Rückt Schottlands Unabhängigkeit nach Brexit näher?

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Von Euronews
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Die Mehrheit der Schotten hat für den Verbleib in der EU gestimmt, muss sich aber dem Votum von ganz Großbritannien unterordnen.

Die Mehrheit der Schotten hat für den Verbleib in der EU gestimmt, muss sich aber dem Votum von ganz Großbritannien unterordnen. Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon dachte prompt über ein Veto des schottischen Parlaments gegen den EU-Austritt nach und bringt auch wieder ein Referendum über die Abspaltung von Großbritannien ins Spiel, um dann als eigenständiges Land in die EU wieder einzutreten. Eine andere Option wäre eine EU-Mitgliedschaft Schottlands auch ohne Abspaltung von Großbritannien.

Insiders befragte Sturgeons Parteikollegen und Abgeordneten Ross Cassie von der Schottischen Nationalpartei über die Perspektiven der Abspaltung und die Beweggründe für die EU-Mitgliedschaft.

Sophie Claudet, euronews:
“Ist Großbritanniens EU-Ausstieg im Nachhinein ein Segen für Schottland, ebnet er den Weg für ein neues Referendum über die Unabhängigkeit?”

Ross Cassie:
“Schottlands Regierungschefin hat sich sehr klar dazu geäußert. Schottlands Bevölkerung hat mit überwältigender Mehrheit, 62 zu 38 Prozent, für den Verbleib in der EU gestimmt. Die Menschen in Schottland haben sich also klar ausgesprochen, sie wollen in der EU bleiben, und natürlich wird die schottische Regierung nun mit verschiedenen anderen Regierungen sondieren, auf welchen Wegen man diese Reise mit der EU fortsetzen kann statt eine Reise außerhalb der EU. Ein Referendum liegt als eine Option ganz klar auf dem Tisch, wie auch immer alle anderen Optionen geartet sein mögen.”

euronews:
“Die Schotten stimmten 2014 dafür, im Vereinigten Königreich zu bleiben. Glauben Sie, dass heute die Befürworter der Abspaltung von Großbritannien gewinnen würden?”

Ross Cassie:
“Absolut. Eine der Garantien der britischen Regierung beim letzten Referendum war, dass wir in der EU bleiben, wenn wir gegen die Abspaltung stimmen. Weniger als zwei Jahre später zieht dasselbe Vereinigte Königreich Schottland aus der EU heraus, gegen den Willen der schottischen Bevölkerung. Das Gleiche passiert Nordirland, das mehrheitlich auch für den Verbleib in der EU stimmte. So haben also zwei der vier Bestandteile des Vereinigten Königreichs für den Verbleib gestimmt, werden aber gegen ihren Willen herausgedrängt.”

euronews:
“Können Sie uns bitte die drei Hauptgründe nennen, warum Schottland Ihrer Ansicht nach in der EU bleiben sollte?”

Ross Cassie:
“Schottland gewinnt sehr viel durch die EU in Fragen der sozialen Absicherung, der Menschenrechte, der Arbeitnehmerrechte und all der sozialen Leistungen, die uns stärken, und die von der EU kommen. Auch unsere Infrastruktur wurde durch EU-Gelder finanziert. Jetzt wird dieses Geld nicht mehr von der EU kommen, und so müssen wir uns nach neuen Quellen umsehen. Und ich bin da ganz ehrlich: Ich glaube nicht, dass das Vereinigte Königreich diese Lücken schließen wird.”

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