Asylsuchende leben in Ostdeutschland gefährlicher als im Rest vom Land

Rechtsextreme Anhänger marschieren am Tag der Deutschen Einheit in Berlin
Rechtsextreme Anhänger marschieren am Tag der Deutschen Einheit in Berlin Copyright REUTERS/Fabrizio Bensch/File Photo
Von Euronews mit dpa
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Eine Studie hat herausgefunden, dass Asylsuchende in Ostdeutschland viel eher Opfer eines Hassverbrechens werden als im Rest vom Land.

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Asylsuchende, die in Ostdeutschland leben, sind zehnmal gefährdeter, Opfer eines Hassverbrechens zu werden als diejenigen, die in den westlichen Bundesländern ansässig sind.

Das fand eine Studie des Leibnitz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) heraus. Laut der Studie komme es bei der Wahrscheinlichkeit nicht darauf an, wie viele Flüchtlinge in einem Ort leben. Also: Die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Hassverbrechens zu werden, steigt nicht je mehr Asylsuchende es gibt.

Viel bedeutender sei, wie viel Erfahrungen die Einheimischen in der Vergangenheit mit Zuwanderern gemacht haben. Die Zahl der Angriffe sei "in Regionen mit einem zuvor geringen Ausländeranteil höher als in Regionen mit einem bereits hohen Ausländeranteil", stellen Horst Entorf und Martin Lange fest.

Ein Aspekt, der das Problem in den neuen Bundesländern womöglich noch verschärft, ist die Zusammensetzung der Bevölkerung mit Migrationshintergrund auf dem Gebiet der früheren DDR. Da nach dem Fall der Mauer nur wenige Ausländer als Arbeitsmigranten in den Osten kamen, hat sich in vielen Köpfen dort der Gedanke "Ausländer gleich Hilfe-Empfänger" festgesetzt. Der Kontakt zwischen Einheimischen und Arbeitskräften aus sogenannten sozialistischen Bruderstaaten war zu DDR-Zeiten nicht gefördert worden.

Unter Hasskriminalität im Sinne der Studie wird politisch motivierte Kriminalität wie Volksverhetzung, Hakenkreuz-Schmierereien, körperliche Angriffe und Brandanschläge verstanden.

In den Jahren 2013 bis 2015 kam es in einem ostdeutschen Kreis bei einem Ausländeranteil von drei Prozent und einer Ansiedlung von 1000 Asylsuchenden pro 100 000 Einwohnern durchschnittlich zu zwei bis drei Übergriffen im Jahr. Für einen vergleichbar großen Kreis in Westdeutschland wurden statistisch 0,4 bis 0,6 Übergriffe ermittelt.

Seit 2016 ist die damals sehr hohe Zahl der Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte zurückgegangen. Im dritten Quartal 2018 zählten die Sicherheitsbehörden 37 solcher Attacken, bei denen die Täter ausnahmslos dem rechten Spektrum zuzurechnen waren. Im gleichen Zeitraum zählte die Polizei zudem 323 Übergriffe auf Flüchtlinge und Asylbewerber außerhalb von Unterkünften.

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