Warum rote Sterne gut für Einstein sind

Warum rote Sterne gut für Einstein sind
Copyright ESO/M. Kornmesser
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Von Euronews mit dpa/AP/Reuters
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Wissenschaftler haben im Zentrum unserer Milchstraße die Gravitations-Rotverschiebung beobachtet.

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Ein rötlicher Stern bestätigt Einsteins Relativitätstheorie. Am größten Teleskop der Erde in Chile haben Wissenschaftler ins Zentrum unserer Galaxie, der Milchstraße geschaut. Sie beobachteten Sterne, die das Schwarze Loch umkreisen. Einer dieser Kandidaten, ein Stern namens S2, wurde ganz besonders genau untersucht. Die Wissenschaftler sahen, dass er seine Farbe verändert, je nachdem, ob er sich gerade näher oder weiter weg von dem Schwarzen Loch befindet.

Auf seiner elliptischen Umlaufbahn kommt der Stern dem Schwarzen Loch nur alle 16 Jahre nahe. Zweimal nutzten die Wissenschaftler diese seltene Gelegenheit bereits, um S2 zu beobachten. Normalerweise erscheint der Stern leicht bläulich, je näher er aber dem Schwarzen Loch kommt, desto röter wirkt er.

Verantwortlich dafür ist die Anziehungskraft des Schwarzen Lochs. Sie verändert das Verhältnis von Raum und Zeit - und streckt die Lichtwellen. Der Stern erscheint röter. Gravitations-Rotverschiebung nennen die Wissenschaftler das.

Dieses Phänomen ist an sich nicht neu, wurde nun aber erstmals an einem Stern beobachtet, der ein Schwarzes Loch umkreist. Die Wissenschaftler, ein internationales Team aus mehreren europäischen Ländern, vergleichen ihre Beobachtung mit einem künstlichen Experiment. Um die wissenschaftliche Theorie rund um Schwarze Löcher zu testen, muss man ihnen ein Objekt zuwerfen, ähnlich einem Stein, den man ins Wasser wirft, um die Wellen zu beobachten. In diesem Fall ist das Objekt ein Stern, der eben zufällig auf der richtigen Bahn um das Schwarze Loch unterwegs ist. Unterschied: Ein geworfener Stein wird nicht auf etwa drei Prozent der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. S2 dagegen schon.

Einsteins Freud, Newtons Leid

Mit den Beobachtungen untermauern die Wissenschaftler Einsteins Relativitätstheorie. Gleichzeitig widerlegen sie Teile von Newtons wesentlich einfacher gestrickter Gravitationstheorie. Für die Wissenschaftler ist das ein großer Erfolg. Aber selbst wenn das Ergebnis anders ausgefallen wäre, enttäuscht wäre die Astrophysikerin Odele Straub vom Observatoire de Paris nicht: "Wir hoffen, dass wir irgendwann etwas im Zentrum der Galaxie entdecken, das wir nicht mit Einsteins Theorie erklären können. Das wäre so aufregend. Denn dann könnten wir am Reißbrett eine ganz neue Theorie entwickeln."

Eine Ergänzung der Relativitätstheorie, die so viel auf der Welt erklärt? Schon möglich. Immerhin haben die Menschen auch in der Vergangenheit schon geglaubt, dass sie mit ihren Erklärungen richtig liegen. Man sollte sich aber immer wieder in Erinnerung rufen, warum eine Theorie so heißt, wie sie heißt: Sie ist eine Theorie, keine endgültige Wahrheit.

Weitere Quellen • MPI

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