Aerosolforscher:innen warnen: Ansteckungen drinnen besser bekämpfen

Unter freiem Himmel ist die Gefahr einer Infektion geringer
Unter freiem Himmel ist die Gefahr einer Infektion geringer Copyright -Symbolbild- Pixabay
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Von Euronews mit dpa
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In einem offenen Brief an die Bundesregierung fordern führende Aerosolforscher:innen einen Kurswechsel bei den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie.

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Führende Aerosolforscher:innen aus Deutschland haben einen offenen Brief an die Bundesregierung geschickt. Darin fordern sie einen Kurswechsel bei den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie.

Die Gefahr lauert drinnen

"Wenn wir die Pandemie in den Griff bekommen wollen, müssen wir die Menschen sensibilisieren, dass drinnen die Gefahr lauert", heißt es in einem Brief. Es gilt als sicher, dass sich das Coronavirus vor allem über die Luft verbreitet.

"Leider werden bis heute wesentliche Erkenntnisse unserer Forschungsarbeit nicht in praktisches Handeln übersetzt", kritisieren die Verfasser:innen. In Wohnungen, Büros, Klassenräumen, Wohnanlagen und Betreuungseinrichtungen müssten Maßnahmen ergriffen werden. In Innenräumen finde auch dann eine Ansteckung statt, wenn man sich nicht direkt mit jemandem trifft, sich aber ein Infektiöser vorher in einem schlecht belüfteten Raum aufgehalten hat, warnen sie.

Debatten über Maskenpflicht beim Joggen ist kontraproduktiv

Debatten über Spaziergänge an Flusspromenaden, Aufenthalte in Biergärten sowie Joggen und Radfahren seinen kontraproduktiv, so die Forscher:innen. Eine Maskenpflicht im Freien hätte demnach nur einen symbolischen Charakter und ließe "keinen nennenswerten Einfluss auf das Infektionsgeschehen erwarten", schreiben die Expert:innen.

Sars-CoV-2-Erreger würden fast ausnahmslos in Innenräumen übertragen. Im Freien sei das äußerst selten, eine Übertragung liebe hier im Promille-Bereich. Hierauf sollten die begrenzten Ressourcen nicht verschwendet werden, heißt es in dem Brief. Auch würden im Freien nie größere Gruppen - sogenannte Cluster - infiziert, wie das in Innenräumen etwa in Heimen, Schulen, Veranstaltungen, Chorproben oder Busfahrten zu beobachten sei.

Der Virologe Karl Lauterbach reagiert auf Twitter - er erklärt, dass auch Infektionen an der freien Luft stattfinden.

Auch Ausgangssperren ohne große Wirkung

Auch die Ausgangssperren versprechen aus Sicht der Wissenschaftler:innen mehr als sie halten können. "Die heimlichen Treffen in Innenräumen werden damit nicht verhindert, sondern lediglich die Motivation erhöht, sich den staatlichen Anordnungen noch mehr zu entziehen", schreiben sie. "In der Fußgängerzone eine Maske zu tragen, um anschließend im eigenen Wohnzimmer eine Kaffeetafel ohne Maske zu veranstalten, ist nicht das, was wir als Expert:innen unter Infektionsvermeidung verstehen."

Das empfehlen die Forscher:innen

Der Schutz in Innenräumen müsste deutlich verstärkt werden, denn es gebe falsche Vorstellungen über das Ansteckungspotential dort. Bisher würde keine ausreichende Sensibilisierung der Bevölkerung über die Infektionsgefahr in Innenräumen stattfinden, so die Kritik.

Die Autor:innen empfehlen:

  • Maßnahmen wie Treffen in Innenräumen so kurz wie möglich zu gestalten
  • Mit häufigen Stoß- oder Querlüften Bedingungen wie im Freien schaffen
  • Effektive Masken in Innenräumen tragen
  • Raumluftreiniger und Filter überall dort installieren, wo Menschen sich länger in geschlossenen Räumen aufhalten müssen - etwa in Pflegeheimen, Büros und Schulen

Würde man diese Maßnahmen breit kommunizieren, würden die Menschen in dieser schweren Zeit ein Stück ihrer Bewegungsfreiheit zurückgewinnen.

Zu den Unterzeichnern zählen der Präsident der Gesellschaft für Aerosolforschung, Christof Asbach, Generalsekretärin Birgit Wehner und der frühere Präsident der Internationalen Gesellschaft für Aerosole in der Medizin, Gerhard Scheuch.

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