US-Kardinal Robert Francis Prevost wurde in einem für viele überraschend schnellen Konklave zum mächtigen neuen Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt – aber wie tickt der neue Papst – und was ist von ihm zu erwarten?
Kardinal Robert Francis Prevost – doch ab sofort heißt es: Papst Leo XIV. Der 69-jährige setzte sich am zweiten Wahltag des Konklave in der sixtinischen Kapelle durch. Der weiße Rauch aus dem Dachkamin kündigte eine neue Ära an – aber wie soll sie aussehen?
Vorneweg: Wie das Pontifikat des neuen Papstes tatsächlich wird, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Es gibt aber zumindest gewisse Indikatoren, die Hinweise auf das geben, was nun vom neuen Papst zu erwarten ist.
Nationalität
In dieser Kategorie repräsentiert die Wahl des neuen Papstes gleich die erste riesige Überraschung: Zum ersten Mal hat die katholische Kirche ein US-amerikanisches Oberhaupt. Prevost war zuvor aber auch Bischof in Peru – und besitzt die peruanische Staatsbürgerschaft. Er wirkte lange Zeit in Chicago – und spricht mehrere Sprachen, darunter spanisch.
Alter
Mit 69 Jahren ist Prevost kein Übergangspapst – dafür ist er zu jung. Die Kardinäle dürften sich im Konklave damit für eine langfristigere Lösung entschieden haben. Zum Vergleich: Papst Franziskus war bei seinem Amtsantritt im Jahr 2013 76 Jahre alt - Prevost ist also sieben Jahre jünger.
Wichtigste Positionen – eine Abkehr vom Weg Franziskus?
In diesem Punkt ist es wenig überraschend am schwierigsten, vorherzusagen, wie das neue Pontifikat aussehen wird. Eines scheint aber sicher: Prevosts Wahl dürfte keine radikale Abkehr vom Pontifikat Franziskus´ bedeuten. Der 69-jährige ähnelt seinem Vorgänger in seinem Engagement für Arme und Migranten. Eine weitere Ähnlichkeit ist der Bezug des neuen Papstes zu Südamerika - auch wenn Prevost gebürtiger Amerikaner ist, sprach er in seiner ersten Rede auch auf spanisch - eine Referenz auf seine Zeit in Peru.
Bei Themen, die die LGBTQ-Community betreffen, könnte Prevost sich allerdings weniger offen für Inklusivität zeigen als Franziskus. Im Jahr 2012 hatte er sich in einem Interview dementsprechend ablehnend geäußert - allerdings meldete er sich seither nur selten zu Wort. Prevost gilt allgemein als pragmatisch - und eher ruhig, außerdem werden ihm gute diplomatische Fähigkeiten zugesprochen. In seiner Rede bedankte sich Prevost explizit bei seinem Vorgänger Franziskus.
Äußerungen zu politischen Themen: Ein Trumpist im Vatikan?
Es mag der erste Gedanke vieler Beobachter sein, die die Ankündigung des neuen, amerikanischen Papstes vernommen haben: Kommt das neue Oberhaupt der katholischen Kirche gar aus dem politischen Lager des US-Präsidenten Donald Trump? Bei genauerer Betrachtung scheint diese Annahme jedoch wenig Bezug zur Realität zu haben - auch wenn der US-Präsident auffallend schnell via Social Media seine Glückwünsche überbrachte. Es sei eine "Ehre", dass der neue Papst zum ersten Mal aus Amerika komme, so Trump.
Allerdings dürfte der Präsident bei einem Blick auf den X-Account des neuen Pontiff schon weniger euphorisch sein. Wiederholt kritisierte Prevost direkt oder indirekt die Migrationspolitik der US-Regierung - und den US-Vizepräsidenten JD Vance.
Auch diesen Beitrag teilte der neue Papst auf seinem Profil - mit Kritik an Trump und dem salvadorianischen Präsidenten Nayib Bukele. "Sehen sie nicht das Leiden?", und "Wie können sie schweigen?" heißt es in dem Posting in Bezug auf die Abschiebepolitik der US-Administration.
Das Verhältnis des neuen Papstes mit dem US-Präsidenten dürfte vor diesem Hintergrund besonders interessant werden.
Weltlage
Die Aufgaben, die auf Leo XIV. zukommen, könnten aus globaler Sicht kaum größer sein: Der Ukraine-Krieg, die Lage in Gaza oder auch der aktuell schwelende Konflikt in der Region Kashmir zwischen Indien und Pakistan werden dem neuen Papst einiges an diplomatischem Geschick abverlangen. Die in der ersten Rede des neuen Pontiff besonders hervorgehobene Botschaft dürfte zu seinem Anspruch passen: "Friede sei mit euch", waren die ersten Worte, die Prevost als Leo XIV. vom Balkon des Petersdoms zu den jubelnden Anhängern sprach. Der Begriff "Frieden" wurde in der Rede folglich noch mehrmals wiederholt. Es bleibt zu hoffen, dass das Wort des neuen Papstes in der Welt Gehör finden wird.