Polizistenmörder von Paris sammelte Infos über Kollegen auf USB-Stick

Polizistenmörder von Paris sammelte Infos über Kollegen auf USB-Stick
Copyright REUTERS/Philippe Wojazer
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Von Kirsten Ripper mit Reuters, LE PARISIEN
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Der Polizeibeamte, der mutmaßlich vier Kollegen getötet hat, hatte laut LE PARISIEN Details über mehrere Dutzend Kollegen aufgezeichnet.

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Der Polizeibeamte, der am 3. Oktober vier Kollegen in der Pariser Polizeipräfektur mit einem Messer getötet hat, bevor er erschossen wurde, hat Informationen über mehrere Dutzend Kollegen auf einem in seiner Wohnung gefundenen USB-Stick gesammelt. Wie LE PARISIEN an diesem Montag meldet, haben die Ermittler den USB-Stick in der Wohnung von Mickaël H. in Gonesse nördlich von Paris sichergestellt.

Zudem wurden Propagandavideos des sogenannten "Islamischen Staats" ebenfalls auf einem USB-Stick gefunden.

Ein Ex-Kollege des Informatikers erklärte der Zeitung: "Es läuft einem kalt den Rücken herunter, wenn man sich ins Bewusstsein ruft, dass er eines des höchsten Sicherheitsniveaus hatte mit Zugang zu fast allen Daten - auch von den Kollegen."

Mickaël H. arbeitete seit mehr als 15 Jahren als IT-Spezialist in der Polizeipräfektur. Er war taub, konnte aber verstehen, was Kollegen sagten, wenn sie sich direkt vor ihn stellten, gesprochen habe er normal. Auch wegen seiner Behinderung fühlte sich der mutmaßliche Angreifer seit einigen Monaten von seiner Hierarchie benachteiligt. Seit 2003 arbeitete Mickaël H. in einer auf den Kampf gegen Terrorismus spezialisierten Einheit in der französischen Hauptstadt.

Die Frau des 45-Jährigen, der von der Insel Martinique stammt, war kurzzeitig zu Befragungen inhaftiert worden. Sie ist inzwischen aber wieder auf freiem Fuß. Laut französischen Medienberichten war Mickaël H. seit 2014 verheiratet. 

In Frankreich wird diskutiert, wie Radikalisierungen unter Polizei- und anderen Beamten wirksam erkannt und wie das Problem bekämpft werden kann. Weil die Radikalisierung von Mickaël H. nicht erkannt worden war, steht Frankreichs Innenminister Christophe Castaner weiter unter Druck.

An diesem Montag schrieb LE PARISIEN auch, 19 Beamte des französischen Innenministeriums würden wegen des Verdachts auf Radikalisierung beobachtet.

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