"Adam" von Maryam Touzani: Intimität ohne Voyeurismus

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Von Frédéric PonsardSabine Sans
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Das Erstlingswerk der marokkanischen Filmemacherin erzählt eine Geschichte voller Schönheit und Intensität.

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Es ist eine Geschichte von großer Schönheit und Intensität: "Adam", der erste Spielfilm der marokkanischen Filmemacherin Maryam Touzani, erzählt die Geschichte zweier Frauen: eines jungen schwangeren Mädchens auf der Flucht und einer Witwe, die ihre Tochter allein großzieht.

Barrieren zwischen Zuschauer und Figuren einreißen

"Ich wollte, dass meine Kamera so nah an den Figuren ist, dass man vergisst, dass sie existiert", erklärt Filmemacherin Maryam Touzani. "Dass man wirklich in ihre Seelen, in ihr Wesen eindringen kann. Dass man sich eineinhalb Stunden in sie hineinversetzen kann, um sie zu verstehen. Ich wollte in ihre Intimsphäre eindringen, ohne voyeuristisch zu sein. Ich wollte alle Barrieren zwischen uns als Zuschauer und diesen beiden Frauen einreißen."

Der Film wurde in der offiziellen Auswahl in Cannes und danach auf Festivals gezeigt. Maryam Touzani ist eine emanzipierte Künstlerin. Zusammen mit ihrem Mann Nabil Ayouch schrieb sie das Drehbuch für "Much Loved", einen Film über Prostituierte in Marrakesch. In "Razzia" spielt sie ein Frau, die die soziale Vorherrschaft des Mannes nicht akzeptiert:

"Was ich vor allem zeigen wollte, war, wie diese beiden Frauen sich nahe kommen, wie sie sich am Ende wirklich in die Augen sehen, sich verstehen, sich mit ihren Wahrheiten konfrontieren, mit ihren Wunden, mit ihren Schmerzen, mit ihren Freuden, die sie manchmal gar nicht wahrnehmen", so Maryam Touzani "Die sich dem wirklichen Leben stellen müssen. Zwei Frauen, die aus unterschiedlichen Gründen auf der Flucht sind. Die sich auf diesem Weg treffen und sich dem Leben gemeinsam stellen."

Sensibles Thema in einer Männer dominierten Welt

Trotz des sensiblen Themas wurde der Film in Marokko veröffentlicht und gut aufgenommen, was in einer Gesellschaft, die immer noch sehr Männer orientiert ist, viele Debatten auslöste:

"Da gibt es ein Mädchen, das aus seinem Dorf flieht, um seine Schwangerschaft zu verstecken. Ein Mädchen, das hätte abtreiben können, wenn sie die Wahl gehabt hätte. Aber sie hatte keine Wahl, weil eine Abtreibung in Marokko auch heute noch illegal ist. Mich treibt vor allem der Wunsch an, die Dinge voranzubringen. Meiner Meinung haben auch die marokkanischen Frauen die Nase voll. Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir unser Schicksal wirklich selbst in die Hand nehmen wollen. Wir wollen es laut und deutlich zum Ausdruck bringen. Dafür lohnt es sich zu leben", so die Filmemacherin.

Der Film kommt in vielen europäischen Ländern ins Kino, in Deutschland läuft er bereits.

Journalist • Frédéric Ponsard

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