Die Proteste in Katalonien drohen weiter zu eskalieren. Heute sollen sie in einem Generalstreik gipfeln.
Katalonien kommt nicht zur Ruhe: Die vierte Nacht in Folge kam es zu Protesten und Krawallen – in Barcelona aber auch in zahlreichen anderen Städten. Viele Menschen demonstrierten friedlich. Andere setzten Barrikaden, Müllcontainer und Café-Möbel in Brand. Es kam zu Zusammenstößen mit der Polizei. Einige Beamte wurden mit Steinen und Böllern beworfen.
Zusammenstöße mit Rechtsextremen verhindert
Die Polizei setzte Schlagstöcke ein, um die Unabhängigkeitsbefürworter und rechtsradikale Gegendemonstranten auseinanderzutreiben. Auslöser der Unruhen sind die langen Haftstrafen für neun Separatistenführer. Sie wurden wegen der Planung und Durchführung des Unabhängigkeitsreferendums 2017 verurteilt, das die spanische Justiz verboten hatte.
Spanines Innenminister Fernando Grande Marlaska ruft Barcelona auf, sich der Gewalt klar entgegenzustellen: "Ich möchte Regionalpräsident Quim Torra daran erinnern, dass es absolut notwendig ist, dass er sich ein für allemal entscheidet, ob er der Präsident aller Katalanen, der höchste Vertreter der katalanischen Region, oder ein Unabhängigkeitsaktivist sein will."
Konservative fordern Sanktionen
Unter Zwangsverwaltung, wie von der konservativen Opposition gefordert, will die Zentralregierung Katalonien diesmal aber nicht stellen. Regionalpräsident Torra hat die gewaltsamen Proteste inzwischen zwar verurteilt. Er ruft die Katalanen aber weiter zu „friedlichem zivilen Ungehorsam“ auf – bis der Weg zu einem neuen Referendum über eine Abspaltung von Spanien frei sei.
"Wir werden so schnell wie möglich einen Gesetzentwurf erarbeiten, um das Recht der Katalanen auf Selbstbestimmung zu verteidigen", sagte Torra im spanischen Fernsehen. "Wir werden einen Vorschlag machen und dieser Vorschlag wird selbstverständlich von allen politischen Parteien, zivilen Einrichtungen und unter internationaler Beteiligung diskutiert werden."
Generalstreik in Barcelona
Knapp die Hälfte der 7,5 Millionen Einwohner Kataloniens ist für eine Unabhängigkeit von Spanien. Viele von ihnen ziehen heute in die Hauptstadt Barcelona, um dort das öffentliche Leben mit einer Großdemo und einem Generalstreik lahmzulegen.