13.435 Stimmen fehlten dem BSW für den Einzug in den Bundestag. Union und SPD haben zusammen 328 Bundestagsabgeordnete. Eine Koalition der beiden hätte eine Mehrheit, nicht aber Schwarz/Grün. CDU-Chef Merz schloß ein rechnerisch mögliches Mehrheitsbündnis aus Union und AfD am Wahlabend erneut aus.
Bei der Bundestagwahl in Deutschland hat das Bündnis Sahra Wagenknecht nur knapp die Fünf-Prozent-Hürde verfehlt. 13.435 Stimmen fehlten dem BSW zum Einzug in den Bundestag. Damit ist es der CDU/CSU möglich, eine Zweierkoalition mit der SPD zu bilden. Die Sozialdemokraten verzeichneten das schlechteste Wahlergebnis in ihrer Geschichte der Bundesrepublik.
Klarer Wahlsieger ist CDU-Chef Friedrich Merz. Mit 28,6 Prozent der Stimmen verfehlten CDU/CSU zwar die erhofften 30 Prozent, stellen aber mit 208 Mandaten die stärkste Fraktion im neuen Bundestag.
Auf dem zweiten Platz kommt die AfD, die in letzter Zeit einen dramatischen Popularitätsschub erlebt. Sie verdoppelte mit 20,8 Prozent ihren Stimmanteil gegenüber der vorangegangenen Bundestagswahl und wird mit 152 Abgeordneten in den Bundestag einziehen.
Die SPD von Bundeskanzler Scholz fuhr historisch schlechte 16,4 Prozent ein und wird mit 120 Abgeordneten im neuen Bundestag vertreten sein.
Auf die Grünen von Vizekanzler Robert Habeck Habeck entfielen 11,6 Prozent der abgegebenen Stimmen. Sie werden 86 Bundestagsabgeordnete stellen. Damit hat Schwarz-Grün keine Mehrheit.
Die Linke konnte mit 8,8 Prozent der Stimmen weitaus besser abschneiden, als im Vorfeld der Bundestagswahl vorhergesagt. Sie wird 64 Abgeordnete stellen.
Die FDP scheiterte mit 4,4 Prozent klar an der Fünf-Prozent-Hürde.
Hier ist die Reaktion der Spitzenkandidaten am Wahlabend.
Olaf Scholz - SPD
Scholz, der die letzte Regierungskoalition leitete, bevor sie zusammenbrach und diese Abstimmung auslöste, traf sich mit seinen Anhängern in der Hauptstadt Berlin.
Der scheidende deutsche Bundeskanzler sagte, er übernehme die volle Verantwortung für die Niederlage seiner Partei.
"Dies ist ein bitteres Wahlergebnis für die Sozialdemokratische Partei. Es ist auch eine Wahlniederlage. Ich denke, das muss man angesichts des Ergebnisses gleich zu Beginn deutlich machen. Und es ist mir auch sehr wichtig zu sagen, dass es ein Ergebnis ist, aus dem wir gemeinsam nach vorne gehen müssen", sagte Scholz.
Scholz äußerte sich auch zu den deutlichen Zugewinnen der Rechtspopulisten und zeigte sich besorgt darüber, was dies für die Zukunft des Landes bedeuten könnte.
"Dass eine rechtsextreme Partei wie die AfD in diesem Land solche Wahlergebnisse erzielt, dürfen wir niemals akzeptieren. Ich will und werde das niemals akzeptieren."
Friedrich Merz - CDU/CSU
Anders als bei der SPD wurde bei der Union gejubelt und gefeiert.
"Wir, die CDU und die CSU, die Union, wir haben diese Bundestagswahl 2025 gewonnen", sagte Merz, als er die Bühne betrat.
Der CDU-Chef, der eine Koalition für eine neue Regierung bilden soll, dankte den Anhängern für das Vertrauen, das sie in ihn und die Partei gesetzt haben, und versprach, dieses Vertrauen zu wahren und das Land voranzubringen.
"Ich bin mir der Verantwortung bewusst. Ich bin mir auch der Größe der Aufgabe bewusst, die jetzt vor uns liegt. Ich gehe sie mit größtem Respekt an, und ich weiß, dass sie nicht einfach sein wird."
Merz fügte hinzu, dass seine Partei bei der Bildung der nächsten Regierung nun auf Schnelligkeit setzen werde und betonte, dass es wichtig sei, die Dinge sofort in Angriff zu nehmen und das Land zu reformieren.
"Die Welt da draußen wartet nicht auf uns, und sie wartet nicht auf langwierige Koalitionsgespräche und Verhandlungen."
"Wir müssen jetzt wieder schnell handlungsfähig werden, damit wir innenpolitisch das Richtige tun können, damit wir in Europa wieder präsent sind, damit die Welt sieht: Deutschland wird wieder verlässlich regiert", so Merz weiter.
Alice Weidel - AfD
Auch AfD-Vorsitzende Alice Weidel hatte Grund zum Feiern.
Die AfD verdoppelte ihr Ergebnis der letzten Bundestagswahl 2021. "Wir haben unsere Stimmen verdoppelt, sie wollten sie halbieren. Das Gegenteil ist eingetreten", sagte Weidel.
Die AfD-Kanzlerkandidatin bekräftigte zudem ihre Bereitschaft, sich trotz der "Brandmauer" an der Regierung zu beteiligen.
"Unsere Hand wird immer ausgestreckt bleiben für eine Regierungsbeteiligung, um den Willen des Volkes, den Willen Deutschlands umzusetzen. Wir sind bereit, mitzuregieren", so Weidel weiter.
Merz hat bereits erklärt, dass er die AfD nicht in Koalitionsüberlegungen einbeziehen wird, da ihre Politik nicht die der Union vertritt oder mit ihr übereinstimmt.
Robert Habeck - Grüne
Die Grünen haben bei der Bundestagswahl am Sonntag unter den Erwartungen abgeschnitten, und das war sowohl den Politikern als auch ihren Anhängern bewusst.
Der Kanzlerkandidat der Grünen, Robert Habeck, räumte in einer Rede vor Anhängern das schlechte Abschneiden ein und gratulierte Merz zu seinem Sieg.
Er skizzierte einige Probleme, die er als großen Anlass zur Sorge für Deutschland sieht.
"Das Wahlergebnis selbst gibt Anlass zum Nachdenken, denn das Erstarken des Rechtspopulismus, die mangelnde Solidarität vieler Parteien mit der um ihre Freiheit kämpfenden Ukraine, das ungelöste Verhältnis vieler Parteien zu einer wirklichen europäischen Einheit, das macht mir Sorgen, das macht uns große Sorgen."
Habeck bekräftigte auch die Bereitschaft seiner Partei, in eine Koalition einzutreten, um Verantwortung zu übernehmen und einen Beitrag für das Land zu leisten, eine Entscheidung, die bei Friedrich Merz liegt, der nach dem Wahlergebnis den Regierungsauftrag erhält.
Die CDU/CSU wird in den kommenden Tagen und Wochen Gespräche mit anderen Parteien aufnehmen, um eine neue Koalition und Regierung zu bilden. Bis Ostern soll eine neue Regierung stehen.