Kampf für die Menschenrechte

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Wenn Sie dies sehen, sind sie wahrscheinlich ein Mensch und haben somit Rechte. Wer definiert diese? Wer verteidigt sie? Und was passiert, wenn Ihre Menschenrechte verletzt werden? Jan Egeland, stellvertretender Leiter von Human Rights Watch beantwortet Ihre Fragen hier bei euronews. Er ist aus Oslo zugeschaltet. Die Sendung wird moderiert von Alex Taylor.

Taylor: “Hallo und danke, dass Sie an der Sendung teilnehmen. Die erste Frage betrifft den Kern Ihrer Aktivitäten.”

Frage: “Guten Tag, ich bin Loîc aus Brussel in Belgien. Ich wüsste gern, wie Human Rights Watch funktioniert. Wie arbeitet diese Organisation, was genau tun sie?

Taylor: “Eine ganz einfache Frage: Was tut Human Rights Watch und wie funktioniert es?”

Egeland: “Human Rights Watch ist eine weltweite Organisation, die Menschenrechtsverletzungen nachgeht und diese dokumentiert: Gewalt gegen Individuen, gesetzloses Verhalten. Wir veröffentlichen unsere Erkenntnisse, damit jeder die Wahrheit kennen kann, und wir setzen uns für Änderungen ein, für Rechtsstaatlichkeit, für die Verteidigung der Menschenrechte aller Menschen.”

Taylor: “Wie stellen Sie sicher, dass das, was man Ihnen sagt, die Wahrheit ist. Es könnte ja auch erfunden sein.”

Egeland: “Wir stellen Leute ein, die wir für die allerbesten halten. Sie sind Experten für bestimmte Länder und besuchen diese Länder: Syrien etwa, Russland, Südafrika oder China, – alle Länder, in denen es Krieg gibt, oder Unterdrückung, Diskriminierung und Menschenrechtsverletzungen. Unsere Experten führen hunderte Interviews, und dann veröffentlichen wir Berichte, jede Woche gibt es neue Berichte, neue Presseerklärungen. In Fußnoten werden die kleinsten Einzelheiten angegeben, denn wir müssen absolut sicher sein, dass das, was wir herausgeben, die Wahrheit ist. Das ist unsere Stärke. Wir veröffentlichen die Wahrheit, wie wir sie gesehen haben, gerochen haben, im Felde entdeckt haben.”

Taylor: “Okay, man kann die Ergebnisse dieser Arbeit auf der Website von Human Rights Watch sehen.
Wir haben gerade auf der Euronews-Website eine Frage erhalten – von Bertrand in Paris. Welche Menschenrechtsprobleme gibt es in der Europäischen Union, von denen in den Medien nicht die Rede ist. Ist unser Haus sauber hier in Europa?”

Egeland: “Nein. Wir bei Human Rights Watch machen uns Sorgen über die Verschlechterung der Lage der Menschenrechte in vielen europäischen Ländern. In drei Worten würde ich sagen: Das hat damit zu tun, dass Minderheiten diskriminiert werden, die Menschenrechte der Migranten verletzt werden, und dass Minderheiten und Migranten stets mehr Probleme haben in Zeiten der Sparzwänge.”

Taylor: “Okay. Nun ein Thema, das Herrn Egeland meines Wissens sehr interessiert: die Rechte der Frauen. Sie haben dazu viel geforscht, und wir haben viele Fragen erhalten. Die erste Frage zu Frauenthemen.”

Frage: “Guten Tag, ich heiße Mentor, ich lebe in Belgien und stamme aus dem Kosovo. Ich möchte fragen, was jetzt geschieht wegen der Vergewaltigungen in Indien. Was will die indische Regierung tun, und was können wir als europäische Bürger tun, um diesem Problem ein Ende zu setzen?”

Taylor: “Wie können europäische Bürger helfen und reagieren auf all das, was Frauen in Indien angetan wird, – angesichts der Nachrichten der vergangenen Woche?”

Egeland: “Europa kann viel tun. Europa bereitet sich gerade auf den EU-Indien-Dialog vor, den jährlichen Dialog, bei dem es auch um Menschenrechte geht. Und wir sind der Überzeugung, dass Europa nicht nur darauf bestehen muss, dass es Gesetze zum Schutz der Rechte der Frauen gibt, sondern dass sie auch angewendet werden. Indien hat viele gute Gesetze, aber korrupte Polizisten, korrupte Richter, korrupte politische Führer setzen sich nicht für die Rechte der Frauen ein. Was wir nach einigen dieser furchtbaren Vergewaltigungen gesehen haben, ist sogar, dass einige Politiker und führende Geistliche den Frauen die Schuld gaben. Das darf nicht geduldet werden. Die Praxis, die Kultur muss sich in Indien ändern, wie in so vielen anderen Ländern, um die Rechte der Frauen zu verteidigen.”

Taylor: “Eine weitere Frage zu diesem Thema an Herrn Egeland.” Sabrine: “Ich heißte Sabrine und komme aus Belgien. Der arabische Frühling ist eine gute Entwicklung für die Demokratie, aber es hat nicht wirklich eine gute Entwicklung auf der Ebene der Frauenrechte gegeben. Wie sehen Sie die Lage?”

Taylor: “Also die Auswirkungen des arabischen Frühlings: Wie steht es um die Rechte der Frauen in arabischen Ländern?”

Egeland: “ Wir kritisieren zum Beispiel den Mangel an Rechten der Frauen in Saudi Arabien, dem Land, das einige der islamischen Bewegungen in anderen Ländern unterstützt.”

Taylor: “Aber werden sie dort gehört? Interessiert sich dort jemand für das, was Sie sagen? Frauen dürfen in dem Land nicht einmal Auto fahren. Wie können Sie eine Wirkung haben und beeinflussen, was in diesen Ländern geschieht?”

Egeland: “Indem wir offenlegen, was in einem Land wie Saudi-Arabien vorgeht, oder in Ägypten, wo es einen Kampf um eben diese Werte gibt. Wir können den mutigen Frauen helfen, die für ihre Rechte kämpfen, und sie kämpfen für ihre Rechte von Saudi Arabien bis Ägypten, und auch in dem furchtbaren Krieg in Syrien. Wir müssen die Rechtsverletzungen bekanntmachen und den Frauen in ihrem Kampf um Gleichberechtigung mit den Männern helfen.”

Taylor: “Eine weitere Frage hier bei I talk nach Oslo.”

Frage: “Ich heiße Lola und lebe in Belgien. Gibt es Initiativen von Frauen in den Entwicklungsländern, um ihre Lage zu verbessern?

Taylor: “In den Schwellenländern ergreifen Frauen die Initiative. Haben Sie Beispiele für Initiativen von Frauen, die versuchen, die Dinge zu ändern, die Dinge in die eigene Hand zu nehmen? Können Sie uns konkrete positive Beispiele geben?”

Egeland: “Nun, ich glaube, der langfristige und gute Trend ist, dass immer mehr Länder ihr Bildungswesen den Frauen öffnen. Nie zuvor sind so viele Mädchen auf die Grundschule gegangen, die Oberschule oder Hochschule. Mehr Frauen als je zuvor erhalten einen Universitätsabschluss. In vielen afrikanischen, asiatischen und lateinamerikanischen Ländern waren Frauen in politischen Spitzenfunktionen früher undenkbar. Nun gibt es viele, aber wir sind noch weit entfernt von der Gleichheit, die die Frauen verdient haben. In allzuvielen Ländern gibt es noch Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt, in Forschung und Lehre und in der Politik.” ,

Taylor: “Okay, viele Menschen haben Fragen geschickt. Herr Egeland, welche Menschenrechtsprobleme sehen Sie in der Zukunft? Sie sind ein erfahrener Beobachter. Welche Probleme entstehen in diesem Jahrhundert?”

Egeland: “ Oh, es gibt sehr viele alte Probleme, sogar Folter und ungesetzliche Exekutionen gibt es immer noch. Wir sehen jetzt die dramatischen Vorgänge in Algerien oder Mali und vor allem den Krieg in Syrien. Die neue Generation der Menschenrechtskämpfe dreht sich zu einem großen Teil um Informationsfreiheit, um das Internet. Das ist ein großartiges Mittel, um Gesellschaften zu öffnen, Diktaturen zu öffnen, aber es ist auch ein Ort der Überwachung und der Verbreitung von Hass und falschen Anschuldigungen. Daher denke ich, der Kampf um Information und um unseren Geist, dieser Kampf spielt sich auf einem Schlachtfeld der Zukunft ab. Dort müssen unsere Werte, die Menschenrechte und das Völkerrecht verteidigt werden.”

Taylor: “Vielen Dank, Jan Egeland. Die Namen unserer nächsten Gäste bei I talk können Sie wie immer auf der euronews-Website sehen. Vielen Dank dem Team des audiovisuellen Dienstes des Europäischen Parlaments hier im schönen Brüssel. Bis bald.”

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