Untersuchungsbericht zur WM 2006 vorgestellt

Untersuchungsbericht zur WM 2006 vorgestellt
Von Euronews
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Der DFB und die Anwaltskanzlei Freshfields haben den Untersuchungsbericht zur Vergabe der WM 2006 an Deutschland vorgestellt. Es geht vor allem um

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Der DFB und die Anwaltskanzlei Freshfields haben den Untersuchungsbericht zur Vergabe der WM 2006 an Deutschland vorgestellt. Es geht vor allem um die Frage, ob die Organisatoren mit umgerechnet 6,7 Millionen falsch deklarierten Euro Stimmen gekauft haben, um das Sommermärchen zu ermöglichen. Eine klare Antwort gibt es nicht.

Christian Duve von Freshfields: “Ich möchte hier zusammenfassend sagen, dass wir keinen Beweis für einen Stimmenkauf haben, aber ihn auch nicht vollständig ausschließen können. Wir haben uns sehr genau beschäftigt mit dem Stimmverhalten der verschiedenen FIFA-Exekutivkomiteemitglieder, das aus Perspektive der deutschen Bewerbung in Frage stand.”

Die Stimmen zum Freshfields-Bericht: https://t.co/Z7gBLxyJB2#DFB

— DFB (Verband) (@DFB) 4. März 2016

Die Millionensumme floss über Umwege an den inzwischen gesperrte Fifa-Funktionär bin Hammam aus Qatar; der streitet das ab. Eine Station war der damaligen Adidas-Vorsitzenden Robert Louis-Dreyfus.

“Sie wissen alle, dass diese Zahlung deklariert war als ein Beitrag des DFB für eine FIFA-Gala. Nach dem Ergebnis unserer Untersuchung steht fest, dass sie für diese FIFA-Gala nicht gedacht war, vielmehr steht fest, dass sie im nächsten Schritt für Robert Louis-Dreyfus als Empfänger gedacht war.”

Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung lautet: Die WM-Organisatoren, allen voran Cheforganisator Franz Beckenbauer haben offenbar bewusst versucht, die Zahlungen zu vertuschen. Über Konten Beckenbauers flossen große Teile der in Frage stehenden Millionensumme hin und her.

Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Bericht

Zahlungen

- 29. Mai bis 8. Juli 2002: In vier Tranchen werden sechs Millionen Schweizer Franken von einem Konto, dessen Inhaber Robert Schwan und Franz Beckenbauer sind, auf ein Konto des Advokatbüro Gabriel & Müller in der Schweiz transferiert.

- jeweils wenige Tage später: Die Beträge werden von Gabriel oder dem Advokatbürp an ein Konto der KEMCO Scaffolding Co. in Katar weitergeleitet. Alleiniger Anteilseigner war Mohamed bin Hammam.

- August 2002: Der frühere Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus eröffnet ein Konto und überweist zehn Millionen Schweizer Franken auf das Konto von Gabriel & Müller.

- 3. September 2002: 5,983 Millionen Schweizer Franken gehen von dem Konto Gabriel & Müller auf ein Konto von Beckenbauer. Schwan war zuvor gestorben.

- 5. September 2002: 4 Millionen Schweizer Franken gehen von dem Konto Gabriel & Müller an die KEMCO Scaffolding Co..

- 27. April 2005: Der DFB zahlt 6,7 Millionen Euro (10,3 Millionen Schweizer Franken) an die FIFA. Diese Zahlung stellt keinen Beitrag zur FIFA-Eröffnungsgala dar. Sie soll Robert Louis-Dreyfus zugute kommen. «Dieser wahre Zahlungszweck wurde bewusst verschleiert.» Die FIFA leitet die Zahlung am gleichen Tag auf ein Konto von Louis-Dreyfus weiter.

Unter dem Strich steht also ein Minus von 6,7 Millionen Euro beim DFB und ein Plus von 10 Millionen Schweizer Franken bei KEMCO.

Stimmenkauf

- Nach Erkenntnissen der Ermittler bleibt offen, ob ein «weiterer, dahinterliegender Zweck» mit der Zahlung von zehn Millionen Schweizer Franken verfolgt wurde.

- Eine Vereinbarung von Beckenbauer für den DFB und Jack Warner für den CONCACAF (Konföderation Nord-, Mittelamerika und Karibik) vier Tage vor WM-Vergabe bezeichnen die Untersucher als «rätselhaft». Darin werden der CONCACAF und Warner die Entsendung von Trainern, Fußballausrüstung, der Druck von Nationalflaggen, Tickets für Qualifikationsspiele von Trinidad & Tobago einschließlich Kosten für Erste-Klasse-Flugtickets zugesagt. Warner wurden 1000 Tickets für WM-Spiele 2006 versprochen. Ob das DFB-Präsidium dem zustimmt, bleibt offen. Es deuten jedoch «diverse Vorgänge» darauf hin, dass die Leistungen erbracht wurden.

DFB-Aufklärung des Skandals

- Der inzwischen zurückgetretene DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hatte spätestens im Juni 2015 «Kenntnis von möglichen Unregelmäßigkeiten» mit Verbindung zur WM 2006.

- Niersbach informierte das Präsidium erst im Oktober 2015, stattdessen traf er sich nur mit früheren Mitgliedern des WM-Organisationskomitees.

Freshfield-Report zum Download
Hintergrundbericht von Spiegel

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