Echt oder Fake? Digitaler Bilderkrieg in Katalonien

Echt oder Fake? Digitaler Bilderkrieg in Katalonien
Von Alexandra Leistner

Einige Bilder vom Referendum und den Protesten am 1. Oktober in Katalonien sind mit Vorsicht zu genießen.

Bilder der Gewalt zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften während des verbotenen Unabhängigkeitsreferendums in Katalonien verbreitete sich rasend schnell im Internet. Gegner und Befürworter der Abspaltung sowie zahlreiche europäische Politiker kritisierten die Zusammenstöße, zu denen es vor allem in Barcelona und Girona kam.

Allerdings waren wohl nicht alle Bilder, die Entrüstung auslösten, echt.

In einem Video sind Menschen zu sehen, die Wahlurnen über die Straße tragen oder in Privatautos transportieren. Die Stimmzettel darin sollen vorausgefüllt sein, ob das Kreuz bei Ja oder Nein stand, ist jedoch unklar. Die Bilder, die von den Sendern Telecino und TVE ausgestrahlt wurden, und demnach am frühen Morgen vor Beginn der Abstimmung entstanden sein sollen, stellen die Glaubwürdigkeit des Referendums in Frage.

Für die ehemalige Abgeordnete Rosa Díez González waren die Aufnahmen der Beweis für die “illegale” Wahl.



Allerdings weisen mehrere Indizien darauf hin, dass das Video später entstand. Unter anderem ging an diesem Tag in Barcelona die Sonne erst um 7.50 Uhr auf, der Tag scheint aber schon angebrochen. Die Wahllokale müssten also schon geöffnet gewesen sein.

Zudem ist die Wahlurne nicht durch die roten Plastiksiegel verschlossen, durch die sichergestellt werden soll, dass die Box nicht während der Abstimmung geöffnet wird. Einige sind der Meinung, die Wahlurne könnte dazu genutzt worden sein, leere Stimmzettel zu transportieren.

Zum Hintergrund: Die Polizei hatte einige Wahllokale abgeriegelt und Stimmzettel beschlagnahmt. Daraufhin improvisierten einige Organisatoren und suchten andere Orte für die Abstimmung.

Mehr Informationen gab es zunächst nicht.

Auch in sozialen Netzwerken verbreiteten sich Videos und Fotos, in denen Personen mehrfach abstimmen oder an der Wahl teilnahmen, ohne sich auszuweisen, fast als nähmen sie an einer Tombola teil.


Ein junger Mann zeigt sich stolz beim Einwerfen von vier Stimmzetteln. Er habe die Schwächen des Systems aufzeigen wollen, erklärte er in spanischen Medien.


Sogar ein Madrilene soll es geschafft haben, seine Nein-Stimme abzugeben.


Auch eindeutig falsche Bilder wurden verbreitet, etwa wie die katalanische Polizei Mossos de’Esquadra Feuerwehrleuten mit Schlagstöcken gegenüberstehen.


Diese Fotos stammen von Protesten aus dem Jahr 2013.


Beim Referendum in Katalonien am 1. Oktober war es zu Szenen gekommen, in denen Feuerwehrleute Demonstranten vor Polizeigewalt schützten.


Zwei Versionen eines Fotos, das am Sonntag entstanden sein soll: Nach Angaben des Twitter-Kontos Maldito Bulo wurde die katalanische Flagge nachträglich in das Bild eingefügt.


Auch Bilder von verwundeten Menschen sind Teil der Polemik. Das Bild einer älteren Dame mit einer Platzwunde auf der Stirn, offenbar ein Opfer der Polizeigewalt, wurde von Internetnutzern in Frage gestellt und auf seine Authentizität geprüft.


In sozialen Medien berichteten allerdings auch zahlreiche Augenzeugen, dass die Frau tatsächlich verletzt wurde. Ein Video zeigt sie beim Abgeben ihrer Stimme mit einem Verband auf der Stirn.



Einige Bilder waren allerdings alte Bilder von anderen Demonstrationen. Der Twitter-Account Maldito Bulo deckte einige sogenannte Fakes auf.


Die spansiche Polizei mahnte in einem Tweet, Bilder zu überprüfen, bevor sie im Internet geteilt werden.