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Comeback-Sieg: Pro-Europäer Nicușor Dan triumphiert bei Präsidentschaftswahl in Rumänien

Dan errang gegen George Simion den Sieg.
Dan errang gegen George Simion den Sieg. Copyright  Andreea Alexandru/AP Photo
Copyright Andreea Alexandru/AP Photo
Von Mathias Huber & Euronews mit Euronews Romania
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
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Der liberale Bürgermeister von Bukarest, Nicușor Dan, hat bei den Präsidentschaftswahlen in Rumänien überraschend klar gegen den rechtspopulistischen Trump-Anhänger George Simion gewonnen. Zuvor war er in den Umfragen noch zurückgelegen.

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Es ist ein Sieg, der auch in Brüssel für große Erleichterungen sorgen wird: Statt dem rechtspopulistischen EU-Skeptiker und Trump-Anhänger George Simion hat sich Rumänien für den liberalen Nicușor Dan entschieden. Letzterer siegte letztendlich mit fast 54 Prozent der Stimmen, gegenüber Simions 46 Prozent.

Das Ergebnis war durchaus eine Überraschung: Dan war in den meisten Umfragen zuvor gegen Simion noch zurückgelegen - der Rechtspopulist hatte im ersten Wahlgang zudem fast doppelt so viele Stimmen bekommen. Entsprechend klein waren die Chancen, die man Dan ausrechnete. Laut dem Wettanbieter "Polymarket" lag die Wahrscheinlichkeit für seinen Sieg noch vor wenigen Wochen bei lediglich 26 Prozent.

Seither schaffte es der Bukarester Bürgermeister aber, sich als echte Alternative zu Simion zu positionieren. Er warnte vor einer Abkehr vom pro-europäischen Kurs Rumäniens, und versprach, das Land stattdessen in eine Zukunft wirtschaftlichen Aufschwungs zu führen und die politische Korruption zu bekämpfen.

Dan feierte den Sieg mit seinen Anhängern
Dan feierte den Sieg mit seinen Anhängern Andreea Alexandru/AP Photo

Am Ende nahm die rumänische Wählerschaft den studierten Mathematiker beim Wort. Die Wahlbeteiligung lag bei fast 65 Prozent, die höchste Rate seit über zwanzig Jahren. Vor allem junge Menschen gaben vermehrt ihre Stimme ab. Und letztlich dürfte vor allem diese hohe Wahlbeteiligung Dan zum Sieg verholfen haben: Menschen, die noch im ersten Wahlgang zuhause geblieben waren, konnte er in der Stichwahl mobilisieren.

Im Vorhinein rechneten die Experten ab einer Marke von elf Millionen abgegebenen Stimmen mit einer hohen Siegwahrscheinlichkeit für Dan. Geworden sind es über 11,5 Millionen.

Abkehr von EU und NATO verhindert

Es ist damit das Ende einer langen und turbulenten Wahlsaison in Rumänien. Im allerersten Wahlgang im November 2024 hatte der prorussische Călin Georgescu aus dem Nichts mit 23 Prozent der Stimmen den Sieg errungen - Umfragen hatten zuvor lediglich fünf Prozent prognostiziert. Es folgten: Berichte über eine Einflussnahme aus dem Kreml, die Bestätigung einer Manipulationskampagne mittels Fake-Accounts auf TikTok für Georgescu und schließlich: Die Aufhebung des Wahlergebnisses.

Bis hin nach Washington drang die Kunde dieser Entscheidung - sie brachte den rumänischen Behörden und der EU scharfe Kritik vonseiten des US-Vizepräsidenten JD Vance ein. "Wenn man ihre Demokratie mit ein paar hunderttausend Dollar an digitalen Werbegeldern zerstören kann, war die Demokratie vielleicht nie ganz so stark", so Vance im Februar auf der Münchner Sicherheitskonferenz.

Der danach für Georgescu eingesprungene Rechtspopulist Simion bekannte sich im Gegenzug ganz klar zur "Make America Great Again"-Bewegung von Donald Trump und versprach, Rumäniens nationale Interessen zu priorisieren. Zwar positionierte er sich anders als Georgescu der NATO gegenüber ein wenig offener, allerdings hätte er das Land in Europa wohl trotzdem verstärkt isoliert. Dem französischen Präsidenten Emanuel Macron warf er beispielsweise "diktatorische Tendenzen" vor. Er stellte zudem ein Ende der Militärhilfe für die Ukraine in Aussicht.

Dan konnte Wähler mobilisieren, die sich Sorgen um eine zunehmende Isolierung Rumäniens unter George Simion machten.
Dan konnte Wähler mobilisieren, die sich Sorgen um eine zunehmende Isolierung Rumäniens unter George Simion machten. Vadim Ghirda/AP Photo

Ein Sieg Simions hätte Rumänien als weitere disruptive Kraft in der EU positioniert. Auch der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán unterstützte ihn - sehr zum Missfallen einiger nationistischer Anhänger des ungarischen Ministerpräsidenten. Simion hatte sich in der Vergangenheit immer wieder abfällig über die ungarische Minderheit in Rumänien geäußert. Im Endergebnis wurde deutlich, dass nun vor allem diese Minderheit vermehrt für Dan stimmte.

Turbulenzen und Gratulationen am Wahltag

In den letzten Stunden vor der Wahl prangerten das rumänische Außen-, Innen- und Verteidigungsministerium erneut eine russische Einmischung an und warnten die Wähler vor einer Fake-News-Kampagne, die über Telegram, TikTok und andere soziale Medienplattformen verbreitet worden sei.

Der Sprecher des rumänischen Außenministeriums, Andrei Tarnea, erklärte am Wahltag auf X, dass "wir wieder einmal die deutlichen Anzeichen einer russischen Einmischung (...) sehen, um den Wahlprozess zu beeinflussen."

"Das war zu erwarten", fügte er hinzu.

Der Gründer von Telegram, Pavel Durov, erklärte, er habe eine Anfrage eines "westlichen Landes", das er nicht direkt nannte, abgelehnt, um die konservativen Stimmen in Rumänien "zum Schweigen zu bringen". Durov bezog sich dabei offensichtlich auf Frankreich - das französische Außenministerium dementierte später vehement.

Als Dans Sieg spätabends feststand, meldeten sich nach und nach Gratulanten aus den europäischen Hauptstädten zu Wort - wohl auch mit einem gewissen Maß an persönlicher Erleichterung.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula Von der Leyen gratulierte Dan

Auch der ukrainische Präsident Selenskyj überbrachte Dan via X seine Glückwünsche.

Selenskyj überbrachte über X seine Gratulationen ins Nachbarland

In Bukarest feierten die Anhänger Dans noch bis in die Nacht den Ausgang der Wahl. George Simion hingegen erklärte sich auf Social Media ohne Belege zunächst selbst zum Sieger - benutzte dabei aber, wie einige Nutzer anmerken, die Flagge der afrikanischen Nation Tschad statt jener Rumäniens.

Simion räumte später schließlich doch noch seine Niederlage ein.

George Simion gestand schließlich seine Niederlage ein.
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