Blinde "sehen" mithilfe von Tönen und Vibrationen

Mit Unterstützung von The European Commission
Blinde "sehen" mithilfe von Tönen und Vibrationen
Von Claudio Rosmino
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Das EU-Projekt "Sound of Vision" entwickelt einen Navigator für Sehbehinderte.

Der Name des europäischen Pojekts ist aussagekräftig: "[Sound of Vision](Website https://soundofvision.net/)" verwandelt Bilder in Töne, die als Orientierungshilfe für Sehbehinderte dienen. Mit der Hilfe eines High-Tech-Gerätes können sie sich sicherer und selbstständiger bewegen.

"Eines der wichtigsten Hilfsmittel für die Mobilität von Blinden ist immer noch der weiße Blindenstock", weiß euronews-Reporter Claudio Rosmino. "Foscher arbeiten an einem Gerät, das Blinden die Situation der Umgebung in Echtzeit liefert. Die dafür benutzte Technologie übersetzt Bilder in Geräusche und Vibrationen."

Indoor-Navigator für Blinde

Catalin Nicolaidi verlor als Kind nach und nach sein Augenlicht. Er unterrichtet an einer Schule für Sehbehinderte und gehört zu den freiwilligen Testern eines Indoor-Navigators für Blinde. Mit den Rückmeldungen dieser Personen passen die Forscher das Gerät an die Bedürfnisse der Anwender an. Heute nimmt Catalin an einem Testlauf der Universität Bukarest teil.

"Teil des Systems ist eine 3D-Kamera, die die Umgebung kontinuierlich, sehr schnell, 20 mal pro Sekunde, scannt", erklärt Alin Moldoveanu, technischer Koordinator des "Sound of Vision"-Projekts und Professor an der Universität von Bukarest. _"Diese Informationen verarbeiten wir mit Algorithmen für maschinelles Sehen und zerlegen jedes einzelne Objekt damit. Jedes Objekt wird dem Anwender mit einigen 3D computergenerierten Geräuschen präsentiert. Im Grunde genommen hört er das Objekt und nimmt es durch Vibrationen eines Bauchgürtels wahr."
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Die blinde Person wird in Echtzeit von diesen 3D-Sounds in Verbindung mit haptischem Feedback gesteuert. Ihre Intensität ändert sich kontinuierlich, abhängig davon, wie weit das Objekt entfernt ist. Laut den Forschern, die an diesem europäischen Projekt arbeiten, wurde eine Art neues Bewusstsein für sehbehinderte Menschen geschaffen. Dank einer weiteren Anwendung können die Blinden auch Zeichen lesen.

"Wenn der Anwender einen Text lesen möchte, drückt er einfach den Knopf und das System sucht nach Texten und zeigt ihm an, wo sie sich befinden", so der technische Koordinator. "Er kann in diese Richtung schauen und den Text hören: beispielsweise in einer Apotheke, einem Supermarkt oder einer Metrostation."

Testanwender Catalin Nicolaidi macht sich große Hoffnungen für die Zukunft, er hofft, "dass dieses System gut funktioniert."

Das System kann individuell eingestellt werden

Das System identifiziert die wichtigsten Objekte in der Umgebung wie Treppen, Türen oder Personen, die sich bewegen. Jede Veränderung wird sofort erkannt. Zudem können einige Funktionen individuell eingestellt werden:

"Mit ihrem Blindenstock erkunden Sehbehinderte das, was im Umkreis von einem Meter um sie herum und über ihnen ist. Der Prototyp von Sound of Vision erweitert ihren Radius erheblich", meint Rúnar Unnpórsson, "Sound of Vision"-Projektkoordinator und technischer Ingenieur.

Die Entwicklung eines Outdoor-Navigators wird von der Technischen Universität Iasi geleitet. Das Gehen im öffentlichen Raum ist für sehbehinderte Menschen wie Eusebiu eine viel größere Herausforderung. Die dafür entwickelte Technologie muss plötzliche Veränderungen verarbeiten können, wie Licht-, Fahrzeug- und Personenwechsel oder Regen.

"Für den Außeneinsatz vertrauen wir auf zwei Stereokameras, zwei Kameras, die gleichzeitig die Umgebung sehen, und auf der Grundlage dieser beiden Bilder schätzen wir die Entfernungen von den Objekten zur Umgebung", erklärt Simona Caraiman, Professorin für Informatik an der Technischen Universität Iasi. "Wir müssen immer im Blick behalten, dass es sich um eine lebenswichtige Anwendung handelt, das System darf nicht versagen, wenn es gefährliche Situationen wie beispielsweise ein Loch im Boden signalisiert."

Eusebiu Toma, der das Outdoor-System testet, sagt: _"Ich habe viel mehr Vertrauen und ein größeres Sicherheitsgefühl mit diesem Gerät als mit allem anderen, was ich bisher benutzt habe."
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Das dreijährige Projekt startete 2015 mit  9 Teilnehmern aus 5 europäischen Ländern: 2 aus Island, 2 aus Polen, jeweils 1 Partner aus Ungarn und Italien und 3 Partner aus Rumänien. Die Forscher arbeiten derzeit daran, die Innen- und Außensysteme zu optimieren und sie miteinander zu kombinieren. In einem nächsten Schritt soll das Gerät verkleinert werden, um es in den kommenden zwei Jahre auf den Markt zu bringen.

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