Tausende Wiener Künstler und Künstlerinnen wurden 1938, mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich systemkonform. Viele gezwungenermaßen, viele aber auch mit Begeisterung. Nur wer kunst- und rassenpolitisch genehm war, durfte seinen Beruf ausüben Trotzdem sah sich Österreich lange Zeit in der Opferrolle. Erst in den letzten drei Jahrzehnten hat man begonnen, sich ernsthaft mit seiner Rolle im Holocaust auseinanderzusetzen.
"Fast alle Künstler," so die Kuratorin, "sind nach 1945, 1947 oder spätestens ab 1950 wieder im Kunstbetrieb tätig. Man fragt nicht nach ihren Verflechtungen mit dem Nationalsozialismus, sie bekommen Staatsaufträge."
Viele Künstler, die dem Regime begeistert zugearbeitet hatten, blieben auch nach Kriegsende gut beschäftige Stars der Kunstszene in Österreich, wurden wieder Teil des Establishments.
Im thmatischen Ansatz ähnlich wurde in Deutschland bereits die "Liste der Gottbegnadeten" aufgearbeitet. Die aktuellen Diskussionen zeigen, dass es noch sehr viel Bedarf an Geschichtsaufarbeitung gibt, dass noch Lücken zu schließen sind.
Die Ausstellung "Auf Linie. NS-Kunstpolitik in Wien" inszeniert nicht, überhöht nicht. Sie zeigt Nazikunst, wie sie bis heute in den Depots lagert - weg geschlossen und aus den Augen der Öffentlichkeit. Nazikünstler waren lange kein Thema in Österreich, denn Nazis, so meinten viele, das waren doch die anderen.