Japans Smart Cities stellen den Menschen in den Mittelpunkt

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Von Charlotte Kan
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In Japan nutzt man neueste Technologien für das neue Gesellschaftskonzept 5.0.

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In der zweiten Sci-Tech-Folge aus Japan geht es um die positiven Auswirkungen, die Smart Cities auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bewohner haben. Japan begegnet mit diesem modernen Städteentwicklungskonzept u.a. den Herausforderungen einer alternden Bevölkerung. Euronews hat zwei japanische Smart Cities besucht, die unterschiedliche Ansätze verfolgen: Aizuwakamatsu in der Präfektur Fukushima erprobt fortschrittliche Technologien in verschiedenen Bereichen, einschließlich der Präventivmedizin. Auch kleinere Städte wie Arao auf der Insel Kyushu profitieren von neuen Konzepten. Die ehemalige Bergbaustadt erlebte einen rapiden Bevölkerungsrückgang, nachdem die Grube in den 1990er Jahren geschlossen wurde. Dort wurden Initiativen gestartet, wie eine intelligente Taxi-App und ein Befindlichkeits-Spiegel.

Neueste Technologien für eine bessere Gesellschaft

Smart Cities weltweit setzen auf neue Technologien, aber was ist mit der sozialen Entwicklung? Japan hat ein neues intelligentes Gesellschaftskonzept entwickelt, bei dem der Mensch im Mittelpunkt steht, die Gesellschaft 5.0.

Die euronews-Reporterin besucht zwei Städte, in denen neueste Technologien eingesetzt werden, um aktuelle Probleme zu lösen und die Lebensqualität der Menschen zu verbessern.

Aizuwakamatsu ist eine traditionelle Samurai-Stadt mit über 118.000 Einwohnern in der Präfektur Fukushima. Dort wird technologiegestützte soziale Entwicklung getestet. Zusammen mit Partnern wurde im Innovationszentrum eine "Smart City Platform" entwickelt - ein Modell für ganz Japan und andere Länder.

Diese Plattform sammelt Daten von vernetzten Objekten, wie z. B. Online-Zahlungen oder den Haushalts-Stromverbrauch, um sie mit Verwaltungen, Industrie und Wissenschaft zu teilen. Sie dient als Basis, um verschiedene Smart-City-Dienste zu schaffen wie Stromrechnungen zu senken, Eltern und Großeltern die Möglichkeit zu geben, die schulischen Aktivitäten ihrer Kinder zu verfolgen oder Echtzeit-Updates über Schneeräumdienste zu erhalten. Nakamura Shojiro, stellvertretender Leiter vom Accenture Innovation Center Fukushima erklärt:

"Die Bürger stellen ihre Daten über ein System namens 'Opt-in' zur Verfügung. Beispielsweise kann man im Rahmen eines Gesundheitsprojekts seine persönlichen Vitaldaten oder die Daten des Krankenhauses an die Region senden. Dort werden sie analysiert und in der Folge bekommt man Gesundheits-Empfehlungen."

Bürger bestimmen über ihre Daten

Die Bürger entscheiden selbst, welche Informationen und in welchem Maß sie Daten zur Verfügung stellen. Auf dem Web-Portal, das für die Stadt auf Basis der Plattform erstellt wurde, kann man beliebig viele Informationen teilen: Je mehr man freigibt, desto maßgeschneiderter werden die Dienste. Und je mehr Menschen mitmachen, desto größer sind die Auswirkungen in der Gemeinde.

Im Rahmen eines Pilotprojekts werden beispielsweise Gesundheitsdaten via Smartwatch gesammelt: "Ich finde es gut, dass meine medizinischen Daten eines 62-jährigen Mannes für Menschen der gleichen Generation hilfreich sein können", sagt Inomata Tomiei.

Die Daten können für wissenschaftliche Forschung verwendet werden, aber man kann sie auch nutzen, um den Lebensstil zu verbessern, weiß Takahashi Miki, Managerin im PR-Team, Corporate Division, Arise Analytics Inc.: "Nach dem Experiment sagten 89 Prozent der Teilnehmer, dass sie mehr auf ihre Gesundheit achten."

Auch kleine Gemeinden profitieren

Nächste Station: Arao, eine Stadt auf der Insel Kyushu mit 52.000 Einwohnern. Die Grube, heute ein UNESCO-Weltkulturerbe, war früher Teil der Miike-Kohlemine, der größten Japans. Nach der Schließung in den späten 1990er Jahren ging die Bevölkerung der Stadt rapide zurück - Tausende Einwohner wanderten ab. Arao setzt auf Digitalisierung, um wieder zu wachsen.

Die Pferderennbahn wurde 2012 geschlossen. Dort soll bald eine Smart City entstehen. Auf fast 35 Hektar soll ein Viertel für rund 1000 Bewohner gebaut werden: Dabei stehen Nachhaltigkeit und der Mensch im Mittelpunkt.

Die Stadt hat bereits mehrere Smart-City-Initiativen gestartet. Eine davon ist eine Taxi-App, die auf künstlicher Intelligenz beruht. Sie berechnet die optimale Entfernung zwischen Abfahrts- und Zielort des Nutzers. So können die Kosten reduziert werden. Takahama Hiroshi hat es ausprobiert:

"Vor der Einführung dieses Taxis habe ich immer den Bus genommen: Ich musste etwa 500 m in eine Richtung zum Busbahnhof laufen. Für mich war es mühsamer zum Busbahnhof zu gehen als zum Krankenhaus."

Und Kojima Miyoko sagt: "Der Preis ist etwa halb so hoch wie einem normalen Taxi."

Befindlichkeits-Spiegel gibt Gesundheitstipps

Die Stadt testet auch einen Befindlichkeits-Spiegel: Auf der Basis künstlicher Intelligenz kann er den Puls messen, sowie den Körperbau, Alter und Geschlecht bestimmen und Stimmungen erkennen. Aus diesen Daten ergeben sich Empfehlungen wie mehr Sport zu treiben oder sich zu entspannen.

Eine praktische KI-Anwendung, um Menschen zu helfen, gesünder, glücklicher und länger zu leben. Tagawa Hideki, Abteilungsleiter "General Policy Division" der Stadt Arao, sagt:

"Wir wollen eine Gesellschaft aufbauen, in der die Lebensqualität ein oder zwei Stufen höher ist als heute."

Mit seinem neuen gesellschaftlichen Entwicklungsmodell hat Japan auch die UN-Ziele für nachhaltigere Städte und Gemeinden im Blick.

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