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Touristenabgabe kommt in ganz England: Was das für Reisende bedeutet

England erlaubt lokalen Bürgermeistern, Touristenabgaben einzuführen.
England erlaubt lokalen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, eine Touristenabgabe einzuführen. Copyright  Ugur Akdemir/Unsplash
Copyright Ugur Akdemir/Unsplash
Von Craig Saueurs
Zuerst veröffentlicht am
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Ein neuer Plan erlaubt Kommunen, eine Übernachtungsabgabe für Touristen im Vereinigten Königreich zu erheben. Damit ziehen englische Städte mit anderen in Europa gleich.

Wer in England übernachtet, könnte bald eine neue Position auf der Rechnung sehen. Die Regierung hat den Weg frei gemacht, damit Bürgermeisterinnen und Bürgermeister eine Touristenabgabe einführen können.

Die neue Abgabe soll laut Regierung „maßvoll“ ausfallen. Sie würde für Hotels, B&Bs, Ferienunterkünfte und andere kostenpflichtige Übernachtungen gelten. Damit zieht England mit Schottland und Wales gleich, die bereits ähnliche Abgaben vorantreiben.

Ministerinnen und Minister sagen, die Einnahmen flössen in Verkehr, Infrastruktur und die Reisebranche insgesamt. Die Pläne stoßen jedoch auf Widerstand aus der Gastronomie- und Hotelleriebranche. Sie warnt vor zusätzlichen Kosten in Zeiten hoher Preise.

Warum führt das Vereinigte Königreich eine Touristenabgabe ein?

Nach den aktuellen Plänen könnten Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im ganzen Land eine lokale Besucherabgabe festlegen und die Mittel direkt vor Ort reinvestieren.

Die Regierung sieht das Geld als Anschub für bessere Verkehrsanbindungen, öffentliche Räume, Kulturprogramme und ein angenehmeres Reiseerlebnis.

England verzeichnet jedes Jahr mehr als 130 Millionen Übernachtungen. Behörden betonen, selbst ein kleiner Aufschlag könne die öffentliche Infrastruktur und Dienstleistungen deutlich verbessern, ohne die Ausgaben der Zentralregierung zu erhöhen.

Nachbarländer setzen bereits auf ähnliche Instrumente, um lokale Aufgaben besser zu finanzieren.

In Schottland führt Edinburgh ab Juli 2026 eine Touristenabgabe von fünf Prozent auf den Zimmerpreis pro Nacht ein. In Wales dürfen Kommunen ab April 2027 ein Pfund dreißig (ein Euro fünfzig) pro Person und Nacht erheben.

Mehrere britische Führungspersönlichkeiten begrüßen den Schritt, darunter Londons Bürgermeister Sadiq Khan. Er nannte die Maßnahme „großartige Nachrichten für London“.

„Bei der Ausarbeitung unserer Abgaberegeln werden wir eng mit der Hotel-, Gastronomie- und Tourismusbranche zusammenarbeiten. So stellen wir sicher, dass London und unsere großartigen Unternehmen maximal profitieren“, sagte Khan.

Liverpools Bürgermeister Steve Rotheram verwies darauf, dass Städte wie Barcelona und Paris mit ähnlichen Modellen „zweistellige Millionenbeträge pro Jahr“ einnehmen. Er argumentiert, die eigene Gebühr würde helfen, große Veranstaltungen zu finanzieren und die lokale Infrastruktur zu verbessern.

Andy Burnham, Bürgermeister von Manchester, sagte, die Region habe bereits eine florierende Reisewirtschaft. Eine Abgabe könne „gute Wachstumsraten über das nächste Jahrzehnt hinweg sichern“.

Auch die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Westen Englands, in West Yorkshire, York und North Yorkshire sowie im Nordosten unterstützen die Pläne. Eine kleine Gebühr könne den Verkehr stärken, Festivals finanzieren und den Erhalt von Kulturerbestätten sichern.

Gastgewerbe-Verbände wehren sich

Nicht alle halten Touristenabgaben für sinnvoll.

Kate Nicholls, Vorsitzende des Branchenverbands UKHospitality, warnt: Die „schädliche Urlaubsabgabe“ könne die Öffentlichkeit bis zu 518 Millionen Pfund (588 Millionen Euro) kosten, so eine interne Analyse. Diese Mehrkosten würden bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern landen.

Würde die Abgabe wie in Edinburgh bei fünf Prozent des Gesamtpreises für die Unterkunft liegen, „entspräche das faktisch einer Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 27 Prozent für Berufstätige, die im Vereinigten Königreich Urlaub machen wollen“, sagte sie.

Eine zwölfwöchige Konsultation läuft bereits und endet am 18. Februar. Dabei geht es um die Ausgestaltung der Touristenabgaben im Vereinigten Königreich, um mögliche Obergrenzen und um Ausnahmen.

Notunterkünfte, Obdachlosenheime und registrierte Standplätze für Gypsy, Roma und Traveller – Flächen, auf denen Menschen mit Roma- oder Traveller-Herkunft in Wohnwagen oder Mobilheimen wohnen – wären als Hauptwohnsitz ausgenommen.

Die Regierung sagt, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister könnten bei Bedarf weitere lokale Ausnahmen festlegen.

Wie steht das Vereinigte Königreich im Vergleich zu anderen europäischen Städten da?

Das Vereinigte Königreich ist längst nicht das erste Ziel in Europa mit einer Touristenabgabe.

In mehr als einem Dutzend EU-Staaten gibt es bereits Abgaben in ausgewählten Städten, von Österreich und Belgien bis Griechenland und Slowenien. Oft liegen sie bei ein Euro fünfzig pro Nacht oder entsprechen einem Prozentsatz der Hotelrechnung. Eingezogen werden sie beim Check-in oder Check-out.

Manche Städte gehen weiter. Venedig hat 2024 eine Gebühr von fünf Euro für Tagesgäste eingeführt. In diesem Jahr hat die Stadt verdoppeltauf zehn Euro.

In Spanien erhebt Katalonien seit 2012 eine Touristenabgabe. Für Barcelona kommen deutliche Zuschläge hinzu.

Barcelona hat den Zuschlag im Oktober vergangenen Jahres auf maximal vier Euro pro Nacht erhöht. In diesem Sommer billigte der Stadtrat einen Plan, ihn jährlich um einen Euro anzuheben, bis er 2029 acht Euro erreicht. Diese Gebühr kommt zur katalanischen Touristenabgabe hinzu, die voraussichtlich auf maximal sieben Euro pro Nacht für Fünf-Sterne-Hotels steigt.

Die Einnahmen aus den Abgaben fließen in sehr konkrete Projekte.

Europaweit finanzieren die Mittel aus Touristenabgaben unter anderem Naturschutz, sozialen Wohnungsbau, Kulturprogramme und Großveranstaltungen.

Ministerinnen und Minister im Vereinigten Königreich betonen, auch dort werde das Geld zweckgebunden reinvestiert. Bei moderater Höhe habe die Abgabe „minimalen Einfluss“ auf die Besucherzahlen.

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