Nach der Einstufung der AfD als gesichert rechtsextremistisch durch den Verfassungsschutz hat sich Euronews auf den Straßen Berlins umgehört.
Nachdem das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) die gesamte AfD offiziell als gesichert rechtsextremistisch eingestuft hat, geht ein Ruck durch die deutsche Bundespolitik. Die Partei selbst will sich juristisch gegen die Maßnahme zur Wehr setzen, andere, wie Daniel Günther, Ministerpräsident Schleswig-Holsteins, fordern nun ein Verbotsverfahren. Aber was denkt eigentlich die Bevölkerung darüber?
Um herauszufinden, wie die Menschen in Berlin die Einstufung bewerten, hat sich Euronews auf den Straßen der Hauptstadt umgehört.
"Bin gespannt, was jetzt auf uns zukommt"
Kerstin, 50, bewertet den Schritt positiv. Allerdings ist sie über den Zeitpunkt der Veröffentlichung überrascht: "Warum heute, am zweiten Mai, warum nicht früher?" sagt sie. Nun sei sie vor allem gespannt, was als nächstes kommt - und ob ein Parteiverbotsverfahren kommen könnte.
Wenn die AfD verboten werden würde, glaubt sie, müsse sich die Wählerschaft neu orientieren. Sie selbst würde einem solchen Verbot ebenfalls positiv gegenüberstehen.
Jens, 65, aus Berlin-Umgebung hat eine ähnliche Meinung zum Thema. "Das hätte schon längst passieren müssen", ist er sich sicher. Er zeigt sich aber ebenfalls verwundert über den Zeitpunkt der Entscheidung: "Ich verstehe nicht, wieso das Gutachten nicht schon vor der Bundestagswahl veröffentlicht wurde. Das hätte vielleicht den ein oder anderen Wähler der AfD bewegen können, die Partei nicht zu wählen", so der Rentner.
Allerdings sei er sich auch unsicher, ob die Partei nun nicht auch von der Einstufung profitieren könnte. "Das kann dazu führen, dass die Partei in einer Underdog-Rolle gestärkt werden kann", sagt er.
Einem Verbotsverfahren würde er ebenfalls zustimmen.
"Der Schuss geht nach hinten los"
Ein paar Minuten danach treffen wir Dieter, ebenfalls aus Berlin. Er sieht den Schritt des Verfassungsschutzes kritisch. "Man weiß sich nicht mehr zu helfen, wie man mit der AfD umgeht", bemängelt er. "Und dann ist das so eine letzte Maßnahme".
Dass die Popularität der Partei darunter leiden könnte, glaubt er hingegen nicht. "Ich glaube, das funktioniert nicht. Der Schuss geht nach hinten los", meint er. "Ich finde das nicht in Ordnung".
Einem Verbotsverfahren für die Partei kann er noch weniger abgewinnen: "Ich bin überhaupt für das Verbot von keiner Partei. Wenn, dann muss man Argumente haben, um sie verbieten zu können. Aber eigentlich ist es eine schwache Demokratie, wenn man verbietet".
Anders sieht das die 22-jährige Lena. "Ich habe es tatsächlich kommen sehen", sagt sie. "Ich finde es gut, dass es jetzt offiziell ist und man sie so nennen darf".
Die Beliebtheit der Partei vor allem im Osten Deutschlands findet die gebürtige Magdeburgerin bedenklich. "Die Umfrageergebnisse sind da ja auch bei fast 40 Prozent. Ich finde das unfassbar schrecklich".
Ein Verbotsverfahren bezeichnet sie als "schwieriges Thema". Jetzt, mit dieser Einstufung durch den Verfassungsschutz, könne man aber darüber nachdenken. "Ich sehe es aber nicht als Lösung für den Rechtsruck, den wir in Deutschland haben. Die AfD ist nur ein Symptom", sagt sie.