Echt oder Fake? Digitaler Bilderkrieg in Katalonien

Echt oder Fake? Digitaler Bilderkrieg in Katalonien
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Von Alexandra Leistner
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Einige Bilder vom Referendum und den Protesten am 1. Oktober in Katalonien sind mit Vorsicht zu genießen.

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Bilder der Gewalt zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften während des verbotenen Unabhängigkeitsreferendums in Katalonien verbreitete sich rasend schnell im Internet. Gegner und Befürworter der Abspaltung sowie zahlreiche europäische Politiker kritisierten die Zusammenstöße, zu denen es vor allem in Barcelona und Girona kam.

Allerdings waren wohl nicht alle Bilder, die Entrüstung auslösten, echt.

In einem Video sind Menschen zu sehen, die Wahlurnen über die Straße tragen oder in Privatautos transportieren. Die Stimmzettel darin sollen vorausgefüllt sein, ob das Kreuz bei Ja oder Nein stand, ist jedoch unklar. Die Bilder, die von den Sendern Telecino und TVE ausgestrahlt wurden, und demnach am frühen Morgen vor Beginn der Abstimmung entstanden sein sollen, stellen die Glaubwürdigkeit des Referendums in Frage.

Für die ehemalige Abgeordnete Rosa Díez González waren die Aufnahmen der Beweis für die “illegale” Wahl.

El tongo completo al descubierto: las urnas llegan a los colegios ya llenas de papeletas! Descrédito universal. pic.twitter.com/HcocuUImNM

— Rosa Díez (@rosadiezglez) October 1, 2017

? Esta imagen está causando polémica https://t.co/yxDAHs5ftlpic.twitter.com/Zn5WlZw9Mt

— 24h (@24h_tve) October 1, 2017

Allerdings weisen mehrere Indizien darauf hin, dass das Video später entstand. Unter anderem ging an diesem Tag in Barcelona die Sonne erst um 7.50 Uhr auf, der Tag scheint aber schon angebrochen. Die Wahllokale müssten also schon geöffnet gewesen sein.

Zudem ist die Wahlurne nicht durch die roten Plastiksiegel verschlossen, durch die sichergestellt werden soll, dass die Box nicht während der Abstimmung geöffnet wird. Einige sind der Meinung, die Wahlurne könnte dazu genutzt worden sein, leere Stimmzettel zu transportieren.

Zum Hintergrund: Die Polizei hatte einige Wahllokale abgeriegelt und Stimmzettel beschlagnahmt. Daraufhin improvisierten einige Organisatoren und suchten andere Orte für die Abstimmung.

Mehr Informationen gab es zunächst nicht.

Auch in sozialen Netzwerken verbreiteten sich Videos und Fotos, in denen Personen mehrfach abstimmen oder an der Wahl teilnahmen, ohne sich auszuweisen, fast als nähmen sie an einer Tombola teil.

Si señores todo muy democrático y legal.. #VivaElVinopic.twitter.com/ppRkHSBAYg

— beatrizmartin#RED (@BeaMartv) October 1, 2017

Ein junger Mann zeigt sich stolz beim Einwerfen von vier Stimmzetteln. Er habe die Schwächen des Systems aufzeigen wollen, erklärte er in spanischen Medien.

Si votas cuatro veces te llevas a casa la urna llena de fuet y de pan payés. pic.twitter.com/WUWWneWXUx

— El Aguijón ? (@Elaguijon_) October 1, 2017

Sogar ein Madrilene soll es geschafft haben, seine Nein-Stimme abzugeben.

Así votó “NO” un madrileño empadronado en Vallecas en el referéndum catalán ? https://t.co/9vGNVFrch9

— Foro GuardiasCiviles (@forogc) October 1, 2017

Auch eindeutig falsche Bilder wurden verbreitet, etwa wie die katalanische Polizei Mossos de’Esquadra Feuerwehrleuten mit Schlagstöcken gegenüberstehen.

GLORY TO THE CATALAN FIREMEN! pic.twitter.com/pGKg6m420d

— Ramon Mercader (@RamonMercader1) October 1, 2017

Diese Fotos stammen von Protesten aus dem Jahr 2013.

Estas fotos son de 2013, de cuando la Generalitat enviaba a los Mossos a hostiar a los bomberos. Vía alejoalberdi</a> <a href="https://t.co/Ovw9wC0m4s">https://t.co/Ovw9wC0m4s</a> <a href="https://t.co/6aSpk5xCHH">pic.twitter.com/6aSpk5xCHH</a></p>— Manel Ansede (manuelansede) October 1, 2017

Beim Referendum in Katalonien am 1. Oktober war es zu Szenen gekommen, in denen Feuerwehrleute Demonstranten vor Polizeigewalt schützten.

Gracias bomberscat</a> <a href="https://t.co/3hhNozBVGr">pic.twitter.com/3hhNozBVGr</a></p>— LPNSM (LaPelotaNSM_KO) 1 de octubre de 2017

Zwei Versionen eines Fotos, das am Sonntag entstanden sein soll: Nach Angaben des Twitter-Kontos Maldito Bulo wurde die katalanische Flagge nachträglich in das Bild eingefügt.

NO.

La foto es falsa.
La estelada es un montaje.

?????? pic.twitter.com/puuKhhL17x

— MALDITO BULO (@malditobulo) October 1, 2017

Auch Bilder von verwundeten Menschen sind Teil der Polemik. Das Bild einer älteren Dame mit einer Platzwunde auf der Stirn, offenbar ein Opfer der Polizeigewalt, wurde von Internetnutzern in Frage gestellt und auf seine Authentizität geprüft.

Una razón más para incluir en el Código penal el delito de astroturfing pic.twitter.com/aqeSvJdjzQ

— Juan Antonio (@alegrameeeldia) October 1, 2017

In sozialen Medien berichteten allerdings auch zahlreiche Augenzeugen, dass die Frau tatsächlich verletzt wurde. Ein Video zeigt sie beim Abgeben ihrer Stimme mit einem Verband auf der Stirn.

Oye, puedes verlo en el Instagram de su hijo. Esta señora es de Murcia, ha denunciado a la policia y la sangre no es inventada! pic.twitter.com/oecupXe6YU

— Numbers (@Lluitzz) October 2, 2017

Les imatges parlen per sí soles: res no pot aturar la democràcia ♥️ #catalanreferendumpic.twitter.com/6XyJlc9vY0

— Crida Democràcia (@CridaDemocracia) 1 de octubre de 2017

Einige Bilder waren allerdings alte Bilder von anderen Demonstrationen. Der Twitter-Account Maldito Bulo deckte einige sogenannte Fakes auf.

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NO.

Esta foto de un niño agredido no es de hoy.

Es de 2012. Los Mossos le golpearon en la manifestación de la huelga general. pic.twitter.com/TNhklJJDaW

— MALDITO BULO (@malditobulo) 1 de octubre de 2017

Die spansiche Polizei mahnte in einem Tweet, Bilder zu überprüfen, bevor sie im Internet geteilt werden.

Bulo despreciable anulado pic.twitter.com/fYFaXmnnvc

— Fuerzas Especiales (@Fauerzaesp) October 2, 2017

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