Journalisten stehen nach wie vor unter Druck und haben eine hohe Burnout-Rate. Einige von ihnen nehmen Jobs aus völlig anderen Branchen an, wie Barkeeper und Lieferdienst, um über die Runden zu kommen.
Die jüngsten Eurostat-Daten über den Mediensektor zeichnen ein gemischtes Bild. Die Zahl der Autoren, Journalisten und Linguisten in der EU ist rückläufig, aber die Zahl der Verleger nimmt deutlich zu.
Während die Zahl der Fachleute im Vergleich zu 2022 um 2,5 Prozent zurückging, wuchs die Zahl der Verlage um 9 Prozent.
Die größten Zuwächse verzeichneten die portugiesischen Medienunternehmen mit einem Plus von 7,3 Prozent, gefolgt von Malta (7,1 Prozent), Frankreich (6,5 Prozent) und Bulgarien (3,6 Prozent).
Frankreich bleibt jedoch - bei weitem - das Land mit den meisten Verlegern: Fast 24.000. Allerdings hat das Land seit 2022 auch rund 13 Prozent seiner Medienschaffenden verloren.
Journalisten als Barkeeper und Lieferbote
Derzeit gibt es in der EU weniger als 870.000 Beschäftigte in diesem Bereich, einschließlich Linguisten und Autoren.
60 Prozent der Journalisten leiden darüber hinaus an Burnout-Symptomen. Das zeigt eine neue Studie, die in 33 europäischen Ländern durchgeführt wurde. Finanzielle Instabilität, administrative Belastungen, fehlende Sozialleistungen, die Angst vor Entlassungen und Sorgen um die Auswirkungen der künstlichen Intelligenz auf ihren Beruf sind Gründe für die Symtome.
Eine besonders schwierige Zeit für Selbstständige, denn 62 Prozent sind gezwungen, andere Einkommensquellen zu finden, um über die Runden zu kommen.
Einige wenden sich der Öffentlichkeitsarbeit zu (37 Prozent), andere der Lehre (34 Prozent) oder dem Marketing (19 Prozent). Andere greifen auf Alternativen wie "Barkeeper, Immobilien und Paketzustellung" zurück, so der Bericht von TakTak und Display Europe.
Doch trotz aller Herausforderungen glauben 65 Prozent der Befragten, dass sie auch in den nächsten fünf Jahren noch im Journalismus tätig sein werden.
Auf jeden Fall stehen Journalisten nicht nur in Europa unter Druck. Eine andere Studie, die 2024 von Muck Rack in Amerika durchgeführt wurde, ergab, dass 53 Prozent der Befragten in Erwägung ziehen, aufgrund von Erschöpfung und Burnout zu kündigen.
KI senkt die Eintrittsbarrieren in den Medienmarkt
Es ist unklar, ob der Aufstieg neuer Medienunternehmen wesentlich durch KI begünstigt wurde. Künstliche Intelligenz hat auf jeden Fall dazu beigetragen, Markteintrittsbarrieren wie technische Fähigkeiten und Investitionen in diesem Sektor zu senken, behauptet das Weltwirtschaftsforum in seinem Bericht "AI in Media, Entertainment and Sport".
Gleichzeitig deuten andere Studien jedoch darauf hin, dass einige Nachrichtenredaktionen bei der Einführung von KI zurückhaltend sind: "Obwohl die Unternehmen einige Fortschritte gemacht haben, bleibt die Umsetzung kritischer digitaler Technologien wie KI und Big Data begrenzt", so die Universität Athen, die Länder wie Frankreich, Zypern, Griechenland und Portugal untersucht hat.
Insbesondere Portugal verzeichnete den stärksten Rückgang der Zahl der Journalisten, Autoren und Linguisten im Eurostat-Datensatz: -28 Prozent.
Auch die Niederlande verzeichneten einen erheblichen Rückgang: -17,1 Prozent, dicht gefolgt von Österreich mit -15,4 Prozent. Dagegen stiegen die Zahlen in Luxemburg (+67,6 Prozent), Lettland (+43,5 Prozent) und Litauen (+24,1 Prozent) sprunghaft an.
Insgesamt liegt Deutschland bei der Zahl der Fachkräfte mit fast 240.000 weit vor dem zweitplatzierten Frankreich mit weniger als 93.000, gefolgt von Spanien (74.200), Italien (72.300) und Polen (69.600).