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5 Jahre nach der Pleite: Hatte Anton Schlecker 20 Millionen Euro beiseite geschafft?

5 Jahre nach der Pleite: Hatte Anton Schlecker 20 Millionen Euro beiseite geschafft?
Von Euronews
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In Stuttgart hat der Schlecker-Prozess begonnen - mit einem blassen Angeklagten, der Millionen veruntreut haben soll.

In Stuttgart hat unter riesigem Medienrummel und großem Interesse der Prozess gegen den Besitzer der pleite gegangenen Drogerie-Kette Anton Schlecker (72) begonnen.

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Für die Staatsanwaltschaft ist der Fall klar: Anton Schlecker habe
vorsätzlich Bestandteile seines Vermögens, das den Gläubigern
zugestanden hätte, vor der Insolvenz im Jahr 2012 beiseite geschafft, so der Hauptvorwurf. Laut Anklage soll es sich um mehr als 20 Millionen Euro in vielen Einzelbeträgen handeln. Dabei geht es unter anderem um eine Wohnungsrenovierung seines Sohns Lars Schlecker für
etwa 1 Million Euro, eine Reise der Kinder für mehrere Zehntausend Euro sowie Geldgeschenke an vier Enkel in Höhe von insgesamt 800 000
Euro.

Außerdem wirft die Staatsanwaltschaft dem 72-Jährigen vor, den
Zustand des Unternehmens im Konzernabschluss falsch dargestellt und vor dem Insolvenzgericht unrichtige Angaben gemacht haben. Mit auf
der Anklagebank sitzen seine Frau Christa und seine beiden Kinder Meike und Lars. Bei ihnen geht es um Beihilfe zum Bankrott.
Schleckers Sohn und Tochter sind als ehemalige Gesellschafter der Logistikgesellschaft LDG außerdem wegen Insolvenzverschleppung und
Untreue angeklagt. Sie sollen trotz der drohenden Insolvenz des
allein vom Schlecker-Konzern abhängigen Logistikers nicht reagiert haben. Außerdem stehen zwei Wirtschaftsprüfer vor Gericht, die die Bilanzen von Schlecker abgenickt hatten.

Dreh- und Angelpunkt ist, dass Schlecker sein Unternehmen nicht als GmbH, sondern als eingetragener Kaufmann geführt hatte. Aus diesem
Grund haftet er mit seinem persönlichen Vermögen.
Schlecker-Verteidiger Scharf kritisierte die Haltung der Anklage: Jeder dürfe Schenkungen vornehmen und Kosten übernehmen. «Nach der
Ratio der Anklage darf ihm nur eines nicht passieren: Später in die Insolvenz gehen.»

Er monierte außerdem, dass im Vorfeld des Verfahrens Einzelheiten an die Öffentlichkeit gelangt waren. «Der Sachverhalt, um den es hier geht, ist komplex und verschließt sich einer einfachen und schnellen
Beurteilung», sagte Scharf, der bereits Formel-1-Boss Bernie
Ecclestone vertreten hatte.
Das Gericht hat zunächst 26 Verhandlungstage bis Oktober angesetzt.

Im Falle einer Verurteilung drohen Anton Schlecker bis zu zehn Jahre Gefängnis.

Besonders die Menschen, die durch die Schlecker.Pleite ihre Jobs verloren haben, beobachten den Prozess mit Interesse.

Und dann gibt es noch den ultimativen Schlecker-Scherz. Falls Sie ihn oben nicht gleich verstanden haben, schauen Sie noch mal genau hin. Es gibt dieses Graffiti offenbar an mehreren ausgedienten Schlecker-Kaufhaus-Ruinen.

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