Weihnachten wird überall in Europa anders gefeiert: An unterschiedlichen Tagen, mit unterschiedlichen Bräuchen. Zeitweise war es sogar in einigen Ländern verboten. Was es damit auf sich hat, erklärt Euronews.
Kaum etwas verkörpert das europäische Motto "In Vielfalt geeint" so sehr wie die Weihnachtsbräuche. Vom Kaukasus bis zur Atlantikküste: Wie der auf dem Kontinent Weihnachten feiert und welchen Tagen welche Bedeutung begemessen wird, ist außerordentlich vielfältig und verändert sich bis heute.
Das fängt schon bei dem Datum an, wann Weihnachten gefeiert wird, ob am 25. Dezember oder am 7. Januar. Dass es verschiedene Weihnachtsfeiertage gibt, liegt daran, dass die katholische Kirche und einige orthodoxe Kirchen unterschiedliche Kalender verwenden.
Im Jahr 1582 änderte Papst Gregor XIII. den julianischen Kalender. Dieser war von den Römern eingeführt worden, sie hatten sich allerdings bei der Länge des Jahres leicht verrechnet. Der neue - gregorianische - Kalender ist dem alten römischen System nun um 13 Tage voraus.
Die orthodoxen Christen verwenden jedoch weiterhin den alten Kalender: Das bedeutet, dass der 25. Dezember für sie auf den 7. Januar - des westlichen Kalenders fällt.
Einige orthodoxe Gemeinschaften wie in Rumänien, Albanien, Griechenland, Bulgarien und Zypern haben sich an den gregorianischen Kalender angepasst und feiern Weihnachten inzwischen am 25. Dezember. Die konservativeren Gemeinden in Russland, Serbien, Belarus, Georgien und Moldau feiern Weihnachten jedoch weiterhin am 7. Januar.
In der Ukraine galt auch der 7. Januar als Weihnachtsfesttag. Nach Beginn des russischen Angriffskriegs verlegte die Ukraine ihr Weihnachtsfest allerdings auf den 25. Dezember und hält sich von nun an den gregorianischen Kalender.
Welche Nationen haben Weihnachtsfeiern verboten?
In einigen Teilen Europas war Weihnachten sogar verboten: Im Jahr 1640 verabschiedete das schottische Parlament ein Gesetz, das die "Yule vacations", die Festtage zwischen dem 21. Dezember und dem 1. Januar, verbot.
Dieses Verbot war Teil des Kampfes gegen den Katholizismus, nachdem Schottland protestantisch geworden war. Vier Jahrhunderte später - erst 1958 - wurde Weihnachten zu einem gesetzlichen Feiertag.
Im benachbarten England, während der puritanischen Herrschaft Oliver Cromwells wurde 1647 ein ähnliches Verbot erlassen. Dieses Gesetz betraf auch Ostern - alles, um das Land von katholischen Praktiken zu befreien.
Das Verbot war jedoch weitgehend unpopulär und wurde vom Großteil der Bevölkerung ignoriert. Nur dreizehn Jahre später, 1660, wurde es schon wieder aufgehoben, sobald die Monarchie nach Cromwells Tod wiederhergestellt war.
Mehr als ein Jahrhundert später, im Jahr 1793, verbot Frankreich alle religiösen Feiertage, um das Land im Zuge des von der Revolution vorangetriebenen Atheismus, u. a. wie dem Kult der Vernunft, zu "entchristlichen".
Die Kirchen mussten am 24. und 25. Dezember geschlossen bleiben, was die meisten Franzosen jedoch nicht davon abhielt, trotzdem zu feiern und sogar Krippen in ihren Häusern aufzustellen. Napoleon beendete den kirchenfeindlichen Fanatismus 1801 durch die Unterzeichnung des Konkordats mit dem Heiligen Stuhl.
Atheistische Lehren veranlassten die Sowjetunion 1929 zur Abschaffung aller religiösen Feste.
Wo ist der Heilige Abend wichtiger als der erste Weihnachtstag?
In weiten Teilen Nordeuropas, z. B. in Deutschland, Finnland, Schweden, Norwegen und Dänemark, hat der Heilige Abend, also der 24. Dezember, einen höheren symbolischen Wert als der eigentliche Weihnachtstag. An Heiligabend werden hier auch schon die Geschenke ausgetauscht.
Im Vereinigten Königreich sieht das ganz anders aus. Der erste Weihnachtstag ist allgemein wichtiger als Heiligabend. Schottland ist eine Ausnahme von der Ausnahme. Aufgrund alter keltischer und nordischer Traditionen ist Silvester ("Hogmanay") seit jeher viel wichtiger als Weihnachten.
Im Süden, in Frankreich, Portugal, Italien und Spanien, werden Heiligabend und der erste Weihnachtstag als gleich wichtig angesehen. Heiligabend ist dabei jedoch intimer und ist für die engsten Angehörigen reserviert. Die langen Festessen in großer Runde finden in der Regel am ersten Weihnachtsfeiertag statt.