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Wirtschaft der Eurozone wächst wieder, doch ein großes Problem bleibt

Im Main spiegelt sich die Europäische Zentralbank in Frankfurt, Deutschland. 20. November 2025.
Die Europäische Zentralbank spiegelt sich im Fluss Main in Frankfurt am Main, Deutschland. 20. November 2025. Copyright  AP/Michael Probst
Copyright AP/Michael Probst
Von Piero Cingari
Zuerst veröffentlicht am
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Dienstleistungen treiben das Wachstum der Eurozone voran. Schwächelnde Industrie und steigende Kosten belasten die Wirtschaft weiterhin spürbar.

Die Wirtschaftstätigkeit im Euroraum blieb im November robust. Sie hielt das solide Wachstumstempo aus dem Oktober, die kräftigste Expansion seit mehr als zwei Jahren. Haupttreiber waren erneut die widerstandsfähigen Dienstleistungen.

Gleichzeitig zeigten Umfragen deutlich steigende Vorleistungskosten. Mögliche Gründe sind höhere Zölle und steigende Stromkosten.

Vorabdaten zum Einkaufsmanagerindex (PMI), die S&P Global am Donnerstag veröffentlichte, zeigen den Composite-PMI mit einem leichten Rückgang auf 52,4 nach 52,5 im Oktober. Das entsprach den Erwartungen.

Der Dienstleistungssektor blieb der Wachstumsmotor. Die Aktivität stieg auf 53,1 und damit auf den höchsten Stand seit Mai 2024. Prognosen eines leichten Dämpfers erfüllten sich nicht.

Die Industrie verlor dagegen an Schwung. Der PMI fiel auf 49,7, den schwächsten Wert seit fünf Monaten. Das unterstreicht die anhaltenden Gegenwinde für die Branche.

Trotz des soliden Gesamtbilds flaute der Auftragseingang im November ab. Schwache Auslandsnachfrage belastete die Perspektiven. Auslandsaufträge, auch innerhalb der Eurozone, gingen den zweiten Monat in Folge zurück. Das Tempo ähnelte dem Oktober.

Kosten steigen, doch Firmen können sie kaum weitergeben

Bei den Inputs flammt der Preisdruck wieder auf. Die Einkaufspreise stiegen so schnell wie seit März nicht mehr. Treiber waren kräftigere Kostenanstiege bei Dienstleistern und eine wieder anziehende Einkaufspreisinflation in der Industrie. Für die Industrie war es der stärkste Anstieg seit acht Monaten.

Doch immer mehr Unternehmen können die höheren Kosten kaum an ihre Kundschaft weiterreichen.

Die Teuerung bei den Verkaufspreisen verlangsamte sich auf das niedrigste Tempo seit mehr als einem Jahr. Das spricht für enger werdende Margen in der Privatwirtschaft.

Industriebetriebe hielten ihre Preise stabil. Im Dienstleistungssektor sank der Preisauftrieb auf den niedrigsten Stand seit April 2021.

Dr. Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank, sagte, die auseinanderlaufenden Kosten- und Verkaufspreistrends erhöhten den Druck auf die Gewinnmargen.

„Die Beschleunigung der Kosteninflation im Servicebereich dürfte der EZB kaum gefallen“, so de la Rubia. „Allerdings dämpft die Abkühlung bei den Absatzpreisen die geldpolitischen Sorgen etwas.“

„Wir rechnen damit, dass die Zinsen im Dezember unverändert bleiben.“

Auseinanderlaufende Trends: Deutschland bremst, Frankreich stabilisiert sich

Deutschland, die größte Volkswirtschaft des Blocks, wuchs im November weiter, legte aber an Tempo zugekniffen.

Der deutsche Composite-PMI fiel auf 52,1 nach 53,9 im Oktober. Industrie und Dienstleistungen verloren an Schwung. Die Industrieaktivität sank auf 48,4, der Service-Index auf 52,7.

„Diese Zahlen sind ein herber Rückschlag für Deutschland“, warnte de la Rubia.

„Zwar liegt die Produktion leicht über dem Vormonat, doch die Neuaufträge sind nun deutlich eingebrochen … die Wirtschaft schleppt sich im vierten Quartal bestenfalls zu einem marginalen Plus.“

Frankreich zeigte dagegen nach Monaten der Schrumpfung Anzeichen einer Stabilisierung. Der Composite-PMI stieg auf 49,9 nach 47,7 im Oktober. Rückenwind kam von den Dienstleistungen, deren Index auf 50,8 kletterte – die erste Expansion in diesem Jahr. Die Industrie blieb schwach und rutschte auf 47,8.

Außerhalb Deutschlands und Frankreichs gab es die kräftigsten Verbesserungen. Die Geschäftstätigkeit stieg so schnell wie zuletzt im April 2023.

Marktreaktionen

Die Weltbörsen gerieten am Freitag unter Druck. Auslöser war eine von Techwerten getriebene Verkaufswelle an der Wall Street am Vortag. Trotz guter Quartalszahlen von Nvidia trennten sich Anleger weiter von Technologiewerten, aus Sorge vor hohen Bewertungen.

Zusätzlich schwanden die Hoffnungen auf eine Zinssenkung der US-Notenbank im Dezember. Terminkurse sehen nur noch eine Wahrscheinlichkeit von 30 Prozent für einen Schritt um 25 Basispunkte bei der Sitzung am 10. Dezember. Der Nasdaq 100 schloss am Donnerstag 2,38 Prozent tiefer. Der CBOE Volatility Index (VIX), ein Gradmesser für die Furcht am Markt, sprang zugleich um mehr als elf Prozent und überschritt die Marke von 25. Seit Monatsbeginn liegt er damit rund 50 Prozent im Plus.

In Europa folgten die Aktienmärkte, geführt von Verlusten bei Banken- und Industriewerten.

Der Euro Stoxx Banks Index lag am späten Vormittag in Frankfurt 1,3 Prozent im Minus. ING Groep und Deutsche Bank verloren jeweils 1,7 Prozent.

Der DAX gab rund ein Prozent nach und notierte nahe 23.000 Punkten. Zu den größten Verlierern zählten Siemens Energy und Rheinmetall mit minus 7,3 beziehungsweise 5,4 Prozent.

Auch der Euro Stoxx 50 lag mehr als ein Prozent tiefer, belastet von einem Rückgang beim Chipausrüster ASML Holding NV um sechs Prozent. In Italien fiel der FTSE MIB um 1,1 Prozent, der Rüstungskonzern Leonardo Spa verlor fast sechs Prozent.

Der französische CAC 40 zeigte sich widerstandsfähiger und gab nur 0,5 Prozent nach. Schneider Electric büßte jedoch 2,5 Prozent ein.

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