Auf dem anstehenden G20-Gipfel in Brasilien könnte das Abkommen nach mehr als 20 Jahren der Verhandlungen verabschiedet werden.
Landwirte haben auf den Straßen Brüssels gegen das Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und dem Mercosur demonstriert. Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und fünf südamerikanischen Ländern Brasilien, Argentinien, Paraguay, Uruguay und Bolivien wurde 2019 unterzeichnet, jedoch noch nicht in Kraft gesetzt.
Auf dem G20-Gipfel in Brasilien in der kommenden Woche könnte das Abkommen nun verabschiedet werden.
Laut den Demonstranten wird das Abkommen ungleiche Wettbewerbsbedingungen für europäische Landwirten mit sich bringen.
"Das EU-Mercosur-Abkommen ist sehr unvorteilhaft für Europa. Es wird vielleicht für den Verkauf von Autos förderlich sein, aber auf landwirtschaftlicher Ebene sehr schädlich.", so Pierre Maison von Via Campesina, einem europäischen Bündnis von Kleinbauern mit Sitz in Belgien.
"Kleinunternehmer werden noch weiter leiden, da die Preise gesenkt werden. Außerdem werden wir beispielsweise Rindfleisch importieren, das wir auch hier produzieren können."
Die Gegner des Abkommens befürchten auch soziale, gesundheitliche und ökologische Folgen, wie z. B. eine Zunahme der Abholzung von Wäldern für die Viehzucht. "Es ist auch ein gesundheitlicher Wahnsinn. 30 % der Pestizide, die in den Mercosur-Staaten zugelassen sind, sind in der Europäischen Union verboten, und sie werden trotzdem auf den europäischen Markt gelangen", so Manon Aubry, eine Europaabgeordnete der Fraktion die Linke im Europäischen Parlament.
"Es ist natürlich auch ein klimatischer Wahnsinn. Warum sollte man am anderen Ende der Welt suchen, was man hier in der Europäischen Union kennt und produzieren kann?"
Das EU-Mercosur Handelsabkommen zielt darauf ab, den internationalen Handel mit Waren und Dienstleistungen zwischen der EU und den südamerikanischen Staaten zu fördern, indem Handelsbarrieren und Zölle schrittweise abgebaut und Normen und Vorschriften vereinheitlicht werden. Ein Glücksfall für die Verfechter des Freihandels.
Unter ihnen, der Europaabgeordnete Javier Moreno Sánchez von der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten: "Wir würden Zugang zu einem riesigen Markt schaffen. Mehr als 700 Millionen Menschen, darunter unsere Unternehmer, sogar unsere Landwirte, unsere Dienstleister, hätten neue Möglichkeiten. Das muss man in Betracht ziehen. Es ist nunmal so, dass wir angesichts der aktuellen geopolitischen Lage, mit Putins Invasion in der Ukraine, mit den Chinesen, die alle Märkte beanspruchen möchten, mit den US-Wahlen, die gerade stattgefunden haben, unsere Partner ein bisschen diversifizieren sollten."
Die EU Mitgliedstaaten können seit 25 Jahren keine Einigung in der Frage finden. Während Deutschland, Spanien und Italien für das Abkommen werben, sind Frankreich, Polen und Österreich dagegen.