.
Warum die Empfehlungen geändert wurden
Eine Erdnussallergie entsteht, wenn das körpereigene Immunsystem Proteine in Erdnüssen fälschlicherweise als schädlich einstuft und Chemikalien freisetzt, die allergische Symptome wie Nesselsucht, Atembeschwerden und manchmal lebensbedrohliche Anaphylaxie auslösen.
Jahrzehntelang hatten Ärzte empfohlen, Kindern Erdnüsse und andere Lebensmittel, die Allergien auslösen können, erst ab dem dritten Lebensjahr zu geben.
Doch im Jahr 2015 veröffentlichte Gideon Lack vom King's College London die bahnbrechende Studie Learning Early About Peanut Allergy (LEAP).
Lack und seine Kollegen wiesen nach, dass die Einführung von Erdnussprodukten im Säuglingsalter das künftige Risiko, eine Nahrungsmittelallergie zu entwickeln, um mehr als 80 Prozent reduziert. Spätere Analysen zeigten, dass dieser Schutz bei etwa 70 Prozent der Kinder bis ins Jugendalter anhielt.
Die Studie gab sofort den Anstoß zu neuen Leitlinien, die auf eine frühzeitige Einführung von Erdnüssen drängten - doch die Umsetzung in die Praxis verlief schleppend.
Verwirrung und Ungewissheit darüber, wie Erdnüsse am besten früh eingeführt werden sollten, führten zu dieser Verzögerung, heißt es in einem Kommentar zur Studie. Sowohl medizinische Experten als auch Eltern bezweifelten anfangs, dass diese Praxis außerhalb von streng kontrollierten klinischen Umgebungen gewagt werden kann.
Die neue Studie unterstreicht die aktuellen, 2021 aktualisierten Leitlinien, die eine Einführung von Erdnüssen und anderen wichtigen Lebensmittelallergenen zwischen vier und sechs Monaten ohne vorheriges Screening oder Testung empfehlen, so Hill.
Eltern sollten sich bei Fragen an ihren Kinderarzt wenden.
"Es müssen nicht viele Lebensmittel sein, aber kleine Kostproben von Erdnussbutter, Joghurt auf Milchbasis, Joghurt auf Sojabasis und Baumbutter", so Hill.
"Das sind wirklich gute Möglichkeiten, um das Immunsystem auf sichere Weise mit diesen allergenen Lebensmitteln in Kontakt zu bringen".