In einigen Ländern boomt die Automobilindustrie dank staatlicher Anreize, obwohl die Verbrauchernachfrage nur moderat wächst. E-Auto-Förderungen und Kaufprämien treiben den Markt nachhaltig an.
Spanien hat in den ersten neun Monaten des Jahres 2025 die Spitzenposition auf dem europäischen Automobilmarkt übernommen.
Zwischen Januar und September verzeichnete das Land einen bemerkenswerten Anstieg der Neuzulassungen von Pkw um 15 % – der höchste Zuwachs in ganz Europa, wie neue Daten des International Council on Clean Transportation (ICCT) zeigen.
Ein wesentlicher Faktor dafür war die Verlängerung des umfangreichen EU-Förderprogramms "Moves III" im Volumen von 400 Millionen Euro, das die Elektromobilität unterstützt. Im Rahmen des Programms, das nun bis Ende 2025 läuft, wurden in den letzten vier Jahren über 1,3 Milliarden Euro investiert – nicht nur in den Kauf von Fahrzeugen, sondern auch in die Errichtung von mehr als 100.000 Ladepunkten im ganzen Land.
Auch Österreich konnte in den ersten neun Monaten des Jahres ein starkes Wachstum von 12 % verzeichnen. Allerdings geht der Anstieg bei vollelektrischen Fahrzeugen laut Experten größtenteils (70 %) auf Firmenflotten zurück, sodass der Trend je nach Kaufzyklen potenziell schwanken könnte. Die Entscheidung des Landes, Kaufanreize für batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (BEVs) zu streichen, könnte in den kommenden Monaten zudem die Nachfrage dämpfen.
Insgesamt war 2025 kein besonders starkes Jahr für den europäischen Automarkt. Laut ICCT stiegen die Neuzulassungen von Pkw zwischen Januar und September lediglich um 1 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Insgesamt wurden etwas mehr als 8,2 Millionen Fahrzeuge verkauft – mit deutlichen Unterschieden zwischen den Ländern, zu denen auch die Nicht-EU-Mitglieder Island, Liechtenstein und Norwegen zählen. Während Belgien (-9 %), Frankreich (-6 %) und Italien (-3 %) Rückgänge verzeichneten, blieben die Verkäufe in Deutschland nahezu stabil (0 %).
Trotzdem sehen Analysten des Jacques Delors Centre die europäische Automobilindustrie nicht am Ende. "Jüngste nationale Initiativen zeigen, dass eine gut durchdachte Industriepolitik Investitionen anziehen, alte Produktionscluster wiederbeleben und neue BEV-Wertschöpfungsketten aufbauen kann", heißt es in einer Analyse zum Wandel der europäischen Automobilbranche.
Gleichzeitig fehle eine koordinierte europäische Strategie, um die bislang uneinheitlichen Bemühungen in eine dauerhafte, gemeinsame Wettbewerbsfähigkeit zu überführen. "Die stotternde BEV-Umstellung allein auf zögerliche Verbraucher zurückzuführen, vereinfacht das Problem zu sehr. Sie verdeckt handlungsrelevante Hindernisse – vor allem die höheren Preise im Vergleich zu Verbrennungsmotoren und unberechenbare politische Signale", so die Analysten weiter.