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Russland verschärft den Druck auf WhatsApp - droht jetzt die komplette Sperre?

realistisches Bild einer Person, die in Messenger auf einem Smartphone simst
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Von Euronews
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Russland erhöht den Druck auf WhatsApp: Massive Ausfälle, Vorwürfe gegen die Behörden und die mögliche Sperrung betreffen Millionen Nutzer.

WhatsApp hat sich scharf gegen die massiven Störungen ausgesprochen, die Nutzer in Russland seit Ende Dezember erleben. Laut dem Unternehmen, das zu Meta gehört, zielen die Maßnahmen der russischen Behörden darauf ab, „mehr als 100 Millionen Menschen das Recht auf private Kommunikation zu verweigern“. Diese Erklärung wurde der Nachrichtenagentur Reuters übermittelt.

WhatsApp betonte, dass der Dienst bereits seit Jahren ein wesentlicher Bestandteil des Alltags der Russen ist, sowohl für Schulgespräche als auch für Arbeitsgruppen und die Kommunikation innerhalb von Familien.

„Die Menschen zu zwingen, auf weniger sichere, vom Staat kontrollierte Apps umzusteigen, gefährdet die digitale Sicherheit der Bürger“, so WhatsApp.

Die Lage eskalierte zunehmend seit August 2025. Die russische Medien- und Kommunikationsbehörde Roskomnadzorbegann, Sprach- und Videoanrufe auf WhatsApp und Telegram zu blockieren. Dafür nutzte sie den Vorwand, dies sei Teil der „Betrugsbekämpfung“. Im Dezember verschärfte die Behörde den Druck: Experten berichten, dass die WhatsApp-Geschwindigkeit in Russland um 70-80 Prozent gesenkt wurde. Das Versenden von Mediendateien ist damit nahezu unmöglich.

Nutzer klagen gegen Roskomnadzor

Roskomnadzor behauptet, dass WhatsApp für die Planung von Terroranschlägen, Rekrutierung und Betrug verwendet wird, und warnte, dass der Dienst vollständig gesperrt werde, falls er russische Gesetze weiterhin missachte.

Reutersbetont, dass solche Einschränkungen häufig eine Vorstufe zur vollständigen Sperrung sind, was auch bei anderen ausländischen Plattformen der Fall war, die inzwischen in Russland nicht mehr zugänglich sind.

Im Zusammenhang mit den Einschränkungen haben 42 WhatsApp- und Telegram-Nutzer eine Sammelklage gegen Roskomnadzor und das Ministerium für digitale Entwicklung eingereicht, berichteten russische Medien.

Die Kläger werfen der Behörde vor, ihre verfassungsmäßigen Rechte zu verletzen, darunter das Recht auf Informationsfreiheit, das Briefgeheimnis und die Unverletzlichkeit des Privatlebens. In der Klage wird auf Daten der russischen Zentralbank verwiesen, die zeigen, dass die Hauptursachen für Betrug nach wie vor normale Telefonanrufe und SMS sind – nicht Messenger-Dienste.

Die Klage wurde beim Moskauer Bezirksgericht Taganskij eingereicht, jedoch äußerten sich die Behörden bislang nicht zu dem Fall.

Förderung staatlicher MAX-App

Gleichzeitig mit den WhatsApp-Einschränkungen wird die russische MAX-App aktiv gefördert, die Anfang 2025 eingeführt wurde. Diese wurde bereits wegen Sicherheitsmängeln und mangelndem Datenschutz kritisiert, doch die russischen Behörden empfehlen sie als „sichere Alternative“.

Während Snapchat, Facebook, Instagram und YouTube in Russland entweder eingeschränkt oder blockiert sind, bleibt WhatsApp einer der letzten großen westlichen Dienste, der noch nicht vollständig gesperrt wurde.

Die Verlangsamungen von WhatsApp sind nicht nur in Russland spürbar, sondern auch im Ausland. Marina O., eine Einwohnerin von Lyon, berichtete: „Ich habe eine normale Textnachricht aus Moskau erst fünf Stunden nach dem Versenden erhalten. Zuerst dachte ich, es läge an meinem Telefon, aber dann erfuhr ich, dass viele Leute ähnliche Verzögerungen erleben.“

In den sozialen Netzwerken häufen sich ähnliche Beschwerden: Nachrichten frieren ein, Mediendateien lassen sich nicht laden, und Anrufe werden nicht entgegengenommen.

Ende November 2025 kündigten die russischen Behörden an, dass sie WhatsApp ersetzen wollen. Der Vorsitzende des Duma-Ausschusses für Informationspolitik, Sergej Bojarskij, erklärte, dass das Projekt zur „Importsubstitution“ des Messengers dank der schnellen Entwicklung der staatlichen MAX-Plattform erfolgreich abgeschlossen sei. Bojarskij warf WhatsApp vor, keinen Kontakt zu den Regulierungsbehörden aufgenommen zu haben, und erklärte, es gebe keinen Grund, weiterhin den amerikanischen Dienst zu unterstützen.

Vorgehen gegen Cyberkriminalität

Roskomnadzor beschuldigte WhatsApp erneut, gegen russisches Recht zu verstoßen und kündigte die Möglichkeit einer vollständigen Sperrung an, falls das Unternehmen die Vorschriften weiterhin missachte. Die Behörde riet den Bürgern, auf nationale Dienste auszuweichen.

Die Behörden äußerten sich auch besorgt über die wachsende Cyberkriminalität: Laut dem Abgeordneten Anton Nemkin ist die Zahl der Angriffe auf WhatsApp-Nutzer im letzten Jahr um das Dreieinhalbfache gestiegen, Tausende von Konten wurden gehackt, und Betrüger erstellten „Klone“ von Konten, um Geld zu stehlen.

Diese Vorwürfe markierten den Beginn eines härteren Vorgehens gegen WhatsApp, das sich im Dezember weiter intensivierte.

Roskomnadzor fordert, dass WhatsApp seine Betriebsweise an das russische Recht anpasst. Das Unternehmen betont jedoch, dass es nicht beabsichtigt, die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung – einen zentralen Schutzmechanismus für die private Kommunikation – aufzugeben.

Experten gehen davon aus, dass sich die Situation ähnlich entwickeln wird wie bei anderen ausländischen Diensten, die in Russland blockiert wurden. Sollte der Druck auf WhatsApp weiter steigen, könnte der Dienst als nächstes auf die Sperrliste kommen.

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