Jahrzehntelang war die Region Ida-Virumaa im Nordosten Estlands vom Schieferöl abhängig, das oft als das „braune Gold“ des Landes bezeichnet wird. Da Estland jedoch eine grünere Zukunft anstrebt, bereitet sich das Land auf den Ausstieg aus dem Schieferöl vor.
Schieferöl ist für Estland zwar historisch gesehen lebenswichtig, trägt aber erheblich zu den CO₂-Emissionen des Landes bei. Die Abkehr davon hat erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft von Ida-Virumaa, die lange Zeit vom Ölschieferabbau abhängig war.
„In den 1990er Jahren lebten mehr als 200.000 Menschen in diesem Gebiet. Heute liegt die Einwohnerzahl bei etwa 130.000 und der Rückgang wird sich fortsetzen,“ sagt Meelis Kuusk, Geschäftsführer des Verbands der lokalen Behörden des Bezirks Ida-Viru.
Um den Übergang zu unterstützen, erhält Ida-Virumaa gezielte Hilfe aus dem Just Transition Fund der Europäischen Union. Ziel ist es, die lokale Wirtschaft zu diversifizieren, neue Arbeitsplätze zu schaffen und die Gemeinde bei der Anpassung an eine kohlenstoffarme Zukunft zu unterstützen. Kuusk unterstreicht die Bedeutung des lokalen Engagements. „Als wir den Just Transition Fund planten, brachten wir mehr als 52 lokale Organisationen zusammen,“ sagt er.**
Viele Projekte haben bereits Unterstützung aus dem Fonds erhalten. Eine bemerkenswerte Initiative ist das erste europäische Werk für Seltenerdmagnete in Narva, einer der wichtigsten Städte der Region. Bei voller Kapazitätsauslastung wird das Werk rund 1000 Menschen beschäftigen und damit der örtlichen Gemeinde, deren Arbeitslosigkeit über dem Landesdurchschnitt liegt, eine gewisse Entlastung bieten. Es wird erwartet, dass die Anlage auch zusätzliche industrielle Investitionen in die Stadt locken wird.
Die staatliche Bergbaugesellschaft Estlands erforscht neue Verwendungsmöglichkeiten für Ölschiefer und seine Nebenprodukte und stellt sich auf eine Zukunft ein, in der Schieferöl nicht mehr zur Stromerzeugung verbrannt werden kann. CEO Lauri Karp hebt die Pläne zur Nutzung von Ascheabfällen als Hauptbestandteil von Zement hervor, einem wichtigen Material für den Bausektor. Er hofft auch, dass die Permanentmagnetindustrie in Estland expandieren wird, was neue Möglichkeiten für den Bergbau eröffnen könnte: