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Rettungsanker ‘grüner Stahl’? EU-Kommission schützt Metallindustrie

Rettungsanker ‘grüner Stahl’? EU-Kommission schützt Metallindustrie
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Von Hans von der Brelie
Zuerst veröffentlicht am
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Europas Stahlarbeiter sind wütend. Sie haben Angst um ihre Arbeitsplätze. Gibt es noch eine Zukunft für Europas Schwerindustrie? Ja, sagt die Europäische Kommission – und legt einen Rettungsplan vor.

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Deutschlands Stahlgigant ThyssenKrupp will 11.000 Arbeitsplätze abbauen. Europas Metallindustrie steckt in der Krise. US-Zölle, exorbitante Energiepreise, globale Überkapazitäten, Konkurrenz von Billigstahl aus China... Die Europäische Kommission versucht zu retten, was zu retten ist - mit einem ‘Aktionsplan Stahl’. 

‘Clean Industrial Deal’ nennt die Europäische Kommission ihre Strategie für industrielle Wettbewerbsfähigkeit und Dekarbonisierung. Weltweit wird viel zu viel Stahl produziert. Und jetzt errichtet die neue US-Regierung auch noch hohe Zoll-Mauern: 25 Prozent auf alle Stahl- und Aluminium-Einfuhren. Als Folge droht eine Umleitung internationaler Handelsströme: weg von den USA - hin zum europäischen Binnenmarkt. 

Ausländische Anbieter versuchen, den EU-Markt mit Dumpingpreisen zu erobern. Damit unfair produzierter Billig-Stahl europäischen Stahlherstellern nicht das Genick bricht, kommt 2026 ein neues Schutzinstrument: CBAM, das CO2-Grenzausgleichsystem der EU. Außereuropäische Hersteller von Zement, Aluminium, Eisen und Stahl müssen an der EU-Grenze eine CO2-Abgabe auf nicht nachhaltig produzierte Ware zahlen.

Um Europas Industrie fit zu machen für eine nachhaltige Zukunft, will die EU Investitionen von 100 Milliarden Euro mobilisieren. Es steht einiges auf dem Spiel, nicht zuletzt Europas industrielles Fundament.

Deutschland will 2045 klimaneutral sein. Das geht nur, wenn Stahl nicht mehr mit Kohle hergestellt wird, sondern mit Strom oder Wasserstoff. Die EU-Kommission hilft bei der Umstellung. Auch Deutschlands Stahl-Gigant ThyssenKrupp hält fest am Ziel ‘grüner Stahl’.

Vorarbeiter Sati bringt mich zum Hochofen: Temperatur der glühenden Stahl-Suppe: fast 1500 Grad Celsius! - US-Präsident Trump macht Herstellern die Hölle heiß. Bei 25 Prozent Zöllen kommen Stahlkocher weltweit ins Schwitzen. ThyssenKrupp verkauft zwar wenig Stahl in den USA. Aber wenn Drittländer aus Asien, Afrika und Nahost ihren Stahl nicht mehr in den USA absetzen können, droht Europa eine Stahl-Schwemme.

ThyssenKrupp-Sprecher Mark Stagge: “Wir müssen uns vor allem zunächst vor unfairen Importpraktiken schützen. Wir haben auf der Welt 550 Millionen Tonnen Überkapazitäten pro Jahr. Wir brauchen einen wirksamen CO2-Grenzausgleich. Und wir brauchen auf nationaler und europäischer Ebene wettbewerbsfähige Energiekosten.”

Vor Tor 1 des Duisburger Stahlwerks haben IGM-Gewerkschafter eine Mahnwache aufgebaut. Vertrauensmann Erol Kücükarslan: “Unser Vorstand muss sich den Gedanken an den Stellenabbau von 11.000 Mann aus dem Kopf schlagen. - Und was ich Europa mit auf den Weg gebe: ‘Grüner Stahl’, der mit erneuerbarer Energie erzeugt wird, sollte schneller gefördert werden.”

Erol warnt vor Deindustrialisierung: “Wenn wir jetzt, nach dem Bergbau, auch noch die Industrie verlieren würden, das wäre für Deutschland und Europa eine Katastrophe.” Der Aktionsplan Stahl der EU-Kommission ist deshalb knallhart: Schutzzölle und Mengenbeschränkungen für Dumping-Stahl! 

Am Institut der deutschen Wirtschaft treffe ich Galina Kolev-Schaefer, Professorin an der Technischen Hochschule Köln und Expertin für internationale Handelspolitik: “Die globalen Märkte sind überflutet mit Stahl aus der kohlebasierten Route - und somit klimaschädlich”, erinnert Kolev-Schaefer. “Die Europäische Kommission führt deshalb einen Grenzausgleichsmechanismus ein, das heißt, ab dem nächsten Jahr wird es Zahlungen geben für die CO2-Emissionen von Stahlimporten.”

Es benötigt viel Energie um ‚grünen Stahl‘ herzustellen. Wo soll die herkommen? Kolev-Schaefer: “Dafür brauchen wir einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien und einen Ausbau des Stromnetzes Richtung Südeuropa!”

Und das Problem der US-Zölle? “Das trifft die europäische Stahlindustrie hart”, so Kolev-Schaefer. “Nicht nur, weil die USA für etwa 20 Prozent der Exporte der europäischen Stahlindustrie stehen, sondern auch weil der europäische Markt aufgrund der US-Zölle zunehmend überflutet wird mit Stahl aus Drittländern.”

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