Tschernobyl: Mensch und Natur leiden noch immer

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Von Andrea Büring
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30 Jahre ist die Atomkatastrophe von Tschernobyl her. Die Strahlung, die am 26. April 1986 durch eine Explosion im Reaktor in der heutigen Ukraine

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30 Jahre ist die Atomkatastrophe von Tschernobyl her.

Die Strahlung, die am 26. April 1986 durch eine Explosion im Reaktor in der heutigen Ukraine freigesetzt wurde, verseuchte breite Landstriche, eine Strahlenwolke zog über Europa hinweg. Mit einer Belastung, die etwa 100 mal höher war als bei den Atombomenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki zusammen.

Pictures from Chernobyl exclusive zoneAn einer neuen Schutzhülle für den betroffenen Reaktor wird weiter gebaut. 40 Staaten beteiligen sich an dem zwei Milliarden Euro-Projekt.

Was die Folgen für Mensch und Natur betrifft, herrscht weiter Unklarheit, auch drei Jahrzehnte später.

Eine Zwischenbilanz zieht die Konferenz Inalco in Paris, auf der der ukrainische Botschafter Verzögerungen im Zeitplan ankündigte. Oleh Shamshur meint, “die Arbeiten enden eigentlich 2017, aber wir müssen natürlich den Inhalt unter der Schutzhülle reinigen. Das wird länger dauern als vorgesehen. Das Ende der Arbeiten wird sich also voraussichtlich bis 2023 verzögern.”

Doch auch nach der Fertigstellung solle die Regierung in Kiew weiter international unterstützt werden, fordert zum Beispiel die Umweltorganisation Greenpeace. Es gebe eine große Kluft zwischen den Forschungsergebnissen und dem Umgang vor Ort.

Wissenschaftlerin Galina Ackerman von der Universität in Caen warnt, “es gibt weiter Menschen, die in den kontaminierten Gebieten leben, denn es ist unmöglich, alle acht Millionen Personen umzusiedeln. Selbst in der Sperrzone 30km um das AKW gibt es Gebiete, die durchaus bewohnbar sind. Um aber die Lebensbedingungen für die Bevölkerung dort zu verbessern, braucht man erhebliche Investitionen.”

Noch immer ist unklar, wie viele Todesfälle in Zusammenhang mit dem Super-GAU stehen. Es gibt Schätzungen, die von mindestens 4.000 bis zu über 40.000 Opfern sprechen.

Auch der Zustand der Natur wirft Fragen auf.

Soziologe Frédérick Lemarchand: “Seit Tschernobyl macht man sich Sorgen um Lebensmittel, Wiesen und Wälder. Allerdings sieht man die Schäden nicht, weil alles genau so aussieht wie vor dem Reaktorunfall. Ein seltsamer Zustand: Man sieht die Kontaminierung nicht, weiß aber, dass sie da ist. Vielleicht verzögern sich die Auswirkungen nur und werden bald sichtbar. Die Menschen in den betroffenen Gebieten fragen, warum vieles geschlossen wurde, warum Stacheldraht gelegt wurde, warum Menschen umgesiedelt wurden. Man könne dort doch gut leben, so die Meinung vieler.”

Die am stärksten verseuchten Gebiete liegen in der Ukraine, in Russland und Weißrussland. Im weißrussischen Gebiet, das an Tschernobyl grenzt, leben etwa 800 Menschen. Ihre Lebenserwartung liegt bei 45 bis 50 Jahren.

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