Sowohl der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan als auch der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis haben an den Veranstaltungen auf der Insel teilgenommen. Während man im Norden die türkische Invasion feiert, gedenkt man im Süden der anhaltenden Teilung der Mittelmeerinsel.
Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat die Hoffnungen auf eine schnelle Wiederaufnahme der Gespräche zur Überwindung der seit einem halben Jahrhundert andauernden ethnischen Spaltung Zyperns gedämpft. Erdogan bekräftigte seine Unterstützung für eine Zweistaatenlösung, die die griechischen Zyprioten als aussichtslos abtun.
Im Vorfeld einer Militärparade zum 50. Jahrestag der türkischen Invasion, die die Insel entlang ethnischer Linien teilte schloss Erdogan ein Friedensabkommen auf der Grundlage eines von den Vereinten Nationen gebilligten Föderationsplans aus.
Obwohl Erdogan den Föderationsplan bereits zuvor abgelehnt hatte, hatten Griechenland und die griechischen Zyprioten gehofft, er würde seine Position aufweichen.
Der türkische Norden Zyperns feiert
Der Jahrestag ist ein festlicher Anlass für die türkischen Zyprioten im nördlichen Drittel der Insel, die die Invasion als Rettung vor der Vorherrschaft der griechischsprachigen Mehrheit betrachten. Die Invasion folgte einem Putsch, der auf eine Vereinigung mit Griechenland abzielte und von der damals in Athen regierenden Militärjunta unterstützt wurde.
Im Süden begann der Jahrestag mit dem Heulen der Luftschutzsirenen im Morgengrauen. Die Stimmung so ernst, wie die Folgen der Invasion, die für sie eine Katastrophe war, die tausenden das Leben kostete und ein Viertel der griechisch-zypriotischen Bevölkerung obdachlos machte.
Erdogans Äußerungen könnten die Bemühungen von UN-Generalsekretär Antonio Guterres, beide Seiten wieder an den Verhandlungstisch zu bringen, weiter erschweren. Seine persönliche Gesandte, Maria Angela Holguin Cuellar, hat die letzten sechs Monate damit verbracht, auf beiden Seiten zu sondieren.
„Wir werden weiterhin entschlossen für die Anerkennung der Türkischen Republik Nordzypern und die Umsetzung einer Zweistaatenlösung kämpfen“, sagte Erdogan den Scharen türkischer Zyprioten, die bei glühender Hitze im nördlichen Teil der geteilten Hauptstadt Nikosia die Paradestrecke säumten.
„Eine föderale Lösung in Zypern ist nicht möglich, das ist unsere Überzeugung. Die türkisch-zypriotische Seite ist als gleichberechtigte Partnerin der griechischen Seite zu Verhandlungen bereit und will sich an einen Tisch setzen und verhandeln. Wenn Sie eine Lösung wollen, müssen Sie die Rechte der türkischen Zyprioten anerkennen.“
Der Führer der türkischen Zyprioten, Ersin Tatar, bekräftigte, dass die türkischen Zyprioten die Ablehnung der „Dominanz“ der griechisch-zypriotischen Mehrheit. Man strebe einen „gleichberechtigten nationalen Status“ für ihren abtrünnigen Staat an, den sie 1983 einseitig erklärt hatten und der nur von der Türkei anerkannt wird. Er fügte hinzu, dass es jetzt „keine gemeinsame Basis“ für eine Rückkehr zu Friedensverhandlungen gebe.
Tatar verwies auf eine kürzlich im Parlament von Ankara verabschiedete Resolution, die eine Zweistaatenlösung forderte, und sagte, sie „wird uns und unserer Sache unglaublich helfen“.
Im Rahmen der Veranstaltungen zum „Goldenen Jubiläum“ gehörten der Besuch des ersten amphibischen Landungsschiffs der Türkei gehörte, das die leistungsstarken Bayraktar-Drohnen des Landes transportierte, sowie eine Flugshow.
Der griechische Süden Zyperns trauert
Der griechisch-zypriotische Präsident der Republik Zypern, Nikos Christodoulides, forderte die Türkei und die türkischen Zyprioten auf, die Wiedervereinigungsgespräche wieder aufzunehmen, sofern Ankara wirklich regionale Sicherheit und Stabilität und eine Annäherung an die Europäische Union anstrebe.
Zu den griechisch-zypriotischen Gedenkfeiern gehören die Enthüllung von Denkmälern für gefallene Helden, Gottesdienste und eine Kundgebung am späten Samstag im Präsidentenpalast, bei der – zum ersten Mal – der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis eine Rede hielt.
Die Europäische Union mahnt
Die Europäische Union, der Zypern 2004 beigetreten ist, forderte beide Seiten auf, „aufrichtiges Engagement“ für einen Friedensvertrag im Einklang mit den UN-Resolutionen zu zeigen.
„Es ist zu viel Zeit verloren gegangen“, sagte ein EU-Sprecher. „Eine erzwungene Teilung kann niemals eine Lösung sein. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, ein vereintes Zypern, besteht noch.“
Zypern seit 50 Jahren geteilt
Zypern ist seit der türkischen Invasion 1974 in zwei Hälften geteilt. Ankara hatte den türkisch geprägten Norden der Insel im Juli 1974 besetzt, nachdem die griechische Militärjunta die legitime Regierung der Republik Zyperns durch einen Putsch gestürzt hatte.
Entlang der Demarkationslinie wurde eine UN-Pufferzone eingerichtet. 2024 wurde im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg der Verstöße gegen die UN-Pufferzone um 70 % verzeichnet.
Dies ist hauptsächlich auf Bauarbeiten beider Seiten innerhalb des neutralen Sektors zurückzuführen.
Es gab zahlreiche gescheiterte Runden von von den Vereinten Nationen vermittelten Gesprächen zur Wiedervereinigung der Insel als Föderation griechisch-zypriotischer und türkisch-zypriotischer Zonen.
Doch ein wesentliches Hindernis bleibt bestehen. Während die griechisch-zypriotische Seite eine Föderation weiterhin als einzige gangbare Lösung ansieht, wollen die türkischen Zyprioten eine Zweistaatenlösung diskutieren.