Die Baukrise in Deutschland verschlimmert sich: Baupreise für Wohngebäude steigen um mehr als drei Prozent. Ist der Flächenbrand noch aufzuhalten?
Wer den Traum vom Eigenheim noch nicht aufgegeben hat und mit einem Bauprojekt liebäugelt, wird nun bitter enttäuscht. Die Preise für den Bau neuer Wohnungen in Deutschland sind im Mai 2025 um 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Das berichtete das Statistische Bundesamt am Donnerstag in seiner vierteljährlichen Auswertung.
Gegenüber Februar 2025 erhöhten sich die Baupreise um 0,8 Prozent – schneller, als die Inflation. Diese lag im Mai bei 2,1 Prozent und hat sich nur um 0,2 Prozentpunkte verändert.
Die Auswirkungen sind tiefgreifend
Die Baukosten sind ab 2022 stark gestiegen – nach der russischen Invasion in der Ukraine. Rohstoffe und Energie wurden deutlich teurer. Die private Nachfrage ist als Reaktion auf die steigenden Bau- und Finanzierungskosten zwar zurückgegangen, doch die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum ist nach wie vor hoch geblieben.
Die Auswirkungen sind tiefgreifend. Junge Familien können sich ein Eigenheim kaum noch leisten. Die hohen Zinsen erschweren Baufinanzierungen. Hinzu kommt, dass die Bürokratie die Realisierung neuer Projekte verlangsamt oder gar verhindert.
Das will die Politik schleunigst angehen. Der Bundestag berät heute über den Gesetzesentwurf zur Beschleunigung des Wohnungsbaus und zur Wohnraumsicherung. "Mit dem 'Bau-Turbo' setzen wir ein deutliches Zeichen für schnelleres Bauen und neuen Wohnraum in unseren Kommunen", sagt stellvertretender Vorsitzender Esra Limbacher von der SPD.
"Mit dem Gesetz geben wir den Kommunen jetzt den Schlüssel an die Hand, um die Bagger rollen zu lassen", sagt Limbacher. "Gemeinsam arbeiten wir daran, dass Wohnen in Deutschland wieder bezahlbar wird – für alle Generationen, in Stadt und Land, jetzt und in der Zukunft."
Mit dem "Bau-Turbo" soll ein Gesamtpaket geschaffen werden, das mehr Investitionen in den sozialen Wohnungsbau ermöglicht. Die Städtebauförderung soll verdoppelt werden, sagt wohnungspolitischer Sprecher Hendrik Bollmann (SPD).
"Wenn bezahlbarer Wohnraum fehlt, dürfen wir keine Jahre mehr mit Planung und Genehmigung verlieren", so Bollmann. "Der Bau-Turbo schafft die rechtliche Grundlage, damit Städte und Gemeinden schneller bauen können, durch Aufstockung, Nachverdichtung oder Neubauten."
Materialkosten sind viel zu teuer
Ein erheblicher Teil des Problems sind die hohen Materialkosten. Durch Lieferkettenprobleme und die Inflation sind die Preise deutlich teurer geworden.
Die Preise für Rohbauarbeiten an Wohngebäuden stiegen im Mai 2025 um 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, so die Auswertung. Betonarbeiten waren im Vorjahresvergleich um 1,6 Prozent teurer. Die Preise für Mauerarbeiten erhöhten sich um 1,5 Prozent. Für Dachdeckungsarbeiten fallen 4,5 Prozent mehr an, und Erdarbeiten stiegen im gleichen Zeitraum um 3,8 Prozent. Die Zimmer- und Holzarbeiten sind 4,8 Prozent teurer als im Jahr zuvor.
Die Ausbauarbeiten waren im Mai 2025 um 3,7 Prozent teurer als im Vorjahresmonat. Die Preise für Heizungsanlagen und zentrale Wassererwärmungsanlagen lagen um 4,5 Prozent höher. Die Preise für Metallbauarbeiten stiegen um 2,0 Prozent. Elektro-, Sicherheits- und informationstechnische Anlagen wurden 5,7 Prozent teurer. Die Preise für Wärmedämm-Verbundsysteme nahmen um 3,6 Prozent zu.
Bald nur noch Homeoffice?
Doch auch diejenigen, die gar kein Eigenheim bauen, sondern lediglich instandhalten wollen, müssen jetzt noch tiefer in die Tasche greifen. Denn auch die Preise für Instandhaltungsarbeiten an Wohngebäuden werden erhöht. Im Mai 2025 lagen diese um 3,8 Prozent über denen des Vorjahresmonats.
Ganz zu schweigen von den Neubaupreisen für Bürogebäude. Diese stiegen zwischen Mai 2025 und Mai 2025 um 2,5 Prozent. Neubaupreise für gewerbliche Betriebsgebäude wurden im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,4 Prozent teurer. Das dürfte Homeoffice künftig noch attraktiver machen.
Straßenschäden vorprogrammiert?
Im Straßenbau erhöhten sich die Preise um stolze 4,4 Prozent. Die Verteuerung der Baumaterialien und die Inflation haben dazu beigetragen. Die Konsequenz: Die Verzögerung oder gar das Absagen von Straßenbauprojekten könnten das Autofahren, vor allem im Winter, zu einer sehr unangenehmen Angelegenheit machen.