Zerfällt das Kabinett des britischen Premierministers Boris Johnson?

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Von af mit dpa
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Nach dem Rücktritt von Arbeitsministerin Amber Rudd wird in Großbritannien bereits über einen weiteren Zerfall des Kabinetts von Premierminister Boris Johnson spekuliert.

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Nach dem Rücktritt von Arbeitsministerin Amber Rudd wird in Großbritannien bereits über einen weiteren Zerfall des Kabinetts von Premierminister Boris Johnson spekuliert.

Ihren Angaben zufolge habe auch der Rauswurf von Abgeordnetenkollegen durch Johnson aus der Tory-Fraktion zu dem Schritt beigetragen.

Johnson hatte am Dienstag 21 Tory-Rebellen aus der Fraktion geworfen, die im Streit um den Brexit-Kurs des Premiers gegen die eigene Regierung gestimmt hatten. 

Darunter sind so prominente Mitglieder wie der Alterspräsident und ehemalige Schatzkanzler Ken Clarke und der Enkel des Kriegspremiers Winston Churchill, Nicholas Soames.

Dominic Grieve ist unabhängiger Abgeordneter und ehemaliges Mitglied der Conservative Party. Er sagt: "Ich bin entsetzt, dass ein Premierminister, ein konservativer Premierminister, sich so verhält. Wir sind eine Partei, die die Rechtsstaatlichkeit aufrechterhält, unsere Verfassung aufrechterhält. Er war dabei, die Verfassung zu zerstören, und er sagt nun, er würde das Gesetz brechen. Das ist lächerlich, es ist beschämend."

Nigel Evans, konservativer Abgeordneter des Vereinigten Königreichs, findet dagegen: "Sobald man aus der Westminster-Blase, der Metropole London, herauskommt, ist es erstaunlich, die Unterstützung für Boris und den Ansatz, den er verfolgt. Schließlich versucht er nur, das Versprechen einzulösen, das die Politiker den Menschen vor drei Jahren gegeben haben."

Am Samstag gingen mehrere hundert Menschen auf die Straßen Londons, protestierten gegen den Brexit und die derzeitige Regierung unter der Leitung von Premierminister Johnson.

Sie trugen Poster und sangen "Sag es laut, sag es deutlich, Immigranten sind hier willkommen!"

REUTERS/Simon Dawson

Es gab jedoch auch Proteste für den EU-Austritt Großbritanniens - und zwischen den Gruppierungen kam es am Samstag in London zu bedrohlichen Szenen. Wie die britische Nachrichtenagentur PA berichtete, musste die Polizei Gruppen mit jeweils mehrere Hundert Menschen am Parliament Square auseinanderhalten. Scotland Yard teilte später mit, dass 16 Menschen festgenommen wurden, die meisten wegen Gewaltdelikten.

Berichten zufolge gingen einige der gewaltsamen Übergriffe von Mitgliedern der als rechtsextremistisch geltenden Fußballfan-Vereinigung Football Lads Alliance (FLA) aus. Die FLA hatte ihre Anhänger zur Pro-Brexit-Demo aufgerufen. Sie sollen laut den Berichten Brexit-Gegner und Polizeibeamte attackiert haben.

Die ehemalige konservative Parlamentsabgeordnete und Brexit-Gegnerin Anna Soubry sagte aus Angst vor Attacken der Fußballfans ihre geplante Rede am Parliament Square ab. "Ich bin eine Parlamentarierin und ich habe das Recht zu sprechen und ich sollte keine Angst haben, aber es ist sehr, sehr, sehr verstörend und ich habe eigentlich sehr große Angst", sagte Soubry laut PA. Vor dem Regierungssitz Downing Street forderten Hunderte Demonstranten Johnsons Rücktritt.

REUTERS/Simon Dawson
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