Fehmarnbelt-Tunnel: Heiligt der Zweck für das Mega-Projekt die Mittel?

Das Großprojekt zwischen Deutschland und Dänemark wurde 2008 beschlossen, sollte es vor dem Hintergrund des Klimaschutzes überdacht werden?
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Von Roselyne Min
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Sollte man große Bauprojekte, die vor 20 Jahren geplant und beschlossen wurden, vor dem Hintergrund ihrer Auswirkungen für die Umwelt neu evaluieren?

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Der Bau der über 18 km langen Festen Fehmarnbeltquerung - der längste Unterwasser-Eisenbahn- und Straßentunnel der Welt, der Deutschland und Dänemark verbinden wird - ist in vollem Gange.

Das 10-Milliarden-Euro-Megaprojekt, das größte jemals in Dänemark durchgeführte Bauprojekt, ist Teil des Ten-T-Programms der Europäischen Kommission, das sich auf die Stärkung der Verkehrsverbindungen und der Interkonnektivität des Kontinents konzentriert.

Um die Bedeutung des Projekts für ihre übergeordneten Ziele zu unterstreichen, hat die EU 1,1 Milliarden Euro zum Bau beigesteuert.

Nach ihrer Fertigstellung im Jahr 2029 wird sich die Fahrzeit zwischen Hamburg und Kopenhagen von 4,5 auf 2,5 Stunden verkürzen. Züge werden über die dänische Grenze hinaus bis nach Schweden, Norwegen und Finnland fahren können.

Die Initiatoren versprechen Schnelligkeit und eine umweltfreundliche Verkehrsverbindung doch Umweltschützer:innen protestieren unter Hinweis auf die ökologischen Auswirkungen heftig gegen den Bau.

Die Umweltorganisation NABU hat ihre Bedenken über mögliche Schäden an der Artenvielfalt im Fehmarnbelt, einem EU-Schutzgebiet, geäußert.

Femern A/s, das dänische Unternehmen, das den Tunnel baut, versichtert dagegen, dass "die Auswirkungen des Baus vorübergehend sind".

Naturschutz vs. Fortschritt

"Durch das Projekt werden riesige Gebiete mit neuer Natur entstehen. An Land werden 300 Hektar küstennahe Feuchtgebiete entstehen, und im Meer legen wir 42 Hektar neue Riffe an", sagte Henrik Vincentsen, der Geschäftsführer von Femern A/S, in einer Erklärung gegenüber Euronews.

Naturschützer fragen sich gleichzeitig, ob dieses Projekt überhaupt den grünen Ambitionen der Europäischen Kommission entspricht.

"Es handelt sich nicht nur um ein Straße-Schiene-Projekt, sondern es gibt auch vier Fahrspuren für Autos und Lastwagen. Und nach allem, was wir wissen, ist das nicht wirklich ein Gewinn für die Verkehrswende in Europa", sagte Malte Siegert, Vorsitzender des NABU.

"Schon gar nicht, weil Dänemark das Projekt mit Geld aus dem Straßenverkehr refinanzieren will", fügte er hinzu.

Während Umweltschützer darauf hinweisen, dass die bestehende 160 km lange Verbindung für den derzeitigen Verkehr ausreicht, ist die Baufirma überzeugt, dass die deutliche Abkürzung sowohl den Fahrgästen als auch dem Klima zugute kommt.

"Der Tunnel wird die Kapazität erhöhen und das dänische Schienen- und Straßennetz entlasten sowie erhebliche Einsparungen an Zeit, Energie, Kraftstoff und CO2-Emissionen im Transitverkehr ermöglichen. Aus diesem Grund hat die Europäische Kommission den Fehmarnbelt-Tunnel zu einem vorrangigen Projekt erklärt", so Vincentsen gegenüber Euronews.

Weitere Informationen zu diesem Projekt finden Sie im Video im obigen Media Player.

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